Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2019; 58(06): 358
DOI: 10.1055/a-1036-9426
Gesellschaftsmitteilungen
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Deutsche Gesellschaft für Physikalische undRehabilitative Medizin e. V.

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Publication Date:
10 December 2019 (online)

Rückblick auf die ÖGPMR-Jahrestagung 2019

Die Österreichische Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation (ÖGPMR) hat ihre Jahrestagung 2019 am 8. November und 9. November 2019 in Wien abgehalten und sich den Kernthemen der Physikalischen Medizin, wie der Schmerztherapie und der Rehabilitation, gewidmet. Auch andere wichtige Bereiche wie die Stoßwellenbehandlung und Botoxtherapie, die Behandlung von Patienten aus dem rheumatologischen Formenkreis und das Feld der Arbeitsmedizin in der Physikalischen Medizin sind behandelt worden. Der Blick auf aktuelle Innovationen und Forschungsarbeiten zeigte die aktuelle Weiterentwicklung des Fachgebiets in vielen spannenden Bereichen, wie z. B. der Stoßwellentherapie, Funktionellen Elektrostimulation (FES) und der Insultrehabilitation mit Brain Computer Interface in österreichischen physikalischen Forschungseinrichtungen. Auch Untersuchungen zum Thema Elektrostimulation bei Schrittmacherpatienten mit der klaren Darstellung, dass einkreisige elektrotherapeutische Verfahren an den Extremitäten gefahr- und komplikationslos durchgeführt werden können, wurden vorgestellt.

Der wissenschaftliche Festvortrag hob die Bedeutung aller Physikalischen Modalitäten hervor, von der Massage bis zur Elektrotherapie, über die Jahrtausende von Hippokrates bis in die Gegenwart, wie bei der aktuellen österreichischen Leitlinie zur Behandlung des „Unspezifischen Kreuzschmerzes“ festgehalten. Im Gegensatz zu den bekannten deutschen Leitlinien sind in Österreich in einem Konsens der relevanten wissenschaftlichen Fachgesellschaften wie Physikalische Medizin, Orthopädie, Anästhesie, Rheumatologie, Neurochirurgie, Unfallchirurgie, Neurologie, Innere Medizin, Radiologie und Allgemeinmedizin die Anwendung Physikalischer Therapiemodalitäten sowohl in der Akutphase als auch im subakuten und chronischen Stadium einstimmig in der Leitlinie positiv bewertet worden.

In der Rheumatologiesitzung ist im Vortrag Kinderrheumatologie auf die wiederholt notwendige Auseinandersetzung der Kinder und Eltern mit der rheumatologischen Grunderkrankung, auch in eigens konzipierten Ferienaufenthalten, hingewiesen worden, um die Kinder für ihr Krankheitsbildung und die Behandlungsmöglichkeiten zu sensibilisieren. Andererseits ist auch die Betreuung in der kritischen Zeit des Übergangs von der Zuständigkeit des Kinderarztes zum Facharzt für Rheumatologie dargestellt worden, da in dieser Zeit das Risiko besteht, dass die Patienten diesen Wechsel nicht durchführen und dadurch die weitere notwendige Basismedikation verlorengeht.

In einem weiteren Vortrag ist die Problematik der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen bei älteren Patienten mit multilokalen Schmerzen, in manchen Fällen verspäteter Diagnostik, Multimorbidität und schlussendlich auch Polypharmazie dargestellt worden. Der 3. Vortrag behandelte die Schwerpunkte der Rehabilitation von Patienten mit Chronischer Polyarthritis.

Ein weiter Schwerpunkt der Tagung war die Behandlung des Neuropathischen Schmerzes aus Sicht der Physikalischen Medizin und auch aus Sicht der Anästhesie mit dem Schwerpunkt der Medikation inklusive der topischen Anwendungen.

Das Update der Botulinum-Toxin-Therapie zeigte indikationsbezogen die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten auf. Der Fokus der Stoßwellensession lag einerseits auf neuen Anwendungsbereichen in der Physikalischen Medizin und der mittlerweile auch möglichen Behandlung von Pseudarthrosen mit Kleingeräten. Auch konnten die neuesten Erkenntnisse über die Wirkungsweise dieser effektiven Methode dargestellt werden.

Die Rehabilitation als Kernbereich der PMR beschäftigte sich mit der interdisziplinären, fachübergreifenden Arbeit bei der Wiederherstellung nach Hüft- und Kniegelenksimplantaten mit Rapid-Recovery-Methoden, der Behandlung von Überlastungssyndromen am Kniegelenk, der Diagnostik und Therapie des CRPS und der Behandlung der Facialisläsionen. Auch die Prädiktion relevanter ICF-Aktivitäts- und Partizipationskategorien der PROs beim chronischen Kreuzschmerz und die aktuell in Österreich anlaufende Kinderrehabilitation wurden im Detail dargestellt.

Der Bereich Arbeitsmedizin in der PMR widmete sich den Themen „Bedeutung der Arbeitsmedizin in der PMR“, „Heben, Ziehen, Schieben und Tragen aus Sicht der PMR“ und auch den Aufgaben der Arbeitspsychologie und den Kooperationsmöglichkeiten mit unserem Fach.

Ausbildungs- und Fortbildungskonzepte sowie ein Blick auf die ganzheitsmedizinische Bedeutung der Physikalischen Medizin und Rehabilitation im Sinne der Integralen PMR stellten eine wichtige Grundlage für die Ist-Analyse und die Zukunftsüberlegungen in unserem Fachgebiet dar, die in einer abschließenden Podiumsdiskussion über die Stärken und Chancen der Physikalischen Medizin erörtert wurden.

Prim. Dr. Christian Wiederer
Präsident der Österreichischen Gesellschaft
für Physikalische Medizin und Rehabilitation