Balint Journal 2010; 11(1): 19-21
DOI: 10.1055/s-0030-1247282
Balintpreisarbeiten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

You are beautiful (und der Wunsch nach ein wenig Aufmerksamkeit …)

You are Beautiful (And the Wish to Attract a Bit of Attention …)J. R. Ludwig
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. März 2010 (online)

Zusammenfassung

Meine Eindrücke in der ersten Famulatur in einer Hamburger Schönheitsklinik entsprachen all den medialen Vorurteilen, dass der Druck durch die Hollywood-Klatschblätter und die in der Werbung suggerierte Makellosigkeit zu einer krankhaften Selbstwahrnehmung führen. Die Wahrnehmung meiner Patientin ist von der oberflächlichen Anschauungsweise der „perfekten Körper“ infiltriert, die ihr keine realistische Selbstrefle­xion mehr ermöglichen, weil der ­innere Druck der Makellosigkeit ihr Denken vollkommen bestimmt. Die Verarbeitung und Auseinandersetzung mit diesem „Kosmos der Schönheit“, wird für mich zur Herausforderung, denn es finden sich keine der gewohnten Krankheitsbilder, die mit Anamnese und Therapie zu beheben sind. Krankheit bekommt vielmehr einen größeren Rahmen, nämlich in der Frage, in welcher Zeit wir leben, die durch den gesellschaftlichen Druck, Menschen unters Messer führt. Mit den Erfah­rungen aus der Geschichte, dass auch schon Cleopatra von ähnlichem Denken besessen war, relativieren sich die täglichen Eindrücke von Face­lifts, Botox und Fettabsaugungen und trotzdem stellt sich für mich die Frage, welche Rolle der Arzt in dem Gefüge aus Heilkunst und der Umwelt spielt, in der er seinem Beruf nachgeht.

Abstract

This paper intends to thematize the relationship between medical student and patient. It is the ­report of a medical student meeting an attractive elderly woman on the first day of his clinical clerkship in a hospital for aesthetic surgery. After the operation, there happens to be a private conversation between the student and the patient. In this talk, the woman refers to current issues as well as to a traumatical event in her childhood. Subsequently, there arise questions for the student about his role and his behavior in this situation: What role do I play? What can I express and what am I supposed to keep to myself? Exposi­tion, Reflection and action elucidate intercourse (Umgang) and mutuality (Gegenseitigkeit) in this unique relationship.

Jan R. Ludwig

Lennéstr. 43 a

14469 Potsdam

eMail: jan.ludwig@arcor.de

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