Dialyse aktuell 2009; 13(8): 407
DOI: 10.1055/s-0029-1243457
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ausgebrannt

Birgit Kleinlein
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Publication Date:
25 November 2009 (online)

Auf dem AfnP–Symposium letztes Jahr war der Vortrag von Dr. Felicitas McCarthy einer der Besuchermagneten – leider. Der Vortrag zum Thema Burn–out war informativ und spannend, keine Frage. Doch das riesige Interesse daran hatte auch etwas Deprimierendes. Dass der Pflegeberuf von den Menschen viel fordert und bei steigenden Patientenzahlen und immer neuen Aufgaben die Arbeitsbelastung zunimmt, ist nichts Neues. Doch die in den Vortragssaal strömenden Menschen, die voll besetzten Stuhlreihen und das große Interesse der Zuhörer erstaunten mich dann irgendwie doch, führten sie das Problem doch so plastisch vor Augen.

Wie eine Untersuchung der Techniker Krankenkasse ergab, fühlen sich 80? % der Deutschen gestresst. Die Arbeit ist der Stressfaktor Nummer eins. Für jeden Fünften ist der Druck so groß, dass sich bereits gesundheitliche Folgen dieser Überbelastung bemerkbar machen. Fast 10 Millionen Krankheitstage ließen sich im letzten Jahr deutschlandweit auf Burn–out–Symptome zurückführen – angefangen von Verspannungen und Rückenschmerzen über Kopfschmerzen und Migräne bis hin zu Schlafstörungen, einer erhöhten Infektanfälligkeit und sogar Herz–Kreislauf–Erkrankungen. Erschreckend: Die Zahl der Krankschreibungen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Und besonders gestresst sind nicht die Spitzenmanager, sondern vor allem Menschen in sozialen Berufen und Menschen, die viel arbeiten und gleichzeitig wenig Anerkennung und Wertschätzung erfahren.

Das „Ausbrennen” ist ein schleichender Prozess, der in der Regel in mehreren Stufen verläuft. Meist fängt es damit an, dass einem die Arbeit nicht mehr leicht von der Hand geht. Die Betroffenen sind lustlos, gereizt und weniger leistungsfähig. Dauerhafte Überlastungen führen schließlich zu psychosomatischen Erkrankungen. Eine übermäßige Belastung zu erkennen und gezielt gegenzusteuern, ist ein 1. Schritt aus dem Hamsterrad, raus aus der Stressfalle. Wollen Sie wissen, wie stark Sie persönlich gefährdet sind, einen Burn–out zu bekommen? Googeln Sie doch einmal das Stichwort Burn–out, Sie werden zahlreiche Tests im Internet finden, zum Beispiel auf der Internetseite www.arbeitspsychologie.org.

Nun steht das diesjährige Symposium in Fulda vor der Tür und ich wünsche Frau Dr. McCarthy (wie auch allen anderen Referenten) regen Zulauf: In Ihrem Workshop am Samstag geht es nämlich wieder um den Burn–out. Diesmal jedoch darum, was zu tun ist, damit es erst gar nicht so weit kommt!

Nur wer Freude an der Arbeit hat, nur bei wem das gute Gefühl, kranken Menschen zu helfen im Arbeitsalltag überwiegt, ist dauerhaft leistungsfähig. Und bleibt auch nach Jahren der Berufserfahrung immer noch aufgeschlossen gegenüber Neuerungen und Veränderungen. Haben Sie etwa schon von der tragbaren künstlichen Niere gehört, die in nicht mehr allzu ferner Zeit Realität werden könnte? Mehr zu dem Mini–Dialysegerät, das Patienten als eine Art Gürtel tragen und das eine möglichst physiologische Entgiftung über 24 Stunden, 7 Tage die Woche gewährleisten könnte, lesen Sie auf Seite 421. Auch unser Schwerpunkt ist diesmal „Neuem” gewidmet, neuen Dialyseverfahren. Bleiben Sie neugierig und gehen Sie verantwortungsvoll mit ihrem wertvollsten Arbeitsutensil um, sich selbst.

Eine entspannte Lektüre wünscht

Birgit Kleinlein

Stuttgart