Der Nuklearmediziner 2021; 44(04): 313-325
DOI: 10.1055/a-1652-4899
CME-Fortbildung

Neuroendokrine Tumoren – von der morphologischen zur funktionellen Bildgebung

Neuroendocrine tumors – from morphological to functional imaging
Harun Ilhan
,
Moritz Ludwig Schnitzer
,
Johannes Rübenthaler

Im Rahmen der Primärabklärung von neuroendokrinen Tumoren (NET) kommen neben der Ultraschalldiagnostik die Computertomografie und die Magnetresonanztomografie zum Einsatz. Je nach Verfügbarkeit stellt darüber hinaus die funktionelle Bildgebung mittels Szintigrafie bzw. Single-Photon-Emissionscomputertomografie (SPECT) und Positronenemissionstomografie (PET) eine obligate Untersuchungsmethode für die Abklärung von NET dar.

Abstract

Neuroendocrine tumors (NET) are relatively rare tumor entities arising from neuroendocrine cells primarily located in the stomach, duodenum, and pancreas. Imaging methods for the primary diagnosis of NET are ultrasound, computed tomography (CT) and magnetic resonance imaging (MRI). Furthermore, molecular imaging using single-photon emission computed tomography (SPECT) and positron-emissions-tomography (PET) plays a pivotal role in NET. Somatostatin analogs radiolabeled 68Ga represent the diagnostic reference standard for imaging of the primary tumor site as well as metastases. Novel developments introduced PET-tracers labeled with other radionuclides.

Fazit

Take Home Message

Der transabdominale Ultraschall zeigt insbesondere in der Abklärung hepatischer Metastasen eine hohe Sensitivität, die jedoch sehr untersucherabhängig ist.

Fazit

Take Home Message

Bei NET sollte eine CT-Untersuchung mit Kontrastmittel in Mehrphasen-Technik durchgeführt werden. Die arterielle Phase weist insbesondere für die Detektion hypervaskularisierter Lebermetastasen eine hohe Sensitivität auf. Sofern jedoch ein PET/CT zur Verfügung steht, sollte unter Berücksichtigung aktueller Leitlinienempfehlungen dieses zum Staging verwendet werden.

Fazit

Take Home Message

Das Standardprotokoll der abdominalen MRT sollte bei NET native und KM-T1-Sequenzen, T2-Sequenzen mit und ohne Fettsuppression sowie diffusionsgewichtete Sequenzen (DWI) beinhalten. Diese können neben der Differenzierung des Primärtumors im Falle einer Metastasierung auch zur Beurteilung therapieassoziierter Veränderungen herangezogen werden.

Die MRT sollte als fokussierte Untersuchung für bestimmte Areale (z. B. Leber) durchgeführt werden.

Fazit

Take Home Message

Zu den Limitationen der SSTR-PET/CT zählen falsch-positive Befunde. Diese lassen sich jedoch insbesondere durch die Erfahrung des Untersuchers und Korrelation mit der Morphologie in vielen Fällen kompensieren.

Fazit

Take Home Message

Mittlerweile sind neben den am weitesten verbreiteten und bereits zugelassenen 68Ga-markierten Somatostatin-Analoga auch 18F- und 64Cu-markierte Somatostatin-Analoga im klinischen Einsatz.

Kernaussagen
  • Neuroendokrine Tumoren sind eine relativ seltene Tumorentität, die jedoch eine stetig steigende Inzidenz aufweisen. Dieser Anstieg ist überwiegend auf die moderne Bildgebung zurückzuführen, die eine Diagnostik Neuroendokriner Tumoren auch in früheren Stadien ermöglich.

  • Die Ultraschalldiagnostik stellt bei Neuroendokrinen Tumoren eher eine Untersuchungsmodalität zur gezielten Diagnostik bestimmter Regionen dar (z. B. Endosonografie, Lebersonografie).

  • Die CT- und MRT-Bildgebung zeigen eine ähnliche Sensitivität und Spezifität im Rahmen der Primärdiagnostik und sollten nach Möglichkeit immer unter Verwendung von Kontrastmittel durchgeführt werden. Die MRT-Bildgebung eignet sich insbesondere zur Abklärung hepatischer Metastasen, bei der zusätzlich zur Kontrastmittelgabe die Beurteilung diffusionsgewichteter Sequenzen von großer Bedeutung ist.

  • Ein besonderes Merkmal neuroendokriner Tumoren ist die (Über-)Expression von Somatostatin-Rezeptoren auf der Zelloberfläche, welche die Grundlage für die nuklearmedizinische Bildgebung und Therapie darstellt. Die Rezeptoren dienen mittels diagnostischen und therapeutischen Radionukliden markierten Somatostatin-Analoga als Zielstruktur.

  • Den Referenzstandard für die funktionelle Bildgebung gastro-entero-pankreatischer Neuroendokriner Tumoren stellt die PET-Bildgebung mit überwiegend 68Ga-markierten Somatostatin-Analoga dar. Neure Entwicklungen beinhalten dabei auch mittels 64Cu oder 18F markierte Somatostatin-Analoga, die im Vergleich zum Generatorprodukt 68Ga pharmakokinetische Vorteile aufweisen.

  • Darüber hinaus können auch andere Radiopharmaka wie beispielsweise 18F-FDG, 18F-DOPA oder 123I/131I-MIBG für die Bildgebung und das Therapiemanagement Neuroendokriner Tumoren von großer Bedeutung sein. Diese werden in diesem Beitrag jedoch nicht im Detail beleuchtet.



Publication History

Article published online:
29 November 2021

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