Psychother Psychosom Med Psychol 2022; 72(05): 175
DOI: 10.1055/a-1798-4381
Editorial

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Christian Albus
,
Franziska Geiser

es fiel uns angesichts des unermesslichen Leids der Menschen im Ukraine-Krieg Ende März sehr schwer, ein Editorial zum Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin in Berlin (22.–24. Juni 2022) zu verfassen. Beim Schreiben dieser Zeilen wissen wir nicht, wie es dort weitergehen wird. Als Kongresspräsident*in stehen wir ausdrücklich hinter der gemeinsamen Solidaritätserklärung der Fachgesellschaften mit der Ukraine, welche Sie hier finden (Seite 225).

Zugleich lässt sich das Motto unseres Kongresses „Psychosomatische Medizin: Integrativ denken, kooperativ handeln“ heute wie ein ausdrücklicher Kontrapunkt zu den brutalen Kriegshandlungen verstehen. Dabei hatten wir in der pandemiebedingt verlängerten Vorbereitungszeit des Kongresses ganz andere Themen als einen Krieg im Kopf. Zielsetzung unserer Kongressplanung war und ist, ausgehend von den biopsychosozialen Wurzeln unseres Faches über die institutionellen und politischen Rahmenbedingungen unseres Handelns nachzudenken. Psychosomatisches Selbstverständnis zielt heute darauf ab, Gesundheit umfassend und vernetzt zu fördern, sei es bei einzelnen Patient*innen, bei Behandlungsteams oder in bisher zu wenig erreichten Gruppen, bis hin zur Gesundheit unseres Planeten. Integration und Kooperation verstehen wir dabei als ein zentrales Kennzeichen unseres Faches, beim Krankheitsverständnis ebenso wie bei multimodalen Behandlungen oder in der interdisziplinären Forschung.

Während des Kongresses erwarten Sie etwa 90 Veranstaltungen mit circa 350 Referent*innen. Neben dem „Stand der Kunst“ in unserem Fach ist auch ein „Blick über den Tellerrand“ mit exzellenten Hauptvorträgen wie „Integration oder Abgrenzung? Die Ukraine der Regionen vor und im Krieg“ des Schweizer Historikers Ulrich Schmid und den „Ursprüngen von Kooperation und Fairness“ bei Kindern (Robert Hepach, Oxford) eingeplant. Zahlreiche weitere Hauptvorträge und „State of the Art“-Symposien werden über die neuesten Entwicklungen, z. B. zum „Post-Covid-Syndrom“, zu „Kollaborativer Versorgung“ oder dem „Nutzen künstlicher Intelligenz in der Psychotherapie“ informieren.

Ein besonderer Schwerpunkt des Kongresses wird die Präsentation der aktuellsten wissenschaftlichen Ergebnisse aus den zahlreichen deutschsprachigen Arbeitsgruppen sein. Hierzu haben wir mehr als 300 Abstracts erhalten, die in über 30 Symposien und für unseren Kongress innovativen Formaten wie „Mini Talks“ und „ePostern“ präsentiert werden.

Stand Drucksetzung ist geplant, dass dieser Kongress endlich wieder in Präsenz stattfinden wird. Uns allen fehlt der persönliche Austausch, das zwanglose Plaudern zwischen Tür und Angel, der gemeinsame Kaffee in der Pause. Auch deshalb würden wir uns sehr freuen, Sie erneut in Berlin begrüßen zu dürfen.

Mit herzlichen Grüßen
Franziska Geiser und Christian Albus



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
23. Mai 2022

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