Z Gastroenterol 2013; 51(4): 341-342
DOI: 10.1055/s-0033-1335258
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Publication Date:
12 April 2013 (online)

Liebe Leserin,

lieber Leser,

in der Gründungsgeschichte der Zeitschrift für Gastroenterologie überlagert sich die politische Zeitgeschichte mit der Entwicklung des Faches auf auffällige Weise. Notwendig wurde die Gründung einer eigenen Fachzeitschrift für die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechsel­krank­heiten, als durch den sog. Mauerbau die bis dahin gemeinsame Aktivität von Gastroenterologen in Ost- und Westdeutschland unterbunden wurde. 1950 war die DGVS mit ihrer 15. Tagung – der ersten Tagung nach dem Krieg – „zu neuem Leben erweckt“ [1] [2] worden, wie es der Kongresspräsident H. H. Berg ausdrückte. Die Gesellschaft gab sich eine neue Satzung und verzeichnete zu diesem Zeitpunkt 263 Mitglieder, die aus ganz Deutschland stammten (einschließlich ca. 35 Mitglieder aus dem Ausland) [3]. Die Dokumentation dieser Tagung erfolgte in einem Sonderband der „Zeitschrift für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten“ (vollst.: „Deutsche Zeitschrift für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten einschließlich Theorie und Praxis der Krankenernährung“), die 1938 von Max Bürger im Leipziger Johann Ambrosius Barth Verlag gegründet worden war.

Der gemeinsame Neustart der DGVS nach dem Krieg endete mit der Teilung Deutschlands, die 1961 seitens der DDR durch die Einrichtung von Grenzkontrollen sowie den Bau der Berliner Mauer vollzogen wurde. Der Präsident der 21. Tagung der DGVS in Hamburg, H. W. Bansi beklagte infolgedessen, dass die „Kollegen aus Mitteldeutschland und auch die Kollegen der Ostblockstaaten“ [4] zum ersten Mal nicht teilnehmen konnten. Diese Zäsur beendete auch die gemeinsame publizistische Tätigkeit in der „Zeitschrift für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten“. Diese blieb das Organ der Gesellschaft für Gastroenterologie der DDR, während die DGVS nunmehr eine eigene Zeitschrift benötigte.

Auf diese Weise erzwang die politische Trennung Deutschlands die Gründung einer eigenständigen Zeitschrift. Gleichzeitig befand sich aber auch die Gastroenterologie als wissenschaftliches Fach in einer Situation, die einen Aufbruch notwendig machte. Der Gründungsherausgeber der ZfG, Norbert Henning, hatte schon 1955 als Präsident der 18. DGVS-Tagung in Bad Homburg in seiner Eröffnung das Anliegen ausgesprochen, ihn „seit Jahren bewegt“, und das bei der späteren Gründung der Zeitschrift leitend war, nämlich „Interesse zu wecken an einem imposanten Forschungsgebiet, das wie andere Gebiete noch vielfach bedeckt ist von mythenhaften Bräuchen, von unverbürgten Legenden, vom Schutt einer reinen Empirie, an einem Forschungsgebiet voller Probleme, Rätsel und Perspektiven und voller erregender Geheimnisse“ [5]. Die Motivation, die Gastroenterologie als wissenschaftliches Fach zu stärken, ist in Hennings Editorial zur ersten Ausgabe der „Zeitschrift für Gastroenterologie“, 1963, ungebrochen. Die Zeitschrift soll dem „Abgleiten“ der Gastroenterologie entgegenwirken, zugleich soll das neu gegründete wissenschaftliche Organ imstande sein, „mit den Forschergruppen anderer Länder wieder in friedlichen Wettstreit zu treten“[6].

Über 50 Jahre später wird man über den Stellenwert der Empirie und über die emphatische Bewertung anderer Meinung sein als Henning. Dass die Gastroenterologie ein imposantes Forschungsgebiet ist, bestätigt die Zeitschrift für Gastroenterologie in ihrer heutigen Gestalt. Wurden im ersten Jahrgang der Zeitschrift 4 Ausgaben mit insgesamt 408 Druckseiten publiziert, erscheint die Zeitschrift heute mit 12 Ausgaben. Der Umfang betrug 2012 über 1300 Druckseiten. Die Zeitschrift, die ursprünglich im Karl Demeter Verlag erschien, wurde 1998 in das wissenschaftliche Programm des Georg Thieme Verlags aufgenommen, als die Thieme Verlagsgruppe die Zeitschriften- und Kongressaktivitäten des Demeter Verlags übernahm. Sie wird heute als moderne Fachzeitschrift nach internationalem Standard geführt. Eine elektronische Manuskripteinreichung unterstützt Autoren, Herausgeber und Gutachter und beschleunigt Begutachtungsprozesse. Die Zeitschrift ist in allen relevanten Datenbanken gelistet und verfügt über eine vollständige elektronische Infrastruktur, die kontinuierlich weiterentwickelt wird.

Die Publikationsstrategie des Editor-in-Chief und der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten verleiht der Zeitschrift ein beeindruckendes Alleinstellungsmerkmal. Als Organ der Fachgesellschaft repräsentiert sie die Gastroenterologie als wissenschaftliches Fach durch Forschungsarbeiten, Übersichten und Kasuistiken sowie die vollständige Publikation von Leitlinien, Empfehlungen und anderen Stellungnahmen, durch deren Erstellung sich die DGVS als Fachgesellschaft auszeichnet. Nicht zuletzt dokumentiert die Organschaft der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie und der Ungarischen Gesellschaft für Gastroenterologie wie auch die Zusammenarbeit mit dem Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen, der GastroLiga sowie dem Bundesverband Gastroenterologie in Deutschland die zentrale Funktion der Zeitschrift als Informations-Drehscheibe und Plattform für den wissenschaftlichen und fachlichen Austausch.

Der Verlag gratuliert der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, dem Editor-in-Chief und seinem Team wie auch den Herausgebern der Zeitschrift zu dem Jubiläum der Zeitschrift für Gastroenterologie und freut sich auf die Fortsetzung einer faszinierenden und produktiven Zusammenarbeit.

 
  • Literatur

  • 1 Berg HH. Eröffnungsansprache. Deutsche Zeitschrift für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Sonderband: Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. XV. Tagung in Bad Kissingen 28.–30. September 1950. 1952: 19
  • 2 Classen M (Hrsg). Tagungen der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Band 1: 1914–1969. Gräfelfing: Demeter; 1987: 95
  • 3 Berg HH. Eröffnungsansprache. Deutsche Zeitschrift für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Sonderband: Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. XV. Tagung in Bad Kissingen 28.–30. September 1950. 1952: 13-17
  • 4 Classen M (Hrsg). Tagungen der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Band 1: 1914–1969. Gräfelfing: Demeter; 1987: 134
  • 5 Classen M (Hrsg). Tagungen der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Band 1: 1914–1969. Gräfelfing: Demeter; 1987: 117
  • 6 Henning N. Zur Einführung. Z Gastroenterol 1963; 1: 4