physiopraxis 2013; 11(05): 12-15
DOI: 10.1055/s-0033-1348069
physiopolitik
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Publication Date:
22 May 2013 (online)

Neuer vdek-Rezept-Prüfkatalog – Mehr Rechtssicherheit

Seit Jahren liegen die physiotherapeutischen Berufsverbände den gesetzlichen Krankenkassen in den Ohren und fordern mehr Rechtssicherheit bei der Rezeptprüfpflicht. Nun konnten sie sich in langwierigen Verhandlungen mit dem Verband der Ersatzkassen (vdek) auf eine Checkliste einigen, die zum 1. April 2013 als Teil des neuen vdek- Rahmenvertrags in Kraft trat. Diese Liste regelt das Vorgehen bei 15 typischen Fehlern der Heilmittelverordnungen. IFK, VPT und ZVK begrüßen die Ergebnisse, kritisieren aber, dass der Prüfkatalog nicht abschließend ist: Praxen müssen sich also auch künftig mit im Prüfkatalog nicht genannten Fehlern herumschlagen und diese weiterhin an die Berufsverbände melden. In weiteren Verhandlungen müssen dann die Berufsverbände mit der vdek den Katalog regelmäßig anpassen.

„Die Checkliste stellt klar, was im Einzelnen tatsächlich gekürzt werden darf“, sagt Thorsten Vogtländer, Referat SGB V des ZVK. „Willkürlichen Kürzungen bzw. Kürzungen unter reinen Kostengesichtspunkten wurde damit ein Riegel vorgeschoben.“ Nach Angaben von Anja Schlüter, Referat Kassenverhandlung vom IFK, folgt der Katalog folgender Systematik: Eher formale Fehler können auch nach dem Einreichen der Abrechnung ergänzt bzw. korrigiert werden, zum Beispiel Arztunterschrift/Arztstempel, Kreuz bei Art der Verordnung, Angabe Hausbesuch fehlt, Therapiedauer bei Manueller Lymphdrainage, korrekter Indikationsschlüssel. Besonders gravierende Fehler sind nur bis zur Abrechnung korrekturfähig, manche können auch unbürokratisch per Fax korrigiert oder ergänzt werden. VPT-Bundesgeschäftsführer Udo J. Fenner hofft, dass eine solche Checkliste auch mit den anderen Krankenkassen vereinbart werden kann.

Wer den neuen vdek-Rahmenvertrag mit der achtseitigen „Checkliste zu den erforderlichen Angaben auf der Verordnung“ noch nicht über seinen Berufsverband erhalten hat, kann ihn sich im Internet herunterladen: www.vdek.com/vertragspartner/heilmittel/rahmenvertrag.html.

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Abschied

von Dorit von Aufschnaiter

Am 28. Februar 2013 verstarb unsere Lehrbuchautorin Dorit von Aufschnaiter im Alter von 74 Jahren. Sie war für Thieme die erste Ansprechpartnerin, wenn es um die Vojta-Therapie in der Pädiatrie ging. In der Zusammenarbeit für das physiolehrbuch „Physiotherapie in der Pädiatrie“ erlebten wir Dorit von Aufschnaiter als engagierte Autorin, die aus einem großen Erfahrungsschatz schöpfen konnte, Fallbeispiele zu jeder Symptomatik in Erinnerung hatte und uns durch ihre Leidenschaft für ihre Patienten begeisterte. Als publizierende Therapeutin gab sie den Lernenden stets mit auf den Weg, dass das Arbeiten mit Kindern etwas sehr Erfüllendes ist und die Physiotherapie sehr viel für diese Kinder mit Handicap tun kann.

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IN ERINNERUNG AN ...

... Dr. Jacquelin Perry


Anfang März 2013 ist Dr. Jacquelin Perry im Alter von 94 Jahren gestorben. Die Top- Expertin des Post-Polio-Syndroms hat sich weltweit einen Namen gemacht. Ihr Rat an die Patienten folgte dem ökonomischen Prinzip: Weniger machen und Energien sparen! Doch sie selbst hielt sich nicht daran: Sie widmete ihre Lebenszeit unermüdlich der Erforschung, Entwicklung und Verbesserung der Rehabilitation für Patienten mit Gang- und Bewegungsbehinderungen.

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Ihre mittlerweile legendären Pionierarbeiten begann sie 1955 zusammen mit Kollegen in „ihrem Haus“, dem Rancho Los Amigos National Rehabilitation Center in Los Angeles. 1992 veröffentlichte sie das weltweit anerkannte Lehrbuch „Gait Analysis“, das in zweiter Auflage und Überarbeitung im Jahr 2010 erschienen ist. Ihr andauerndes Bestreben war es, Wissen zu schaffen im Sinne einer Medizin mit spürbaren Verbesserungen und Resultaten. Ihre 400 wissenschaftlichen Artikel zeugen davon.


Die Physiotherapeutin hat sich 1950 entschieden, als eine der ersten Frauen der USA „Medical Doctor“ zu werden, „um sich nichts von anderen sagen lassen zu müssen“. 1998 gründete sie, zusammen mit dem Rancho-Pathokinesiology-Team und mir die Observational Gait Instructor Group (O.G.I.G.) in Los Angeles. Das war der Grundstein dafür, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse um den menschlichen Gang tatsächlich weltweit in der Praxis ankommen. Durch „Gehen Verstehen der O.G.I.G.“ stand und steht nun eine zeitgemäße Rehatherapie in Form einer anwendbaren klinischen Biomechanik für Menschen mit Gehbehinderung zur Verfügung.


In ihrem Bestreben, den Patienten immer das Beste zugutekommen zu lassen, galt sie als eine der strengsten Professoren an der University of Southern California und wurde auch die „no-nonsense- Perry“ genannt. Vor ihrem 90. Geburtstag gab sie mir den Auftrag, nie aufzuhören, und alles, was ich mache, weiterhin auf Papier zu bringen. Das erfülle ich gerne! Dr. Jacquelin Perry stellte mich als meine Mentorin fast täglich vor neue Herausforderungen. Zum Beispiel, das Programm „Gehen Verstehen“ an der University of Southern California zu lehren. Ihr scharfer Esprit und Witz gaben mir den notwendigen Mut und die Kraft, den notwendigen Paradigmenwechsel zu etablieren hin zu einer Therapie, die eine klinisch verstandene, angewandte Biomechanik nach sich zieht.


Sie war eine Visionärin, die mir 2012 das persönliche Versprechen abringen konnte, das O.G.I.G. Gangrehabilitations-Qualitätssiegel auf den Weg zu bringen. Es soll Eltern mit gehbehinderten Kindern Orientierung geben, wohin und an wen sie sich wenden können. Ich hätte es ihr gerne persönlich mitteilen wollen, dass wir kurz davorstehen. Sie hatte keine Kinder oder eine Familie – doch mit ihrer Arbeit und Vision wird sie für viele Menschen weiterleben.


Kirsten Götz-Neumann, Physiotherapeutin und Präsidentin O.G.I.G.