Allgemeinmedizin up2date 2024; 05(01): 3
DOI: 10.1055/a-2167-4086
Editorial

Freude an der Herausforderung

Reingard Christina Glehr

Schlafapnoe, Vorhofflimmerarrhythmie, Leberwerterhöhung, Juckreiz bei systemischen Erkrankungen wie Niereninsuffizienz oder Diabetes mellitus, Medikamentenmanagement und Demedikalisierung – diesmal begleitet uns vor allem der Umgang mit inneren Erkrankungen in das neue Allgemeinmedizin up2date Jahr. Patient*innen sollen bei diesen und anderen Erkrankungen einerseits Leitlinien-gerecht und strukturiert betreut werden, andererseits aber nicht durch Übermedikalisierung gefährdet sein.

Die Kompetenzen für das Fach Allgemein- und Familienmedizin wurden in den letzten Jahrzehnten klarer definiert. Niederschwelligkeit, primäre Anlaufstelle für alle Gesundheitsprobleme, Prävention, umfassende, biopsychosoziale Betreuung, Kontinuität, Zuständigkeit für das Medikationsmanagement und eine proaktive Versorgung bei Multimorbidität bzw. chronischen Erkrankungen sowie die Koordinierungstätigkeit sind Stichworte für die Charakteristika des Faches.

Angesichts der zunehmenden Spezialisierung der Medizin und der Notwendigkeit, Patient*innen in ihrer Gesamtheit im Auge zu behalten, ist die hausärztliche Praxis zunehmend mit Themen befasst, die früher dem Fach Innere Medizin vorbehalten waren. Dazu kommt die zunehmende Auslagerung komplexer Gesundheitsprobleme aus dem stationären in den niedergelassenen Bereich.

Breites Wissen und vielfältige Erfahrungen sind notwendiger denn je, um die Herausforderungen der allgemeinmedizinischen Tätigkeit gut bewältigen zu können. Gemeinsam mit Kolleg*innen anderer Fachrichtungen sowie mit anderen Gesundheitsberufen wie Pflege, Diätolog*innen, Psycholog*innen, Physiotherapeut*innen, Sozialarbeiter*innen usw. ist das Ziel ein Gesamtkonzept, das weitgehend dem biopsychosozialen Ideal entspricht.

Das Bewusstsein für die Bedeutung der Allgemeinmedizin für die Qualität des gesamten Gesundheitssystems ist in Österreich nun endlich auch in der hohen Politik angekommen. Der Beschluss für die Zuerkennung des Titels „Facharzt für Allgemeinmedizin“ und eine entsprechende Änderung der Ausbildung bzw. Weiterbildung wurde im Parlament besiegelt, die Gesetzgebung steht bevor. Eine Verlängerung der Ausbildungszeit im Primärversorgungsbereich ist dabei der wichtigste Baustein. Damit wird hoffentlich ein 20-jähriger Kampf der ÖGAM (Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin) mit wechselnder Unterstützung der Standesvertretung und den positiven Beispielen von Nachbargesellschaften wie der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin) belohnt. Auch finanziell soll der niedergelassene Bereich in Zusammenhang mit der Reform des Gesundheitswesens in Österreich deutlich mehr gestützt werden. Zuversicht ist da, dass diese Schritte vermehrt junge Ärzt*innen zur Ausbildung „Allgemeinmedizin“ und damit zu diesem schönen Berufsweg bringen.

Wir als Herausgeber*innen der Allgemeinmedizin up2date sind bemüht, qualitätvolle und praxisrelevante Artikel zu präsentieren, die zur Weiterbildung in Ausbildung sowie auch im späteren Berufsalltag dienen können. Autor*innen werden dazu angehalten, insbesondere Tipps und Tricks für Ärzt*innen in Ausbildung zur Allgemeinmedizin in ihren Artikeln mit einzubringen, um so Erfahrungen auch außerhalb konsentierter Algorithmen weiterzugeben. Die Zeitschrift soll bei der Bewältigung der täglich spannenden Herausforderungen helfen und eine Unterstützung für einen gelungenen und Freude bringenden Praxisalltag sein!

Ihre Reingard Glehr



Publication History

Article published online:
14 March 2024

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