Zusammenfassung
Hintergrund Während die negative Beziehung
zwischen Armut und Gesundheit vielfach
dokumentiert wurde, ist bislang unklar, ob diese
auf soziale Verursachung oder auf indirekte oder
direkte Selektion zurückzuführen ist. Des Weiteren
wird Armut bislang meist aus dem Einkommen
abgeleitet, obwohl dieses nur gering mit den
tatsächlichen materiellen Lebensbedingungen
korreliert ist. Die vorliegende Studie untersucht
erstmals für Deutschland, ob sich materielle
Deprivation auch unter verbesserter Kontrolle von
indirekter Selektion auf die subjektive Gesundheit
auswirkt.
Methodik Die Analyse basiert auf den Daten
des für Deutschland repräsentativen
Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) der Jahre 2001
bis 2015. Das Analysesample enthält 54 995
Beobachtungen von 14 434 Männern und 60 766
Beobachtungen von 15 912 Frauen, jeweils mit einem
durchschnittlichen Alter von 50 Jahren. Zunächst
wird versucht, die bisherigen Forschungsergebnisse
in gepoolten OLS- (POLS) und Random
Effects-Modellen (RE) zu bestätigen. Anschließend
werden lineare Fixed Effects-Regressionen (FE)
berechnet, um für indirekte Selektion in Armut als
Resultat von unbeobachteten zeitstabilen Merkmalen
zu kontrollieren.
Ergebnisse In den POLS-Modellen zeigt sich,
im Einklang mit früheren Studien, sowohl bei
Männern als auch bei Frauen ein negativer
Zusammenhang von materieller Deprivation und
subjektiver Gesundheit. Diese Beziehung reduziert
sich in den FE-Modellen stark. Aber auch nach
verbesserter Kontrolle von indirekter Selektion
lässt sich weiterhin eine signifikante
Verschlechterung der Gesundheit durch materielle
Deprivation feststellen, die mit steigender
Intensität der materiellen Deprivation graduell
zunimmt.
Schlussfolgerung Die Ergebnisse legen nahe,
dass der negative Zusammenhang zwischen
materieller Deprivation und subjektiver Gesundheit
zu einem großen Teil durch indirekte Selektion
bedingt ist. Der im FE-Modell verbleibende
negative und graduelle Zusammenhang deutet darauf
hin, dass materielle Deprivation die Gesundheit
verschlechtert.
Abstract
Background Although the negative
relationship between poverty and health is
well-documented, it is still unclear whether it
can be explained by social causation or by
indirect or direct selection. Moreover, most
studies measure poverty by income, which is only
weakly correlated with the actual material living
conditions. This study is the first to examine for
Germany whether material deprivation still
influences subjective health after accounting for
indirect selection
Methods The analysis is based on the data
from the German Socio-Economic Panel (GSOEP)
2001–2015. The sample consists of 54,995
observations on 14,434 men and 60,766 observations
on 15,912 women, both with an average age of 50
years. In a first step, pooled OLS (POLS) and
random effects models (RE) were applied to confirm
the results of previous studies. In a second step,
linear fixed effects regressions (FE) were applied
to control for indirect selection into poverty as
a result of time-constant unobserved
heterogeneity.
Results In the POLS models, in line with
previous studies, a negative association between
material deprivation and subjective health was
found for men and women. This relationship was
considerably weaker in the FE models. However,
even after better controlling for indirect
selection, a significant deterioration of health
through material deprivation could be observed,
which gradually increased with the intensity of
material deprivation.
Conclusion The results suggest that a large
part of the negative correlation between material
deprivation and subjective health can be explained
by indirect selection. The remaining
negative linear relationship in the FE model also indicates that
material deprivation impairs health.
Schlüsselwörter
Armut - Materielle Deprivation - Subjektive Gesundheit - Gesundheitliche Ungleichheit
- Fixed Effects-Regression - SOEP
Key words
Poverty - Material Deprivation - Subjective Health - Health Inequality - Fixed Effects
Regression - GSOEP