Dialyse aktuell 2013; 17(5): 249
DOI: 10.1055/s-0033-1347081
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Die Lebendnierenspende

Uwe Heemann
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Publication Date:
19 June 2013 (online)

Seit Mitte 2012 wurde das Feld der Transplantation medial vor allem von Schlagzeilen zu Manipulationen der Warteliste für Lebern verstorbener Spender beherrscht. Dieser Skandal hat viele Spuren hinterlassen. Über die Gründe für diese Manipulationen ist viel spekuliert worden. Klar ist aber, dass eine der Hauptmotivationen der Wunsch nach vermehrten Lebertransplantationen war. Dies war nur über eine Manipulation der Warteliste möglich, da Deutschland bereits vor diesem Skandal eine im internationalen Vergleich niedrige Spenderate hatte.

Im Zuge des Wartelistenskandals kam es aber zu einer Vermengung von Begrifflichkeiten. Es wurde aus Vereinfachungsgründen immer wieder von einem Organspendeskandal gesprochen. Diesen gab es nicht. Bei der Organspende lief es in allen bisher bekannten Fällen gesetzeskonform und völlig transparent ab. Dies ist auch wenig verwunderlich, da kein Transplanteur mit der Organspende befasst ist. Hierfür ist in Deutschland einzig und allein die Deutsche Stiftung Organtransplantation zuständig – eine eigenständige, gemeinnützige Stiftung, die wiederum von der Bundesärztekammer beaufsichtigt wird. Im Übrigen betraf der Skandal nur die Lebertransplantation. Die Transplantation aller übrigen Organe, insbesondere der Nieren, wurde zu keinem Zeitpunkt beanstandet.

Durch die Verunsicherung der Bevölkerung kam es dennoch seit Mitte 2012 zu einem dramatischen Rückgang der Organspende. In Bayern betrug der Rückgang im ersten Vierteljahr 2013 mehr als 50 %. Dies ist nicht nur für die Patienten auf der Leberwarteliste ein Problem, sondern vor allem für Patienten, die auf eine Niere warten, da sich die Wartezeit hierdurch dramatisch verlängert.

Der einzige noch verbleibende Ausweg, neben dem Werben für erneutes Vertrauen in die Transplantationsmedizin, ist somit die Lebendnierenspende. Die Lebendspende ist ein Eingriff bei einem Gesunden, der aus Sicht des Spenders nicht erforderlich ist. Da es für viele Dialysepatienten aus den oben genannten Gründen kaum noch Hoffnung für das Organ eines Verstorbenen gibt, wird die Bedeutung der Lebendspende in der nächsten Zeit noch weiter zunehmen. Insofern ist es begrüßenswert, dass das im letzten Jahr revidierte Transplantationsgesetz die Position und insbesondere die finanzielle Absicherung von Lebendspendern deutlich verbessert hat. Vor diesem Hintergrund widmet sich der wissenschaftliche Schwerpunkt dieser Ausgabe der Dialyse aktuell thematisch vor allem der Lebendnierenspende.

Prof. Lutz Renders, München, et al. schildern in ihrem Artikel den Ablauf der Lebendspende, deren Auswirkungen und die Voraussetzungen. Hierbei ist festzuhalten, dass das Risiko des Lebendspenders sehr gering ist und relevante Langzeitschäden nur in vergleichsweise wenigen Fällen auftreten. Eines der Hauptprobleme der Nierenlebendspender sind naturgemäß die mit der Operation verbundenen Schmerzen. Univ.-Prof. Jens Lutz, Mainz, et al. gehen in ihrem Artikel auf dieses Problem ein und erläutern die heute üblichen Verfahren, um dieses Problem so klein wie möglich zu halten.