Hebamme 2018; 31(04): 222
DOI: 10.1055/a-0645-0178
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Metabolische Effekte des Stillens: Lange Laktation schützt vor Diabetes mellitus

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Publication Date:
05 September 2018 (online)

Zusammenfassung der Studie

Erkranken Mütter mit einer langen Laktationsdauer seltener an einem Diabetes mellitus als Frauen, die selten oder nie gestillt haben? Angesichts der diesbezüglich schwachen Studienlage – insbesondere die biochemische Evidenz fehlt bislang – haben US-Wissenschaftler diese Fragestellung untersucht.

Hierzu haben sie die Daten der multizentrischen CARDIA-Studie, mit deren Hilfe das langfristige kardiovaskuläre Risiko von jungen Erwachsenen prospektiv untersucht wurde, ausgewertet. Teilnehmer der zwischen 1985 und 1986 begonnenen Observationsstudie waren 5115 Probanden, darunter 2787 Frauen, im Alter zwischen 18 und 30 Jahren. In die Analyse zum Diabetesrisiko gingen die Daten von 1238 Müttern (50 % Schwarze, Durchschnittsalter 24 Jahre), die mindestens ein Kind lebend geboren hatten, ein. Bei keiner der Teilnehmerinnen lag initial eine Glukosetoleranzstörung vor. Vor sowie während des Studienzeitraums von 30 Jahren wurden die Frauen regelmäßig untersucht. Hierbei wurden unter anderem eine ausführliche geburtshilfliche Anamnese erhoben (Parität, Fehlgeburten, Verlauf der einzelnen Schwangerschaften inklusive Gestationsdiabetes und hypertensive Erkrankungen) und die Dauer der einzelnen Stillphasen (< 6 Wochen, 6–11 Wochen, 3–6 Monate, ≥ 6 Monate) erfasst. Informationen zu einer neu aufgetretenen Blutzuckerstörung gewannen die Wissenschaftler durch Befragen der Mütter sowie anhand verschiedener Labortests (unter anderem oraler Glukosetoleranztest, HOMA- Index, HbA1c). Jede Probandin nahm während der Nachbeobachtungszeit an bis zu 7 Diabetes-Screenings teil.

Ergebnisse

Während des Studienzeitraums (30 Jahre) wurden 2302 Kinder geboren. 322 Frauen (26,0 %) hatten nie gestillt. In 418 Fällen (33,8 %) betrug die summarische Laktationsdauer zwischen 0 und 6 Monaten, in 268 Fällen (21,6 %) zwischen 6 und 12 Monaten und 230 Frauen (18,6 %) hatten insgesamt länger als 12 Monate gestillt. 155 Frauen (12,5 %) hatten währen einer Schwangerschaft einen Gestationsdiabetes (GDM) entwickelt und in 182 Fällen (14,7 %) war im weiteren Verlauf – im Mittel mit 47 Jahren – ein Diabetes mellitus diagnostiziert worden. Dies entsprach einer Inzidenzrate von 6,6 pro 1000 Personenjahre, wobei schwarze Frauen signifikant häufiger erkrankten als weiße (9,9 vs. 3,5 pro 1000 Personenjahre) und Frauen mit GDM häufiger als Frauen ohne GDM (18,0 vs. 5,1 pro 1000 Personenjahre). Mit zunehmender Gesamt-Stilldauer sank – auch bei Berücksichtigung potenzieller Einflussvariablen (biochemische, soziodemografische und reproduktive Risikofaktoren, Diabetes-Familienanamnese, Lebensstil, Gewichtsveränderung während der Nachbeobachtungszeit) – das Risiko für eine Diabetesdiagnose: Bei einer Stilldauer zwischen 0 und 6 Monaten um 25 %, bei einer Stilldauer zwischen 6 und 12 Monaten um 48 % und bei einer Laktationsdauer von mehr als 12 Monaten um 47 %.


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