Der Nuklearmediziner 2012; 35(2): 64-65
DOI: 10.1055/s-0032-1318813
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Bildgebung beim Neuroblastom – 18F-FDG-PET kann Staging sinnvoll ergänzen

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Publication Date:
17 January 2013 (online)

Die Früherkennung und Stadieneinteilung über die bildgebende Diagnostik ist für die Therapieplanung bei kindlichem Neuroblastom entscheidend. Die Standardmethode mittels der 123I-MIBG/SPECT weist jedoch mit 8% eine inakzeptable Rate an falsch-negativen Befunden auf, insbesondere bei der Beurteilung der Knochenmarkbeteiligung. H. I. Melzer et al., LMU München, untersuchten daher retrospektiv die Wertigkeit der zusätzlichen funktionellen 18F-FDG-PET bei Kindern mit histologisch gesichertem Neuroblastom.

Eur J Nucl Med Mol Imaging 2011; 38: 1648–1658

Rezidiv eines Neuroblastoms Stadium 4 bei einem 11-jährigen Jungen. Links: GK-STIR-Sequenz. Mitte: Transversale und koronale Ausschnitte aus dem Grundmodul. Rechts: MIBG-Szintigrafie. Während der pathologisch vergrößerte Lymphknoten im linken Venenwinkel in beiden Methoden gut zu erkennen ist (Pfeil), ist der Knochenmarkbefund (Pfeilspitze) aufgrund der Nähe zum hyperintensen Darm in der MRT leicht zu übersehen (Bild: Schaefer JF, Kramer U. Fortschr Röntgenstr 2011; 183: 24–36).

Das Neuroblastom macht 8% aller kindlichen Malignome aus, ist aber verantwortlich für 15% aller Krebstodesfälle im Kindesalter. Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung weist etwa die Hälfte aller betroffenen Kinder bereits Fernmetastasen auf. Die Überlebensrate ist sehr variabel und neben dem Alter vor allem abhängig von molekularen Markern und dem Krebsstadium.

Aufgrund des neuroendokrinen Ursprungs nehmen Neuroblastome Katecholamine und verwandte Substanzen auf, was man sich bei der 123I-MIBG-Szintigrafie zunutze macht. Problematisch ist aber die relativ hohe Rate an falsch-negativen Befunden. Gerade in frühen Tumorstadien mit geringer oder unklarer 123I-MIBG-Speicherung könnte ein zusätzliches 18F-FDG-PET daher von Nutzen sein.

In die Studie konnten 19 Neuroblastom-Patienten (10 Jungen, 9 Mädchen) eingeschlossen werden, bei denen beide bildgebenden Methoden mit einem durchschnittlichen Intervall von 10 Tagen durchgeführt wurden. Die ergänzende Untersuchung mit 18F-FDG-PET erfolgte, wenn die morphologische Diagnostik und die 123I-MIBG/SPECT inkonsistente oder negative Befunde trotz klinischen Verdachts auf ein Neuroblastom lieferte.

Insgesamt zeigten sich mit beiden Methoden (je 23 Aufnahmen) 58 Läsionen, von denen 46 (79%) als vitales Tumorgewebe bestätigt wurden.

In der 123I-MIBG-Bildgebung fand man 3 falsch-positive Befunde (physiologisches Uptake) und 23 falsch-negative Befunde (20 im Stadium IV und 19 in den Knochenbereichen Wirbelsäule, Becken und Femur). Mittels 18F-FDG-PET wurden 10 Tumoren nicht als solche erkannt (8 im Stadium IV und 6 in den vorgenannten knöchernen Bereichen).

Bei 33 der bestätigten 46 Läsionen ergaben sich für beide Methoden diskrepante Ergebnisse: 29 Läsionen konnten nur durch eine von beiden Methoden als richtig-positiv erkannt werden (8 Läsionen mit 123I-MIBG und 21 Läsionen mit 18F-FDG-PET). Die restlichen 4 Läsionen wurden nur durch eine von beiden Methoden als falsch-negativ bewertet (1 Läsion bei 123I-MIBG und 3 Läsionen bei 18F-FDG-PET).

Durch Kombination beider Methoden ergaben sich lediglich 1 falsch-positives Ergebnis und 7 falsch-negative Resultate mit einer Gesamtspezifität von 92% und einer Gesamtsensitivität von 85%. Die entsprechenden Werte für die alleinige 123I-MIBG-Bildgebung betrugen 75 bzw. 50%.

Fazit

Die Anwendung des 18F-FDG-PET kann zusätzlich zur Standard-123I-MIBG-Bildgebung in ausgewählten Fällen zur Detektion neuroblastomatöser Läsionen im Kindesalter empfohlen werden. Solche Fälle sind gegeben bei klinischem Verdacht und inkonsistenter oder negativer 123I-MIBG-SPECT- bzw. morphologischer Bildgebung, so die Autoren.

Maria Weiß, Berlin

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