Zeitschrift für Palliativmedizin 2011; 12(2): 62
DOI: 10.1055/s-0031-1274607
Palliativpflege

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
11 March 2011 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

vielleicht geht es Ihnen ebenso wie mir: Die erste Begegnung mit einem gerade verstorbenen Menschen prägte sich tief in mein Gedächtnis ein. Noch gut erinnere ich mich an diese Situation. Es war in meinem zweiten Ausbildungsjahr - staunend und ergriffen stand ich da. Ich fühlte die Bedeutung des Augenblicks, versuchte die Situation zu erfassen, betrachtete das sich verändernde Totenantlitz und was passiert, wenn das Leben den Körper verlässt.

Albert Mauder beschreibt diesen Zustand so: „Erst wenn das geschehen ist, erst wenn das Bewusstsein völlig erloschen ist, erst wenn der Tod als großer Bildhauer des Körpers seine Arbeit vollendet hat, erst dann ist der Sterbende für unsere irdischen Begriffe wirklich tot.“

Auch heute sind die Situationen nach dem Versterben eines Menschen nach wie vor einmalig für mich. Der Anblick des Toten, die Reaktionen der Zugehörigen, die Stimmung im Zimmer, die Gefühlsflut, all diese Phänomene sind so individuell, dass es schwer fällt, den Umgang mit Verstorbenen und deren Zugehörigen mit Standards abzubilden. Gleichzeitig gibt es jedoch den Wunsch nach Richtlinien für diese Situation, denn vielfach sind es wir Pflegenden, die die Aufgabe übernehmen, den Verstorbenen ein letztes Mal zu versorgen, die die Zugehörigen begleiten und die versuchen, das Unfassliche des Todes begreifbar zu machen.

Das Wissen bezüglich des Umgangs mit Sterbenden und Verstorbenen, insbesondere mit anderem religiösem oder kulturellem Hintergrund als unser eigener, kann uns dabei helfen, situativ die richtigen Fragen zu stellen und Hilflosigkeit zu vermeiden.

Ihre
Martina Kern

Martina Kern
Rubrikenherausgeberin

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