Allgemeinmedizin up2date 2020; 1(01): 99-118
DOI: 10.1055/a-1162-2028
Hausärztliche Therapien – Tools

Diabetes mellitus Typ 2: Diagnose, Behandlungsziele und Therapie

Andreas Klinge
,
Günther Egidi
,
Ulrich A. Müller

Seit wenigen Wochen liegt die Konsultationsfassung der neuen Nationalen Versorgungsleitlinie Typ 2 Diabetes vor. An der Erstellung der Leitlinie für die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) bzw. für die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) waren auch die Autoren beteiligt. Somit enthält dieser Beitrag zum aktuellen Stand von Diagnostik und Therapie u. a. die Ergebnisse dieses Prozesses.

Kernaussagen
  • Diabetes bedeutet ein unterschiedliches Risiko für ältere und jüngere Patienten mit Diabetes – dementsprechend brauchen wir unterschiedliche HbA1c-Ziele.

  • Eine zu starke medikamentöse Senkung des HbA1c kann schaden. Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes kann eine Senkung des HbA1c unter 7,0 % sogar mehr schaden, als sie nützt.

  • Generell sollte bei der medikamentösen Behandlung jüngerer und sonst gesunder Patienten mit T2DM ein HbA1c nahe am unteren Zielwert von 7,0 % angestrebt werden, wenn dies nicht zu relevanten Hypoglykämien führt. Bei jüngeren Menschen mit Typ-1-Diabetes kann das HbA1c-Ziel ebenfalls niedriger sein – im Allgemeinen wird hier ein HbA1c < 7,5 % empfohlen

  • Das Senken eines erhöhten Blutdrucks ist zur Verhütung schwerer Folgeerkrankungen erheblich effektiver als die Senkung der Blutglukose. Der Blutdruck stellt bei Menschen mit Diabetes einen wichtigeren Messwert dar als Glukose und HbA1c.

  • Die Häufigkeit von Folgeschäden des Diabetes wird massiv überschätzt, was oft ein Grund zu großen Sorgen ist. Deshalb soll den Betroffenen die Teilnahme an einem für ihren Diabetestyp und ihre Therapie geeigneten Behandlungs- und Schulungsprogramm empfohlen werden.

  • Sowohl die technischen Therapieziele (HbA1c, Blutdruck, Cholesterin) als auch die verwendeten therapeutischen Interventionen müssen an die spezielle Situation des einzelnen Patienten angepasst werden.

  • Durch die Einführung von Substanzen, die neben einer (nur geringen bis moderaten) Blutzuckersenkung das Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen und/oder die Gesamtmortalität reduzieren, liegt der Fokus nicht mehr auf einer alleinigen Blutzuckersenkung.



Publication History

Article published online:
18 November 2020

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