Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2022; 29(03): 124-125
DOI: 10.1055/a-1814-7632
Gesellschaft
BExMed

Deutsche Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin e. V.

Raimund Lechner

Liebe Mitglieder und Interessierte der BExMed,

der Winter neigt sich dem Ende zu und passend zur Frühjahrsskitourensaison konnte im April der „Expeditionskurs Winter“ der BExMed mit 18 Teilnehmern im Wallis durchgeführt werden ([ Abb. 1 ]). Dank des stringenten Hygienekonzepts und der sehr guten Teilnehmercompliance sind wir zum Glück von einem Coronaausbruch während des Kurses verschont geblieben. Eine Kursdurchführung erscheint also unter Beachtung gewisser Präventionsmaßnahmen wieder zuverlässig möglich. Trotz der aktuell sehr prekären Spaltensituation im Wallis kam es zu keinen größeren Unfällen. Im nächsten Jahr ist der „Expeditionskurs Winter“ für den 16.–23.04.2023 geplant.

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Abb. 1 Teilnehmer des BExMed-Expeditionskurses Winter auf dem Gipfel des Fluchthorns (3795 m).
Quelle: Dr. Ulrich Steiner

Doch auch die Felsklettersaison hat wieder begonnen. Passend hierzu bietet die BExMed erstmalig vom 17.–21.09.2022 am Gimpelhaus im Tannheimer Tal den „Alpinmedizinischen Refresher Sommer – Notfallversorgung im Felsgelände“ an. Dieser beginnt direkt im Anschluss an den Allgäuer Bergrettungstag in Bad Hindelang. Hier noch einmal der Hinweis, dass am Abend vor der Bergrettungstagung die diesjährigen Diplomprüfungen der ÖGAHM und BExMed für das Diploma in Mountain Medicine und das Diploma in Expedition and Wilderness Medicine stattfinden.

Als Pendant zum Lehrgang „Lawinenmedizin und Kälteschäden“ behandelt der neue Refresher-Kurs u. a. Themen wie: Bergung, Transport und Erstversorgung Verletzter im Felsgelände, generelle Trainingslehre, bergsportspezifische Herausforderungen und natürlich Höhenmedizin. Fokus des Kurses ist das Klettern, Klettersteigen und generell der steile Fels. Ein bewährtes Team an Bergführern wird uns begleiten und anleiten und es wird jeder auf seine theoretischen und praktischen Kosten kommen. Das Gimpelhaus ist auf einem gut ausgebauten Weg in ca. einer Stunde zu Fuß problemlos zu erreichen (www.gimpelhaus.at). Das Gepäck wird mit der Seilbahn auf die Hütte transportiert werden. Einmal am Gimpelhaus angekommen, eröffnen sich eine nahezu endlose Auswahl meist sehr gut abgesicherter alpiner (Sport-)klettereien in allen Schwierigkeitsgraden mit kurzem Zustieg. Der Vorstand freut sich darauf, dieses neue Kursformat auf den Weg zu bringen. Eine Anmeldung erfolgt wie für alle BExMed-Kurse über info@bexmed.de. Vorausgesetzt wird das sichere Beherrschen von alpinistischen Grundtechniken, der Eigen- und Partnersicherung sowie Grundzüge der alpinen Seiltechnik ([ Abb. 2 ]).

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Abb. 2 Traditionelles Rissklettern über Bozen, Cojote (7a trad).
Quelle: Dr. Eike Plazikowski

Die zweite Staffel von „BExMed goes online“, bestehend aus insgesamt 3 Vorträgen, ist mit jeweils ca. 150 Teilnehmern sehr erfolgreich gewesen. Das rege Interesse bestärkt uns, dass auch trotz Lockerungen der COVID-Restriktionen Onlinefortbildungen ein gern angenommenes Fort- und Weiterbildungsangebot sind. Eine Fortsetzung für 2023 ist geplant.

Genießen Sie das Frühjahr, kommen Sie immer gesund von Ihren Touren zurück und bleiben Sie gesund!

Es grüßt Sie die gesamte Vorstandschaft.

Ihr

Raimund Lechner

VERANSTALTUNGEN

BExMed

  • 16.09.2022 in Bad Hindelang: Prüfungen DiMM und DiExped

  • 17.09.2022 in Bad Hindelang: 4. Allgäuer Bergrettungstag

  • 17.–21.09.2022 (im Anschluss an den Bergrettungstag), Tannheimer Tal: Refresher und Update: Notfallversorgung im Felsgelände Das Angebot richtet sich an rettungsmedizinisch engagierte bzw. interessiertes Fachpersonal. Weitere Informationen folgen in Kürze.

