Dialyse aktuell 2019; 23(09): 379
DOI: 10.1055/a-0969-0501
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Das Wohl des Patienten im Blick

Christian Schäfer
1   Stuttgart
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Publication Date:
20 November 2019 (online)

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Ist es nicht eigentlich selbstverständlich? Ja, normalerweise sollte das Wohl des Patienten bei Ärzten und Pflegekräften an vorderster Stelle stehen können. Ökonomische und sonstige andere Überlegungen sollten hier grundsätzlich sekundär sein. Was so selbstverständlich klingt, ist allerdings im deutschen Gesundheitssystem mit den Fallpauschalen nicht zwingend realisiert. Denn hier werden ökonomische Anreize gesetzt, möglichst viele und aufwendige Prozeduren durchzuführen, die nicht unbedingt die für den Patienten optimale Therapie bedeuten müssen.

So sehen es auch die Mediziner und im Gesundheitssektor aktiven Organisationen, Gesellschaften, Verbände und Vereine, die sich in einem Ärzte-Appell mit dringenden Forderungen an den deutschen Staat wenden. Rund um die Titelgeschichte „Mensch vor Profit!“ der Print-Ausgabe des „Stern“ vom 05.09.2019 wurde dies der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Zum Stand 02.10.2019 waren es laut „Stern“ schon über 1500 unterzeichnende Ärztinnen und Ärzte, am 21.10.2019 war immer noch ein Wachstum der Zahl der Unterzeichner zu beobachten, wie der „Stern“ berichtete. Parallel startete der Rheuma-Patient Ludwig Hammel eine Online-Petition, die alle Bürgerinnen und Bürger unterschreiben können. Sie ist unter dem Titel „Mensch vor Profit: Ökonomisierung an deutschen Krankenhäusern abschaffen!“ auf der Internetseite change.org/menschvorprofit einzusehen. Ende Oktober hatte sie schon über 90 000 Unterzeichner.

Aber zurück zum Ärzte-Appel – was sind nun die 3 zentralen Forderungen der Mediziner? Diese sind laut „Stern“:

  • „Das Fallpauschalensystem muss ersetzt oder zumindest grundlegend reformiert werden.“

  • „Die ökonomisch gesteuerte gefährliche Übertherapie sowie Unterversorgung von Patienten müssen gestoppt werden. Dabei bekennen wir uns zur Notwendigkeit wirtschaftlichen Handelns.“

  • „Der Staat muss Krankenhäuser dort planen und gut ausstatten, wo sie wirklich nötig sind. Das erfordert einen Masterplan und den Mut, mancherorts zwei oder drei Kliniken zu größeren, leistungsfähigeren und personell besser ausgestatteten Zentren zusammenzuführen.“

Dies sind sicherlich sinnvolle Anregungen, die hoffentlich bei der Politik Gehör finden!

Um das Wohl des Patienten geht es auch, wenn man die Ernährung von Dialysepatienten in den Fokus nimmt. Denn eine optimierte Ernährung kann einen entscheidenden Einfluss auf den Gesundheitszustand, das Wohlbefinden und den Therapieerfolg bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung haben. Daher haben wir den Schwerpunkt dieser Ausgabe der „Dialyse aktuell“ diesem Thema gewidmet – lesen Sie die interessanten Beiträge ab Seite 395. Zudem finden Sie im vorliegenden Heft Artikel in den Rubriken „Gesellschaft“ (des fnb e. V., der EDTNA/ERCA und zur Nephro Fachtagung Ulm 2020), „Expertentipp“ (zur Lipoproteinapherese), „Magazin“ (zur Ausschreibung des „Förderpreis Nephrologische Pflege 2020“ der Thieme Gruppe), „Journal-Club Pflege“ (zur Hämodialyse bei älteren Patienten), „Original & Übersicht“ (Ergebnisse des 5. Netzwerktreffens des KfH e. V. zum Thema „Gefäßzugänge für die Hämodialyse“) und „Forum der Industrie“ (zum Eisen-Mangel). Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre!