Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2012; 2(3): 146-149
DOI: 10.1055/s-0032-1322579
Forschung
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Nachrichten aus der internationalen Fachliteratur

Johannes Weiß
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Ralph Hausmann
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Michael Kugler
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Renate Ronge
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Johannes Weiß
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Sina Pulz
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Robert Rotter
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Simone Müller
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Publication History

Publication Date:
10 July 2012 (online)

Was verursacht Schlaganfälle bei jüngeren Erwachsenen?

Larrue V et al. Etiologic investigation of ischemic stroke in young adults. Neurology 2011; 76: 1983–1988

Ischämische zerebrale Insulte sind bei jüngeren Patienten relativ selten. Das Spektrum an Ursachen ist bei ihnen jedoch völlig anders als bei älteren Patienten – das macht die Analyse der ätiologischen Faktoren umso wichtiger. V. Larrue et al. haben sich mit dieser Thematik in einer retrospektiven Studie beschäftigt.

In die Auswertung gingen Daten von konsekutiven Patienten im Alter von 16–54 Jahren ein, die von Januar 2006 bis Juni 2010 in der Stroke Unit eines tertiären Zentrums wegen eines ischämischen Insults behandelt worden waren.

  • Die Diagnose basierte dabei auf einem vordefinierten Algorithmus, der für die initiale Evaluation ein MRT oder CT des Gehirns, ein EKG, Routineblutuntersuchungen sowie eine nicht invasive Angiografie der zerebralen und zervikalen Gefäße mittels MRT oder CT vorsah.

  • Patienten, bei denen sich dadurch keine definitive Ursache finden ließ, unterzogen sich zusätzlich einer transösophagealen Echokardiografie (TEE).

  • Im Bedarfsfall wurde das Programm durch weitere Untersuchungen ergänzt.

Die Ursachen des Insults wurden anhand des ASCO-Systems (atherosclerosis, small vessel disease, cardiac source, other cause) klassifiziert in Grad 1 (definitiv eine potenzielle Ursache) oder Grad 2 (unsichere Kausalität).

Die Autoren nahmen in ihre Analyse 318 Patienten im Durchschnittsalter von 44,2 Jahren auf, darunter 195 Männer (61,3 %) und 123 Frauen (38,7 %). 131 Patienten waren zwischen 16 und 44 Jahre alt, 187 zwischen 45 und 54 Jahre.

Eine definitive Ursache des Schlaganfalls fand sich nach der initialen Evaluation bei 130 Patienten (40,8 %), nach der TEE kamen weitere 11 Patienten hinzu. Durch zusätzliche Untersuchungen ließ sich letztlich bei 145 Patienten (45,5 %) eine definitive Ursache des Insults ausmachen. Am häufigsten waren hierbei

  • arterielle Thrombosen (n = 49)

  • Dissektionen der zervikalen oder zerebralen Gefäße (n = 30)

  • kardiale Embolien (n = 26)

  • small vessel disease (n = 25)

Unsichere Ursachen fanden sich bei weiteren 59 Patienten, sodass sich letztlich bei 204 Patienten (64,1 %) ein definitiver oder unsicherer Grund des Insults gezeigt hatte. Dabei unterschieden sich die beiden Altersgruppen:

  • Bei den 16- bis 44-Jährigen waren die 2 führenden Ursachen

    • ein offenes Foramen ovale, assoziiert mit einem atrialen Septumaneurysma (PFO-ASA; 15,3 %), und

    • Gefäßdissektionen (14,5 %),

  • bei den 45- bis 54-Jährigen

    • eine Arteriosklerose großer Gefäße (19,8 %) und ebenfalls

    • ein PFO-ASA (12,3 %).

Fazit Die Ergebnisse legen nahe, dass die Kombination eines PFO mit Vorhofseptumaneurysma eine der Hauptursachen des ischämischen Insults jüngerer Erwachsener ist, so die Autoren.

Dr. med. Johannes Weiß, Bad Kissingen

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Abb. 1 a Subtotaler Media- und Anteriorteilinfarkt rechtsseitig bei einer 26-jährigen Patientin (kraniale CT). b Mittels TEE ließ sich ein offenes Foramen ovale nachweisen – die Hauptursache für Schlaganfälle in dieser Altersklasse. Der Pfeil markiert den Übertritt von „bubbles“ in den linken Vorhof (LA) unter Valsalva-Manöver.