Diabetes aktuell 2010; 8(8): 347
DOI: 10.1055/s-0030-1271202
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Neue Entwicklungen im Bereich der Glukosemessung

Antje Bergmann, Peter Schwarz
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Publication Date:
03 January 2011 (online)

Passend zur Adventszeit und zum nahenden Weihnachtsfest mit all seinen Verführungen, Leckereien, Genüssen – Herausforderungen für jeden Diabetiker – wollen wir in diesem Heft auf wichtige Entwicklungen im Bereich der Glukosemessung aufmerksam machen.

Bereits 2009 erschien mit der Leitlinie der Internationalen Diabetes Federation zur „Blutglukoseselbstkontrolle bei nicht mit Insulin behandeltem Typ-2-Diabetes“ eine Expertenbewertung. Die wichtigsten Leitsätze dieser Publikation auch vor dem Hintergrund der aktuellen Bewertungen des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) hat Prof. Schnell in seinem Artikel zusammengefasst.

Neben der herkömmlichen Blutglukosebestimmung durch den Patienten oder das Diabetes-Behandlerteam stellt das kontinuierliche Glukosemonitoring (CGM) einen weiteren Fortschritt im Diabetesmanagement dar. Patienten mit unzureichender Stoffwechseleinstellung und starken Blutzuckerschwankungen profitieren am meisten, es gilt schwere Hypoglykämien zu vermeiden. Die aktuell erhältlichen CGM-Systeme sind nicht perfekt, werden jedoch stetig verbessert. Einen Überblick über aktuelle Systeme und deren Vor- und Nachteile gibt in diesem Heft eine Autorengruppe vom Institut für Diabetes „Gerhardt Katsch“ Karlsburg.

Die Vollendung der Entwicklungen von Systemen, die die körpereigene Funktion nachahmen, wäre ein perfekt auf die jeweilige gemessene Blutglukose abgestimmte und individuelle angepasste Insulinabgabe, ein so genanntes Closed-Loop-System. Diese Systeme sind derzeit noch Gegenstand intensiver Forschungen. Seitens der Hardware sind die wichtigsten Komponenten im Markt erhältlich. Die Insulinpumpen weisen seit Jahren eine hohe Zuverlässigkeit auf. Die verfügbaren Glukosesensoren haben zwar eine akzeptable, wenn auch noch verbesserungswürdige Genauigkeit (derzeit um die 15%). Hier geht es vor allem um eine Erhöhung der Zuverlässigkeit der Sensoren. Wichtigster Forschungsgegenstand ist dagegen die Entwicklung der Algorithmen für die Insulinabgabe. Verschiedene Lösungen dazu existieren bereits. Eine weitere intensive Forschung ist jedoch absolut unerlässlich, um zum Beispiel auch Daten über vitale Funktionen, wie Puls/Herzrate, Atmung usw. in die Insulinbestimmung zu integrieren. Die Closed-Loop-Syteme werden in einer Arbeit von Martin Schönauer, Holger Thiele und Andreas Thomas betrachtet.

An dieser Stelle möchten wir unsere tiefe Betroffenheit und unsere Trauer darüber ausdrücken, dass unser Kollege Martin Schönauer wenige Wochen nach Verfassen dieses Artikels verstorben ist. Martin Schönauer stand, wie kaum ein anderer, für die Verbindung der ambulanten diabetologischen Praxis mit einer aktiven grundlagenwissenschaftlichen Arbeit, die er neben seiner Tätigkeit am Patienten immer noch selbst durchführte. Mit seinem Ideenreichtum, seinen manchmal auch unbequemen Fragen, seinem Elan und seiner Fähigkeit, als richtig erkannte Konzepte in die Praxis umzusetzen, leistete er wichtige Beiträge zur Entwicklung der Diabetologie in Sachsen und in ganz Deutschland. Martin Schönauer sah seine Aufgabe als Diabetologe, der gleichzeitig kardiologisch und sportmedizinisch tätig war, in der Verbindung dieser professionellen Aufgabengebiete zum Wohle seiner Patienten. Für diese war er als Arzt ihres Vertrauens zugleich medizinischer Experte und wichtiger Partner. Wir werden ihn als kraftvollen, engagierten modernen Diabetologen in unserer Erinnerung bewahren.

Wir hoffen mit diesem medizin-technischem Heft Ihr Interesse für diese zukunftsorientierte Forschung geweckt zu haben und werden auch im nächsten Jahr Neues dazu berichten.

Wir wünschen Ihnen von Herzen ein gesegnetes Weihnachtsfest. Mit besten Wünschen für das neue Jahr verbleiben wir

Ihre A. Bergmann und Ihr P. Schwarz

Prof. Dr. med. Antje Bergmann
Prof. Dr. med. Peter Schwarz

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