Aktuelle Ernährungsmedizin 2022; 47(05): 356-357
DOI: 10.1055/a-1905-2688
Kommentierte Wissenschaft

Kommentar zu „Sarkopenische Adipositas: Definition sowie Diagnosekriterien veröffentlicht“

Änderungen der Körperzusammensetzung und im absoluten Körpergewicht gehören einerseits zum Lebenszyklus des Menschen, werden aber andererseits auch durch unausgewogene Lebensweise ausgelöst. Physiologisch kommt es generell mit zunehmendem Alter zu einer kontinuierlichen Abnahme von Muskelmasse und -funktion (Sarkopenie) bei gleichzeitiger Erhöhung des Anteils an Fettgewebe; das Körpergewicht ist dabei wenig beeinflusst. Eine energetische Überernährung (positive Energiebilanz: Zufuhr von Energie größer als Verbrauch) führt mittel- bis langfristig zu Fettmasse-bedingten Erhöhung des Körpergewichts (Übergewicht bzw. Adipositas); dadurch bedingte körperliche Einschränkungen (Reduzierung der körperlichen Aktivitäten) lösen zudem häufig eine Verringerung der Muskelmasse und -funktion aus. Die Co-Existenz dieser beiden individuellen klinischen Symptome (Muskelverlust und Fettmassezunahme) ist (patho-)physiologisch erklärbar und seit langem beschrieben. Getrieben durch weitergehende Forschungen vor allem im Bereich der Geriatrie wird für diese gleichzeitig auftretenden Stoffwechselveränderungen der Begriff „sarcopenic obesity“ vorgeschlagen. Noch unklar ist, ob eine „sarcopenic obesity“ in der Summe der klinischen Symptome und pathophysiologischen Hintergründe über die bisher bekannten klinischen Auswirkungen von Muskelmassenverlust und Fettmassenaufbau hinausgeht und damit als eigenständiges phänotypisches Merkmal zu definieren ist.



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Article published online:
07 October 2022

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