Weiterer Termin

30.06.–03.07.2022 in Muggendorf, Frankenjura, Course Language: English

Sports Medical Course – Sportclimbing and Trail Running

Information and registration: sporttraumatologie@sozialstiftung-bamberg.de

FORSCHUNGSPREIS 2021

Auch im Jahr 2021 lobte die BExMed wieder einen Forschungspreis aus. Ludwig Karrasch und PD Dr. Roman Schniepp aus der Neurologischen Klinik und Poliklinik, Klinikum Großhadern der LMU, werden mit 5000 Euro bei ihrem Projekt „Akute Bergkrankheit – Pathomechanismen der zerebralen Vasoautoregulation unter hypobarer Hypoxie“ unterstützt.

Abstract

Die akute Bergkrankheit lässt sich bei nichtakklimatisierten Bergsteigern ca. 6–12 h nach Ankunft auf Seehöhen > 2500 Hm beobachten. Pathophysiologisch finden sich Hinweise auf eine gestörte zerebrale Autoregulation mit den Folgen von Vasodilatation, Endothelfunktionsstörung und damit sekundärer ödematöser Hirnschwellung. Ein damit verbundener Anstieg des intrakraniellen Drucks kann viele der AMS-assoziierten Symptome erklären, wie Kopfschmerz, Schwindel, Appetitlosigkeit und Konzentrationsstörungen. Inwieweit eine Überlappung mit dem Höhenhirnödem (HACE) besteht, ist Teil einer aktuellen Kontroverse.

Hypoxieinduzierte zerebrale Vasoregulationsstörungen deuten auf einen Hauptmechanismus einer Nitritoxid-(NO)-abhängigen Vasodilatation mit Endothelfunktionsstörung hin. Alternative Erklärungen sind Veränderungen der trigeminovaskulären Kaskade, die ebenfalls in ähnliche NO-vermittelte Vasodilatation münden und bereits aus primären Kopfschmerzsyndromen wie der Migräne bekannt sind.

Die geplante grundlagenwissenschaftliche Studie wird daher im Kontext von hypobarer Hypoxie das Vorhandensein eines kürzlich dargelegten Mechanismus der zerebralen Vasoregulation untersuchen: Die Vasodilatation über das sog. Calcium-Gene-Related Peptide (kurz: CGRP) gilt als Hauptweg der trigemino-vaskulären Aktivierung. Zusätzlich gilt das Neuropeptid CGRP als stärkste vasodilatatorische Substanz und wird mittels NO-Signalweg freigesetzt. Mit der nachweislich hohen Dichte von CGRP-Rezeptoren im trigeminalen Gefäßbett des Neurokraniums ist theoretisch die Beteiligung des CGRP-Systems im Rahmen von Höhenkopfschmerz, AMS und HACE zu diskutieren.

Die Studie soll nun konkret untersuchen, ob eine Aktivierung mittels CGRP im Rahmen einer hypobaren Hypoxie auftritt. Falls ja, ob diese mit dem Ausmaß an zerebraler Vasodilatation korreliert und ob die Symptomschwere von AMS an die (mögliche) CGRP-vermittelte Vasodilatation gekoppelt ist.

Das Projekt besteht aus 2 Ästen:

  • Im Sinne eines Proof of Principle wollen wir im ersten Studienarm unter experimenteller, hypobarer Hypoxie den grundsätzlichen Zusammenhang zwischen hypobarer Hypoxie und Aktivierung des CGRP-Systems auf den Grund gehen.

  • Der zweite, und von der BExMed geförderte Studienarm findet im Wallis in der Schweiz statt. Hier steigen wir mit ca. 20 Probanden im Rahmen einer geführten Tour über die bekannte Spaghettirunde in 5 Tagen zur höchstgelegenen Schutzhütte der Alpen auf: der Margherita Hütte auf 4556 m. Dabei werden im Rahmen des Aufstiegs neurokognitive Testungen, Abfrage von AMS-Symptomen, die Messung der Hirndurchblutung und die Höhe des CGRPs aus der Tränenflüssigkeit bestimmt und analysiert. Über einen tragbaren Fitnesssensor werden während des Aufstiegs leistungsphysiologische Daten individuell erfasst und als Kovariaten in die Analyse einfließen.

Erkenntnisse über CGRP-vermittelte Prozesse im Rahmen von AMS und HACE können langfristig als Grundlage für gezielte Therapiekonzepte mittels AK gegen CGRP-Rezeptoren dienen. Diese sind in der Migränebehandlung bereits klinisch zugelassen.

Verantwortlich für die BExMed-Gesellschaftsseiten in der FTR:

Dr. Raimund Lechner, Ulm (V.i.S.d.P.)

Geschäftsstelle:

Deutsche Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin e. V.

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Tel.: 089/907 79 36-12

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Publication History

Article published online:
21 June 2022

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