Zeitschrift für Palliativmedizin 2025; 26(03): 122
DOI: 10.1055/a-2551-7758
Forum

Die Notwendigkeit der Implementierung physiotherapeutischer Behandlungsmaßnahmen und deren Finanzierung in der Struktur einer SAPV – Ein Bericht über das Pilotprojekt der SAPV Oberberg GmbH

Ulrike Heßlenberg

Den unverzichtbaren Nutzen und die Effekte der Physiotherapie in der Versorgung von lebensverkürzt und palliativ erkrankten Menschen und deren sozialem Umfeld haben wir bereits in der Aufbauphase unserer SAPV Oberberg GmbH seit 2016 erfahren und schätzen gelernt.

Im Januar 2024 entschlossen wir uns zur Durchführung eines – für die Krankenkassen kostenfreies – Pilotprojektes. Das Ziel dieses Pilotprojektes ist die Implementierung der Physiotherapie als weitere Berufsgruppe in der SAPV Oberberg GmbH sowie deren gesicherten Finanzierung in dieser Struktur.

Unsere, in Palliative Care ausgebildete Physiotherapeutin, ist in der SAPV Oberberg fest angestellt und besucht die zu versorgenden Menschen gemeinsam mit den QPA*/Ä und/oder den Pflegefachkräften. Erforderliche, spezielle physiotherapeutische Maßnahmen werden vor Ort besprochen und als Ergänzung zur Symptomkontrolle, psychosozialen Begleitung, etc. unmittelbar durchgeführt.

Die Therapiefrequenz kann anhand der Symptomlast und der Wünsche der Betroffenen individuell angepasst werden. Sie reicht von einer telefonischen Beratung und einzelner Therapieeinheiten bis hin zu mehrmaligen Einheiten in der Woche. Die telefonische Beratung dient der lückenlosen Versorgung in unserem großräumigen, ländlichen Einzugsgebiet, um auf Anliegen und Wünsche der Betroffenen direkt reagieren zu können. Bei Einsätzen alle ein bis zwei Wochen liegt ein Aktivierungsprogramm, eine Kontrolle/Anpassung der Maßnahmen sowie Hilfestellungen zur Bewältigung der Alltagsaktivitäten vor. Hier haben wir schon mehrfach eine vorübergehende Rückleitung in die Regelversorgung erzielen können. Mehrmalige Einsätze in der Woche werden bei Vorliegen einer kurzfristigen, starken Symptomlast durchgeführt. Weiterhin umfasst die Physiotherapie eine Mitversorgung des sozialen Umfeldes, zielführende, entlastende Gesprächsführung, Beratung zum Handling in Alltags-/Transfersituationen und Hilfsmittelversorgung.

Unsere Physiotherapeutin nimmt grundsätzlich verpflichtend an Team -und Fallbesprechungen teil und stellt eine 24 /7 Erreichbarkeit via Telefonkontakt und enger Vernetzung mit den Pflegefachkräften und den QPA*/Ä sicher.

Im Verlauf unseres Pilotprojektes erfahren bisher alle versorgenden Strukturen unserer SAPV einen Mehrwert, Unterstützung und Entlastung in der Zusammenarbeit mit der Physiotherapie. Für die von uns betreuten Menschen bedeutet die engmaschige Zusammenarbeit mit der Physiotherapie Symptomlinderungen, Wohlbefinden und Steigerung ihrer Lebensqualität.

Aus diesen Erfahrungen heraus entschlossen wir uns nach 5-monatiger Testphase, einen Antrag zur Sicherung einer physiotherapeutischen Versorgung über die Verankerung einer 4. Berufsgruppe neben Ärzt*innen, Pflegefachkräften und psychosozialen Berufsgruppen im Rahmen der SAPV – Betreuung durch die SAPV Oberberg GmbH zu stellen.

In diesem Antrag sind u. a. die Voraussetzungen zur Qualifikation der in einem SAPV-Team arbeitenden Physiotherapeut*in sowie deren Einbindung und Handlungsspielräume innerhalb der SAPV Strukturen beschrieben.

Als Abrechnungsmodus sehen wir die Fallpauschale bei Kontaktauslösung durch den/die Physiotherapeut*in bei einem zeitlichen Rahmen von 30–60 Minuten.

Unser Antrag hat im Landtag NRW Unterstützung gefunden und wird in diversen Gremien diskutiert. Wir sind zuversichtlich, unsere Vision und unser Projekt in naher Zukunft umgesetzt zu haben.



Publication History

Article published online:
28 April 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany