Aktuelle Urol 2023; 54(03): 165-166
DOI: 10.1055/a-2018-9612
Editorial

Urologische Versorgungsforschung in Deutschland: Auf einem guten Weg!

Christian Doehn
1   Urologikum Lübeck, Lübeck, Germany
,
2   Klinik für Urologie, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Germany (Ringgold ID: RIN61061)
,
Jörg Klier
3   Urologische Partnerschaft Köln (UPK), Köln, Germany
› Author Affiliations

Im aktuellen Heft der Aktuellen Urologie liegt der Schwerpunkt auf dem Thema Versorgungsforschung. Dabei geht es in erster Linie um uro-onkologische Aspekte. Hierzu haben wir drei verschiedene Akteure eingeladen, ihre Sicht vorzustellen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) – vertreten durch Klaus Kraywinkel, den Arbeitskreis Versorgungsforschung, Qualität und Ökonomie der DGU – vertreten durch den Vorsitzenden Johannes Huber und die Deutschen Uro-Onkologen (d-uo).

Dem RKI kommt heute eine überragende Bedeutung bei der Krebsregistrierung in Deutschland zu. So markiert die bundesweite, flächendeckende klinisch-epidemiologische Krebsregistrierung einen wichtigen Meilenstein für die Forschung mit Registerdaten. Zu Recht wird konstatiert, dass sich durch die generelle Erweiterung des Datensatzes und die frühere Bereitstellung auch das Potenzial für die wissenschaftliche Nutzung der Daten erhöht, vor allem für Fragestellungen der Versorgungsforschung.

Auf Basis der aktuell verfügbaren Routinedaten hat der Arbeitskreis Versorgungsforschung, Qualität und Ökonomie eine Publikationsserie zu urologischen Entitäten in Deutschland initiiert. Neben Arbeiten zur Uro-Onkologie liegen bereits detaillierte Beschreibungen der Versorgungsrealität für die Gebiete Kinderurologie, Endoprothetik, Urolithiasis, Urodynamik und die operative Therapie des benignen Prostatasyndroms vor. Ganz aktuell sind Beiträge zur alternativen und fokalen Therapie sowie zur nuklearmedizinischen Therapie des Prostatakarzinoms in Deutschland erschienen.

d-uo verfolgt seit 2017 das Ziel, über die Dokumentation und wissenschaftliche Analyse der ambulanten Versorgung urologischer Tumorerkrankungen hinaus auch qualitätssichernde Maßnahmen sowie die Vertretung ökonomischer und sozialpolitischer Interessen der niedergelassenen Uro-Onkologen in Deutschland zu organisieren.

In drei verschiedenen Beiträgen können Sie sich über die aktuellen Aktivitäten von d-uo informieren. (Un)eigentlich muss d-uo den Krebsregistern und der seit 2015 verpflichtend bestehenden Krebsregistermeldung dankbar sein, weil sie letztlich Aktivitäten von d-uo katalysiert haben. Vice versa dürfen die Krebsregister auch d-uo dankbar sein. So ist d-uo der einzige Anbieter, der von sich aus die Krebsregistermeldung seiner Mitglieder extra honoriert und damit zu einer besseren Datenlage bei den Krebsregistern beiträgt.

Im Beitrag zur Krebsregistermeldung aus der Sicht von d-uo werden auch die regulatorischen Facetten und das damit verbundene Schneckentempo bei der Umsetzung sowie die inhaltlichen Limitationen beschrieben. Inhaltliche Limitationen meinen den Basisdatensatz, in dem festgelegt wird, welche Informationen über Patienten, Tumoren und Behandler erhoben und an das Krebsregister gemeldet werden.

Der zweite Beitrag von d-uo zeigt, wie man die im Rahmen der Krebsregistermeldung erhobenen Daten – trotz der eben genannten Limitationen – auswerten und interpretieren kann. Am Beispiel des Prostatakarzinoms wird dargestellt, wie die Tumorstadien verteilt sind, welchen Diagnoseanlass es gab, welchen Einfluss die Früherkennung auf die Verteilung der Tumorstadien besitzt und wie hoch die Rate positiver Absetzungsränder bei radikaler Prostatektomie ausfällt. Und die Daten stammen aus dem Zeitraum Mai 2018 bis Dezember 2022 – also mal wirklich aktuell.

Der dritte Beitrag handelt von den jüngst von d-uo vorgestellten Nationalen Registern zum Urothelkarzinom (UroNAT) und zum Prostatakarzinom (ProNAT). Hier werden die inhaltlichen Schwächen der Krebsregistermeldung (die ja letztlich vor allem auf den Parametern des Basisdatensatzes beruhen) als Grundlage für eine intensivierte Datenerfassung von Patient und Tumor begriffen und eben in prospektive Tumorregister mit mehr Tiefgang umgesetzt. UroNAT und ProNAT haben das Ziel, binnen kurzer Zeit eine vierstelligen Patientenzahl zu inkludieren. Insofern dürften die ersten Ergebnisse bereits sehr bald erwartet werden.

Sie sind jetzt richtig neugierig auf die urologische Versorgungsforschung in Deutschland geworden? Dann wünschen wir Ihnen eine spannende Lektüre und neue Erkenntnisse.

Ihre

Christian Doehn

Johannes Huber

Jörg Klier



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Article published online:
24 May 2023

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