OP-Management up2date 2024; 04(01): 61-76
DOI: 10.1055/a-2219-7764
Qualitätssicherung und Risikomanagement

Der Faktor Mensch bei der Fehlervermeidung im OP

Alexander J. Euteneier

Das Gelingen einer Operation hängt in hohen Maße vom menschlichen Faktor ab, der schätzungsweise 70–80% des Gesamterfolgs bestimmt. Ziel dieses Beitrags ist es, die Leser zu sensibilisieren, welchen entscheidenden Beitrag der menschliche Faktor im OP spielt, und welche Ansatzpunkte es gibt, im Sinne einer Reduktion von Risiken positiv auf den Human Faktor einzuwirken.

Kernaussagen
  • Trotz fortschrittlicher Technologien und großer Expertise in chirurgischen Fertigkeiten ist der menschliche Faktor der entscheidende Aspekt für den Erfolg von Operationen und die Patientensicherheit.

  • Das SHELL-Modell, welches die Beziehung zwischen dem Menschen (L), den Teams (L) und verschiedenen Elementen des Arbeitsumfelds (S, H, E) beschreibt, betont, dass die Effizienz der Arbeitsleistung aus der optimalen Passung dieser Komponenten resultiert.

  • Die NOTECHS bieten ebenfalls gute Kriterien, um die Qualität der Human Factors in Interaktion der Menschen mit dem Team und seiner vorgegebenen Aufgaben zu beschreiben.

  • Häufigste Fehlerquelle für schwerwiegende Zwischenfälle sind Kommunikationsdefizite.

  • Unklare Verantwortlichkeiten, Intransparenz, kognitive Wahrnehmungsverzerrungen oder mangelhafte Einstellungen zur Aufgabe erhöhen ebenfalls die Fehleranfälligkeit.

  • Der Einsatz von Werkzeugen wie der SS-CL der WHO und die Durchführung von Team-Time-Outs sind wirksame Maßnahmen zur Fehlerreduktion im OP.

  • Eine Arbeitsumgebung, die psychologische Sicherheit bietet, ist Grundlage für viele sicherheitsfördernden Maßnahmen.

  • Eine risikobewusste OP-Planung und ein ganzheitlicher Blick auf die gesamten Prozesse vor, während und nach der OP helfen dabei, den OP-Erfolg im Gesamtkontext des Krankenhausbetriebs zu betrachten.



Publication History

Article published online:
27 February 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Hörmann HJ. Human Factor. In: Euteneier A. Handbuch Klinisches Risikomanagement. Kap. 12. Berlin: Springer; 2015: 133-146
  • 2 Flin R, Martin L, Goeters KM. et al. Development of the NOTECHS (non-technical skills) System for Assessing Pilots' CRM Skills. Hum Factors Aerospace Saf 2003; 3: 97-119
  • 3 Manser T, Foster S, Gisin S. et al. Assessing the quality of patient handoffs at care transitions. Qual Saf Health Care 2010; 19: e44 DOI: 10.1136/qshc.2009.038430. (PMID: 21127094)
  • 4 Wachter RM. Understanding Patient Safety. 2nd ed. Chicago: McGraw-Hill Medical; 2012
  • 5 Edmondson A. Psychological safety and learning behavior in work teams. Adm Sci Q 1999; 44: 350-383
  • 6 Simon HA. Rational choice and the structure of the environment. Psychol Rev 1956; 63: 129-138 DOI: 10.1037/h0042769. (PMID: 13310708)
  • 7 Borrill C, West M, Shapiro D. et al. Team working and effectiveness in health care. Br J Health Care Manag 2000; 6: 364-371
  • 8 Harris S, Singer M, Rowan K. et al. Delay to admission to critical care and mortality among deteriorating ward patients in UK hospitals: a multicentre, prospective, observational cohort study. Lancet 2015; 385 (Suppl. 01) S40