Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2022; 29(02): 83
DOI: 10.1055/a-1775-7132
Gesellschaft
DGMM

Deutsche Gesellschaft für Maritime Medizin e. V.

Marcus Oldenburg

Liebe Mitglieder der DGMM,

kaum scheint sich die pandemische Lage auch in der Schifffahrt etwas zu entspannen und sich Routinen zu etablieren, erschüttern uns die Nachrichten vom russisch-ukrainischen Krieg. Es besteht Fassungslosigkeit und tiefe Anteilnahme für die ukrainische Bevölkerung. Dieser Krieg hat weitgreifende humanitäre, politische und wirtschaftliche Auswirkungen, die nicht zuletzt auch zu erheblichen Konsequenzen in der Schifffahrt führen. Auf einem Großteil der deutschen Schiffe arbeiten Ukrainer – oft in den Führungsteams, also vornehmlich als Offiziere, Ingenieure und Kapitäne. Das Arbeiten und Wirken an Bord erscheint angesichts der verheerenden Tragödien im Heimatland bedeutungslos und nachgeordnet; daher wollen viele ukrainische Seeleute abmustern und es bleibt abzuwarten, ob diese in naher Zukunft auch zum Militärdienst eingezogen werden.

Die Stimmung an Bord ist entsprechend belastet; insbesondere droht eine Eskalation, wenn russische und ukrainische Besatzungsmitglieder aufeinandertreffen, die in der Vergangenheit doch oftmals gut harmonierten. Wenn ukrainische Seeleute nicht mehr an Bord zur Verfügung stehen, ist dieser Ausfall in der deutschen Schifffahrt schwer kompensierbar. Unsere Anteilnahme liegt bei der ukrainischen Bevölkerung an Land als Direktbetroffene, gleichsam bei ihren Landsleuten auf hoher See, die nur aus der Entfernung beobachten und nicht vor Ort unterstützen können. Aktuell werden von dem Maritimen Sozialbeirat in Hamburg (u. a Verdi, Deutsche Seemannsmission, Verband der Deutschen Reeder und dem Hamburg Port Health Center) Strategien entwickelt, um die ukrainischen Seeleute an Bord gezielt zu unterstützen (z. B. durch Kriseninterventionskarten in verschiedenen Sprachen für die Schiffsbesatzungen oder eine Petition zur Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten in das Heimatland).

Wissenschaftlich ist die Maritime Medizin weiterhin sehr aktiv. Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) hat unsere Fachgesellschaft gebeten, auf deren nächsten Tagung (Congress for Tropical Medicine vom 23. bis 25. Juni 2022 in Rostock) inhaltlich präsent zu sein. Die DTG sei an der „Zielgruppe“ der Schifffahrtmedizin sehr interessiert, habe aber bis dato wenig Kontakte. Es ist daher geplant, im Rahmen einer maritimen Sektion zunächst die wesentlichen Säulen der Versorgung an Bord darzustellen (Zivil, Marine, Kreuzfahrtschiffe), um dann in den weiteren Sitzungen die Auswirkung von COVID-19 und anderen Infektionserkrankungen (sowie deren Vermeidung) zu thematisieren. Am 23.06.2022 werden von unseren Mitgliedern die Themen „Medizinische Versorgung auf Handelsschiffen“ (Dr. Jörg Abel), „Medizinische Versorgung auf Marineschiffen“ (N.N.) und „Medizinische Versorgung auf Kreuzfahrtschiffen“ (Dr. Jens Tülsner) präsentiert. Am Freitag folgen Fachvorträge zur „Hygiene auf einem Kreuzfahrtschiff während der Pandemie“ (Christoph Sevenich), zur „Pandemiebekämpfung auf Marineschiffen“ (Admiralarzt Dr. Stephan Apel) und zu „Psychosozialen Auswirkungen der Pandemie auf Seeleute“ (PD Dr. Marcus Oldenburg). Am Samstag wird die maritime Sektion mit den Themen „Infektionsrisiken in der Berufsschifffahrt“ (Dr. Clara Schlaich), „Covid from the view of a harbour doctor“ (IMHA Präsident Dr. Rob Verbist) und „Impfung auf Schiffen im Hamburger Hafen“ (Dr. Eike Beyer) abgerundet.

Gemäß § 108 Seearbeitsgesetz muss das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur einen Ausschuss für die medizinische Ausstattung in der Seeschifffahrt errichten, der u. a. den Stand der medizinischen Erkenntnisse ermitteln und Empfehlungen zur Einrichtung der medizinischen Räumlichkeiten geben soll. Diesem Ausschuss gehört Herr Dr. Bernd-Fred Schepers 9 Jahre lang als Vertreter der DGMM mit beratender Stimme an. Sehr engagiert hat sich unser ehemaliger, langjähriger DGMM-Vorsitzende in diesen Ausschuss eingebracht – hierfür möchten wir ihm unsere hohe Anerkennung und herzlichen Dank zum Ausdruck bringen. Die aktuellen Berufungen der Vertreter und Stellvertreter enden zum 31.07.2022. Herr Dr. Schepers möchte seine Mitwirkung im Ausschuss nun auslaufen lassen. Als Nachfolger werden Herr Dr. Jens Tülsner und als Stellvertreter Herr Dr. Jens Kohfahl vorgeschlagen.

Liebe DGMM-Mitglieder, in dieser turbulenten Zeit wünsche ich Ihnen alles Gute. Bleiben Sie gesund und zuversichtlich!

Ihr Marcus Oldenburg

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Article published online:
30 June 2022

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