Laryngorhinootologie 2022; 101(04): 272-273
DOI: 10.1055/a-1728-8255
Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde der LRO,

Andreas Dietz

auch wenn wir aktuell von der Flut an Nachrichten zu den schrecklichen Vorkommnissen im Rahmen des russischen Überfalls auf die Ukraine überwältigt sind und des Weiteren Corona noch lange nicht vorbei ist, sollte das aktuelle Heft der LRO eine willkommene Abwechslung für bewusst gewählte ruhige Stunden bieten. Nicht zuletzt ist im Rahmen der aktuellen Aufrufe zum sparsamen Autogebrauch das abendliche Zurückziehen und Lesen in der LRO ein guter Vorschlag unsererseits. Hierzu bietet das Heft tatsächlich einige interessante Aspekte, die gewohnt mit der Diskussion internationaler Publikationen beginnen. Die Artikel behandeln zum einen die verzögerte antibiotische Therapie und ggf. dadurch erhöhte Letalität, zum anderen einen neuen Index, der die Diagnose von nasaler Obstruktion erleichtern könnte, bis hin zur Adenotonsillektomie, die die Phonation bei Kindern verbessern sollte. Rainer Laskawi aus Göttingen hat uns einen würdigen Nachruf zum Tod von Alan B. Scott am 16.12.2021 im 90. Lebensjahr zur Verfügung gestellt. Scott ist unserer Community als Ophthalmologe nicht sehr vertraut; dennoch gilt er als einer der Pioniere in der Anwendung von Botulinumtoxin. Hervorzuheben ist unter der Rubrik „Short Communication“ eine wichtige Mitteilung von Maria Grosheva zusammen mit Orlando Guntinas-Lichius, Thomas Deitmer und Jens-Peter Klußmann zur Bedeutung der Wunddrainage und der stationären Behandlung nach Operationen von Speicheldrüsentumoren. Die Autoren sind verantwortlich für die aktuell laufende Redon-Studie, bei der die Studienpatienten mit und ohne Drainage regelhaft postoperativ engmaschig und mit Tragen von Kompressionskopfverband für mindestens 2 postoperative Tage überwacht werden. Die Autoren betonen, dass aus aktueller Sicht und unter Berücksichtigung der vorhandenen Studienlage nicht empfohlen werden kann, auf eine postoperative stationäre Überwachung nach einer Parotisoperation zu verzichten [1] [2]. Mit einem Abschluss der Redon-Studie ist nicht vor 2024 zu rechnen. Ludger Klimek und Kolleginnen und Kollegen legen ein neues Positionspapier zur Anwendung von Mepolizumab bei chronischer Rhinosinusitis mit Polyposis nasi im deutschen Gesundheitssystem vor [3]. In der Rubrik „Sehen und Verstehen“ legen Christian Offergeld und Kollegen ein Virtual-Reality-Modell zur Führung durch das Mittelohr vor. Dieses in Freiburg im Rahmen der curricularen Lehre verwendete Tool stellt eine besondere Attraktion für die Studenten, aber auch die Weiterbildungsassistenten dar, und stellt sicher ein wichtiges Instrument für zukünftige Lehre und möglicherweise sogar Operationsplanungen dar. Konstantinos Mantsopoulos und Kollegen aus Erlangen stellen eine Übersicht zur Behandlungsstrategie beim radiojodrefraktären differenzierten Schilddrüsenkarzinom dar. Jan Löhler und Kollegen stellen eine Originalarbeit zur Korrelation zwischen dem APHAB-Fragebogen und dem Freiburger Einsilbertest ohne und mit Störschall vor. In einer weiteren Originalarbeit von Anke Leichtle und Kolleginnen und Kollegen aus Lübeck wird eine Arbeit zur Immunmodulation im Cholesteatom vorgestellt. Almut Goeze und Kollegen aus Marburg und Frankfurt haben zur postoperativen Dysphagieprävalenz bei Kopf-Hals-Tumorpatienten im akutstationären Setting gearbeitet. Dieses Thema ist besonders wichtig, da es insbesondere in der Initialphase nach Kopf-Hals-Chirurgie gerne auf HNO-Seite vernachlässigt wird. In der Rubrik „Gutachten und Recht“ äußern sich Rosemarie Bernauer und Albrecht Wienke zur Aufklärungspflicht über Behandlungsalternativen nach dem Prinzip OP, Strahlentherapie oder Abwarten? In der Rubrik „Facharztwissen HNO“ besprechen Torsten Rahne, Stefan K. Plontke und Luise Wagner objektive audiologische Messverfahren, Indikationen und Differenzialdiagnostik [4]. Den Abschluss findet das Heft mit den üblichen Fragen für die Facharztprüfung sowie einem Auszug aus dem Lehrbuch von Gerhard Rettinger zum Thema „Nasoethmoidale Frakturen“.

Ich wünsche Ihnen großes Lesevergnügen und verbleibe mit herzlichen Grüßen

Prof. Dr. med. Andreas Dietz
Schriftleitung LRO



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Article published online:
23 March 2022

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