Psychother Psychosom Med Psychol 2010; 60(9/10): 412-413
DOI: 10.1055/s-0030-1248597
Fragen aus der Forschungspraxis

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Auswahl von Fragebögen zur Ergebnisqualitätssicherung und Verlaufskontrolle

Selection of Questionnaires Measuring Outcome and ChangeBernhard  Strauss1 , Elmar  Brähler2
  • 1 1Universitätsklinikum Jena, Institut für psychosoziale Medizin und Psychotherapie
  • 2Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie
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Publication History

Publication Date:
29 September 2010 (online)

Was wird erklärt?

Zur Erfassung der Ergebnisqualitätssicherung und Verlaufskontrolle im stationären oder ambulanten Setting von Psychotherapie gibt es eine Fülle von geeigneten und sorgfältig entwickelten Instrumenten (Übersicht z. B. bei [1]). Welcher globale Fragebogen hier am sinnvollsten ist – SCL-90 oder eine Kurzform, ISR oder PHQ-D – wollte unser Leser Dr. Martin von Wachter, Klinik für Psychosomatik im Ostalb-Klinikum Aalen, wissen. Die Frage tangiert implizit auch die Statusdiagnostik am Anfang der Therapie.

Die Entscheidung für ein bestimmtes Erhebungsinstrument im Bereich der Psychotherapieforschung und der klinischen Praxis ist von vielen Kriterien abhängig. An 1. Stelle stehen natürlich inhaltliche Entscheidungen, d. h. die Frage, welches Merkmal eigentlich gemessen werden soll. Von Bedeutung sind daneben u. a. Gütekriterien des Instruments, wie die Validität, die Reliabilität, nicht nur bei der Anwendung zur Verlaufskontrolle auch die Änderungssensitivität. Eine weitere Frage betrifft die Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Gerade in der Psychotherapieforschung ist beobachtbar (z. B. [2]), dass ständig neue Instrumente zur Erfassung von spezifischen Symptomen oder auch der Gesamtsymptomatik entwickelt werden, die dann eine Vergleichbarkeit im klinischen Kontext, aber auch im Kontext von systematischen Reviews und Metaanalysen erschweren. Vergleichbarkeit bezieht sich auch auf geografische Regionen: Häufig werden spezifische Methoden, die in einem Land entwickelt wurden (speziell in einem nicht englischsprachigen), in anderen Ländern nicht gekannt und akzeptiert. Dies hat beispielsweise Konsequenzen für die Möglichkeit, Forschungsergebnisse zu veröffentlichen.

Eine – in letzter Zeit immer wichtiger werdende – Frage ist die der Kosten. Wie auch andere Diagnostika, sind viele Fragebögen urheberrechtlich geschützt und müssen deshalb manchmal für viel Geld beschafft bzw. dürfen nur mit einer Lizenzgebühr eingesetzt werden. All diese Kriterien machen deutlich, dass es viele Antworten auf die o. g. Frage gibt und die Entscheidung, welcher Fragebogen „sinnvoll” ist, nur aus der Sicht des Anwenders bzw. seiner Institution zu klären ist.

Literatur

  • 1 Brähler E, Schumacher J, Strauß B. Diagnostische Verfahren in der Psychotherapie. Göttingen; Hogrefe 2002
  • 2 Lambert M J, Ogles B M. The efficacy and effectiveness of psychotherapy. In: Lambert MJ, ed Bergin & Garfield's Handbook of psychotherapy and behavior change. New York; Wiley 2004: 139-193
  • 3 Franke G H. Die Symptom-Checkliste von Derogatis – Deutsche Version. Weinheim; Beltz Test Gesellschaft 1995
  • 4 Tritt K. Das ICD-10-Symptom Rating.  Klin Diagn Eval. 2010;  3 22-37
  • 5 Löwe B, Gräfe K, Kroenke K. et al . Predictors of psychiatric comorbidity in medical outpatients.  Psychosom Med. 2003;  65 764-770
  • 6 Vermeersch D A, Lambert M J, Burlingame G M. Outcome Questionnaire – Item sensitivity to change.  J Personal Assess. 2000;  74 242-261
  • 7 Haug S, Puschner B, Lambert M J. et al . Veränderungsmessung in der Psychotherapie mit dem Ergebnisfragebogen (EB-45).  Zeitschr Diagn Diff Psycholog. 2004;  25 141-151
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