Zeitschrift für Palliativmedizin 2013; 14(5): 204
DOI: 10.1055/s-0033-1356965
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Buchbesprechung – Was wir noch tun können: Rehabilitation am Lebensende. Physiotherapie in der Palliative Care

Contributor(s):
Andreas Römer
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Publication Date:
05 September 2013 (online)

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Ist der Titel des Buches nicht ein Widerspruch in sich?

Den Herausgebern und Autoren ist ein multiprofessionelles Buch zum Thema Rehabilitation am Lebensende gelungen, das die Notwendigkeit und die Wichtigkeit der Physiotherapie in der palliativen Situation umfassend darstellt.

Das gut gegliederte Buch zeigt die Grundlagen palliativer Versorgung und stellt die Aufgabenfelder der Physiotherapie und die Interventionsmöglichkeiten verschiedener Symptome und Symptomkomplexe dar. Konkretisiert wird dies immer wieder an Patientenbeispielen, zu denen dann das weitere Vorgehen beschrieben wird. Besonders eindrucksvoll wird das am Beispiel der Demenz gezeigt.

Die einzelnen Symptomkomplexe sind gut erklärt und in die praktische Tätigkeit am Patienten umsetzbar. Befunderhebung, Assessment und Therapieplanung sind anhand von Fallbeispielen erläutert. Die ICF zur Beschreibung der Funktionsfähigkeit dient als Richtschnur bei der gemeinsamen Zielvereinbarung von Patient und Therapeut. Die Rubriken „Praktische Tipps“ und „Beachte“ heben wichtige Sachverhalte hervor und verstärken diese; Grafiken verdeutlichen wichtige Tests und Algorithmen der Diagnostik und Therapie.

Am Ende eines jeden Kapitels werden dem Leser Reflexionsfragen gestellt, die ihn dazu auffordern, sich über die eigenen Möglichkeiten, Strukturen und Prozesse sowie deren Umsetzungsmöglichkeiten im eigenen Arbeitsbereich Gedanken zu machen.

In Kapitel 4 geht es um ethische, spirituelle und kulturelle Aspekte. Dabei geht es über die ausschließlich somatisch ausgerichtete Physiotherapie hinaus und steht im Kontext der ganzheitlichen Behandlung am Lebensende. Andrew Goodhard schrieb hierzu: „Diese Kapitel wurde in der Hoffnung geschrieben, dass Physiotherapeuten ihre Arbeit in Hospizen und Palliativstationen als mehr als bloß „Fitmachen“ verstehen und sich verstärkt damit auseinandersetzen, wie dieses Verständnis auch den anderen Berufskollegen vermittelt werden kann. Wenn man ernsthaft ein ganzheitliches Behandlungsmodell vertritt, spielt die Physiotherapie als palliativmedizinische Maßnahme eine weitreichende Rolle auch bei der Erfüllung der spirituellen Bedürfnisse des Patienten“ [Kapitel 4.2.5, S. 221].

Das Kapitel 5 zu „Selfcare“ für Therapeuten ist ein sehr wichtiges Thema für alle in Palliativ Care-tätigen Therapeuten. Hier gibt es Anregungen und Anleitungen, die sich mit den Fragen der Supervision und Selbstreflexion auseinandersetzen.

Das Buch ist für Therapeuten für den Einstieg in die Palliativ Care als praktische Anleitung sehr gut geeignet. Auch für Physiotherapeuten mit Erfahrungen in Palliative Care bietet es viele Anregungen und Überlegungen zur Gestaltung der palliativen Therapie. Für andere Berufsgruppen, insbesondere Ärzte, stellt dieses Buch ebenfalls eine hervorragende Möglichkeit dar, sich einen guten Überblick über die therapeutischen Maßnahmen der Physiotherapie in Palliativ Care zu verschaffen. Dies betrifft vor allem auch die Indikationsstellung bei der Verordnung von Therapieleistungen im stationären und ambulanten Bereich. In einer nächsten Auflage könnten noch Tipps für Ärzte für die Heilmittelverordnung nach Heilmittelrichtlinien im ambulanten Bereich hilfreich sein.

Dem Buch ist eine große Verbreitung in allen Berufsgruppen der Palliative Care zu wünschen. Denn Rehabilitation am Lebensende ist kein Widerspruch in sich, sondern sinnvolle und notwendige Betreuung für die Patienten.