Radiopraxis 2023; 16(04): 157
DOI: 10.1055/a-2192-7724
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HYBRID – Simultane Multischicht-DWI vs. Standard-DWI-MRT des Abdomens

Die diffusionsgewichtete MRT (DWI) ist ein wichtiger Bestandteil der onkologischen Bildgebung. Die langen Untersuchungszeiten sind allerdings unangenehm für die Patienten und führen zu Artefakten, die die Beurteilbarkeit der Aufnahmen beeinträchtigen. Mit der simultanen Multischichttechnik (SMS) können die Akquisitionszeiten verkürzt und die diagnostische Ausbeute erhöht werden – so das Ergebnis der vorliegenden Studie.

Furtado und seine Kollegen haben dafür 83 Patienten mit Malignomverdacht oder einem bereits bestätigten Tumor im Abdomen bzw. im Becken im MRT untersucht. Die meisten litten unter einem Malignom des Gastrointestinaltrakts (41%), einem primären hepatobiliären Karzinom (34%) oder einem Pankreaskarzinom (16%). Nur bei 5 Patienten konnte eine benigne hepatobiliäre Erkrankung diagnostiziert werden. Ein Drittel der MRT-Untersuchung fand vor Beginn der Behandlung statt; in den übrigen Fällen war die Bildgebung Teil des Restagings nach Chemotherapie, Bestrahlung oder OP.

Als Referenzstandard dienten die anatomischen MRT- sowie die PET-Aufnahmen, in denen insgesamt 352 Läsionen detektiert wurden. Die Wahrscheinlichkeit, mit der SMS-DWI eine solche Läsion zu identifizieren, war 1,48-mal höher als mit der konventionellen, echoplanaren, fettsupprimierten Single-Shot-DWI.

In der SMS-DWI wurden 6% mehr Läsionen detektiert als mit der Standard-DWI. Dabei war die SMS-DWI der konventionellen Bildgebung hinsichtlich der Bildqualität überlegen und erreichte in der Einzelbeurteilung von Abdomen, Becken sowie rechtem und linkem Leberlappen bessere Ergebnisse (jeweils 3 vs. 4 Punkte auf der Likert-Skala, mittlere vs. gute Qualität). Die Leber wies schärfere Konturen auf und die DWI- und ADC-Aufnahmen waren homogener, die Fettsättigung hingegen weniger homogen als in der konventionellen DWI-MRT. Außerdem dauerte die konventionelle Ganzkörper-DWI mit 14,8 Minuten doppelt so lang wie die SMS-DWI (7 Minuten).

In der Bildgebung zeigten sich 39 Fremdkörper, vor allem im Thorax; dabei handelte es sich hauptsächlich um Ports. Zudem fanden sich Stents in den Gefäßen oder im Gallengang, Brustimplantate, Drainagen, Sternotomiedrähte und Prothesen. Die Analysen ergaben jedoch keine sicheren Hinweise darauf, dass diese Fremdkörper Einfluss auf die Bildqualität hatten.

Fazit

Mit der SMS-DWI kann die Akquisitionszeit um die Hälfte verkürzt werden, ohne dass dadurch die Bildqualität beeinträchtigt wird, denn in den SMS-DWI-Aufnahmen konnten sogar signifikant mehr Läsionen detektiert werden als in der konventionellen DWI-Bildgebung. Insgesamt sprechen die Ergebnisse der Studie nach Ansicht der Autoren für eine breitere Anwendung der SMS-Technik in der bildgebenden Abdomen- und Ganzkörperdiagnostik.



Publication History

Article published online:
28 November 2023

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  • Literatur

  • 1 Furtado FS, Mercaldo ND, Vahle T. et al. Simultaneous multislice diffusion-weighted imaging versus standard diffusion-weighted imaging in whole-body PET/MRI. Eur Radioly 2023; 33: 2536-2547