Rehabilitation (Stuttg) 2024; 63(02): 73
DOI: 10.1055/a-2279-8003
Aktuelles

Wirksame digitale Rehabilitation für Menschen mit Post-COVID-Syndrom

Eine in England und Wales durchgeführte randomisierte kontrollierte Studie untersuchte, ob ein strukturiertes, online betreutes Gruppenrehabilitationsprogramm die gesundheitsbezogene Lebensqualität im Vergleich zur üblichen Versorgung bei Erwachsenen mit Post-COVID-Syndrom verbessern kann.

Mögliche Teilnehmende wurden drei oder mehr Monate nach einem stationären Krankenhausaufenthalt telefonisch kontaktiert und nach anhaltenden Symptomen befragt. Nach informierter Einwilligung und Beantwortung eines ersten Fragebogens wurden die teilnehmenden Personen der Interventions- oder Kontrollgruppe zugewiesen. Das achtwöchige multimodale Online-Programm für die Interventionsgruppe umfasste drei Komponenten: erstens eine einstündige online durch eine Physiotherapeutin oder einen Physiotherapeuten durchgeführte Aufnahmeuntersuchung, zweitens ein wöchentlich in geschlossenen Gruppen durchgeführtes 30-minütiges Training zur Verbesserung von Herz-Kreislauf-Fitness, Kraft, Gleichgewicht und Koordination sowie ein bis zwei aufgezeichnete Trainingseinheiten zur individuellen Nutzung und drittens sechs einstündige gesundheitspsychologische Einheiten, die u. a. Strategien der Verhaltensänderung vermittelten und Selbstwirksamkeitserwartungen unterstützen. Die Kontrollgruppe erhielt einen Online-Beratungstermin.

Das primäre Zielkriterium war die gesundheitsbezogene Lebensqualität nach drei Monaten. Sekundäre Zielkriterien, die nach drei, sechs und zwölf Monaten gemessen wurden, waren u. a. Depression, Müdigkeit, Schlafstörungen, Schmerzstörungen, körperliche Funktion, soziale Rollen/Aktivitäten und kognitive Funktion, der Schweregrad der posttraumatischen Belastungsstörung, die allgemeine Gesundheit und unerwünschte Ereignisse.

Insgesamt willigten 585 Personen in die Studienteilnahme ein, von diesen wurden 298 Personen der Interventionsgruppe und 287 Personen der Kontrollgruppe zugewiesen. Das Durchschnittsalter der teilnehmenden Personen betrug 56 Jahre. 52% waren weiblich. Zwischen Krankenhausentlassung und Interventionsbeginn lagen durchschnittlich 323 Tage. Die Teilnehmenden waren bei Beginn der Intervention deutlich eingeschränkt; knapp 40% von ihnen waren nicht arbeitsfähig.

Im Vergleich zur Kontrollgruppe verbesserte sich die gesundheitsbezogene Lebensqualität der an der Intervention teilnehmenden Personen nach drei Monaten signifikant. Dies war v. a. auf die Subskalen zu Depression, Müdigkeit und Schmerz zurückzuführen. Die Unterschiede zwischen beiden Gruppen waren auch nach zwölf Monaten noch in gleichem Umfang beobachtbar und ebenfalls statistisch signifikant. In der Interventionsgruppe hielten sich 141 Teilnehmende (47%) vollständig an das Programm, 117 (39%) hielten sich teilweise daran und 40 (13%) nahmen nicht an der Intervention teil.

Die Studie mit dem Titel „Clinical effectiveness of an online supervised group physical and mental health rehabilitation programme for adults with post-covid-19 condition (REGAIN study): multicentre randomised controlled trial” ist im British Medical Journal erschienen (https://doi.org/10.1136/bmj-2023-076506).



Publication History

Article published online:
16 April 2024

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