Der Nuklearmediziner 2009; 32(3): 195
DOI: 10.1055/s-0029-1238302
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

M. Zimny1
  • 1Gemeinschaftspraxis Nuklearmedizin, Hanau
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Publication Date:
23 September 2009 (online)

Die Entwicklung von nuklearmedizinischen Analysemethoden zur Bestimmung von Hormonkonzentrationen datiert schon aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Machte man sich bei der Abschätzung des Schilddrüsenhormongehalts im Serum zunächst den Einbau von radioaktivem Iod in Schilddrüsenhormone zunutze, hat erst die Entwicklung radioimmunologischer Verfahren die hochsensitive Konzentrationsmessung verschiedenster Hormone, Antigene und Antikörper möglich gemacht. Vor allem die Entwicklung von Testassays mit nicht-radioaktiven Tracern, aber auch das umfangreichere Parameterspektrum bei Großlabors sowie eine Verschiebung der nuklearmedizinischen Schwerpunkte in Ausbildung und Tätigkeit von der Messmethodik hin zur Bildgebung hat allerdings dazu geführt, dass sich heutzutage das Spektrum im nuklearmedizinischen Labor fast ausschließlich auf Parameter der Schilddrüsendiagnostik beschränkt. Hier hat der Nuklearmediziner durch die Korrelation der Laborparameter mit klinischem, sonografischem und szintigrafischem Befund allerdings einen erheblichen Vorteil gegenüber dem Labormediziner, der erfahrungsgemäß über wenige klinische Daten verfügt. Das heute viel gepriesene „One-stop-shop”-Prinzip mit Labordiagnostik, patientenbezogener klinischer Bewertung und hieraus folgender Therapieempfehlung wird im nuklearmedizinischen Alltag seit Langem gelebt.

Nicht zuletzt durch die Einführung der neuen Rili-BÄK wächst der administrative, organisatorische und wirtschaftliche Aufwand für den Laborbetrieb insbesondere in kleinen Laboreinheiten. Als Konsequenz ist auch für das nuklearmedizinische Labor eine Konzentrierung in größeren Laboreinheiten zu erwarten, ohne dass dabei allerdings die Vorteile auf der Strecke bleiben dürfen.

Im aktuellen Heft wird den neuen Anforderungen an das nuklearmedizische Labor aus organisatorischer und wirtschaftlicher Sicht durch die Beiträge von Roggenbuck et al. und Weyer Rechnung getragen. Durch die gemeinsame Darstellung von Messmethodik und klinischer Interpretation in den Parameter-bezogenen Beiträgen dieses Heftes soll, dem Prinzip des „One-stop-shop” folgend, der derzeitige Kenntnisstand über die aktuellen Laborparameter vermittelt werden.

Bei den klassischen Parametern steht in jüngster Zeit die Diskussion über den Referenzbereich des TSH im Vordergrund. Epidemiologische Daten der NHANES-III-Studie aus den USA haben viele Großlabors veranlasst, den oberen Referenzbereich deutlich nach unten zu korrigieren. Erwartungsgemäß resultiert hieraus ein deutlicher Anstieg latent hypothyreoter Patienten, die einer weiteren Schilddrüsendiagnostik mit dem entsprechenden Kostenaufwand und erfahrungsgemäß oft unauffälligem Befund zugeführt werden. Dass die Referenzbereichsempfehlungen auf Grundlage der Daten aus den USA der tatsächlichen Situation in Deutschland nicht gerecht werden, wird im Beitrag von Rink klar herausgestellt.

Interessante regionale, epidemiologische Daten zum Vitamin-D-Mangel und zum sekundären Hyperparathyreoidismus sind Grundlage des Beitrags von Mahlstedt und Moka. Die auffällig hohe Prävalenz von Vitamin-D-Mangel mit sekundärem Hyperparathyreoidismus lässt erwarten, dass diesen Parametern im Leistungsangebot des Nuklearmediziners zukünftig eine größere Bedeutung zukommt. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass Nuklearmediziner auch mit nicht- radioaktiven immunologischen Assays erbrachte Leistungen gegenüber den kassenärztlichen Vereinigungen abrechnen können. Hier sind Fachgesellschaft und Berufsverband gefordert, bundesweit einheitliche Regelungen zu erwirken.

Das nuklearmedizinische Labor wird sich auch in der Zukunft gegenüber anderen Leistungsanbietern bewähren müssen. Der prinzipielle methodische Ansatz immunologischer Assays und die direkte Korrelation der Laborergebnisse mit klinischen Befunden, aber auch die zunehmende Automatisierung der Prozesse in größeren Laboreinheiten liefern hierfür gute Voraussetzungen.

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