Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2008; 43(6): 428-433
DOI: 10.1055/s-2008-1081389
Fachwissen
Anästhesiologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kann man messen, wie gut eine Narkose ist? – Ein kritischer Überblick über Recovery–Scores und andere Verfahren zur Beurteilung der Ergebnisqualität

How to judge a good anaesthesia from a bad one – A critical review of recovery scores and other techniques to assess the result quality of anaesthesia proceduresAlexander Schellhaaß, Joachim Boldt
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Publication Date:
18 June 2008 (online)

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Zusammenfassung

Patienten, Öffentlichkeit und Kostenträger interessieren sich mehr und mehr für die Qualität von medizinischen Leistungen. Da anästhesiebedingte schwerwiegende Morbidität und Mortalität ungeeignete Parameter darstellen, werden zunehmend andere Aspekte wie eine möglichst rasche postoperative Erholung oder die Patientenzufriedenheit evaluiert, um die Qualität eines Anästhesieverfahrens zu beurteilen. Dieser Artikel möchte eine Hilfestellung für die kritische Beurteilung von bereits publizierten Studien sowie für die Planung und Durchführung von zukünftigen Untersuchungen geben.

Abstract

Patients, general public and health insurance funds focus more and more on the quality of medical performance. Anaesthesia related severe morbidity and mortality are unsuitable to judge the quality of an anaesthesia procedure. Other aspects like rapid and comfortable postoperative recovery or satisfaction of the patients with the anaesthesia procedure experience therefore rising attention. With this critical review we aim to give support for appraisal of already published studies and for design and realization of future trials.

Kernaussagen

  • Schwerwiegende Morbidität und Mortalität sind keine geeigneten Parameter um die Ergebnisqualität in der Anästhesie zu erfassen.

  • Daher müssen andere Parameter wie z.B. das unmittelbare Aufwachverhalten oder die Patientenzufriedenheit evaluiert werden.

  • Die Methodik vieler Untersuchungen zu diesem Thema ist uneinheitlich und ungeeignet, sodass die Ergebnisse inhomogen und nur schwer vergleichbar sind.

  • Der Aldrete–Score ist für die Beurteilung der Verlegungsfähigkeit aus dem Aufwachraum und für wissenschaftliche Zwecke ungeeignet.

  • Nach ambulanten Operationen beurteilt das „postanesthetic discharge scoring system” (PADSS) valide die Entlassungsfähigkeit nach Hause.

  • ergleich verschiedener Anästhesieverfahren lassen sich bei geeigneter Methodik lediglich geringe Unterschiede im Aufwachverhalten ohne wirkliche klinische Relevanz nachweisen.

  • ei ambulanten Patienten lassen sich diese geringen Unterschiede im Aufwachverhalten nur sehr schwer in prozessrelevanten Nutzen oder finanzielle Einsparungen umsetzen.

  • alität eines Anästhesieverfahrens sollte nicht danach beurteilt werden, ob ein Patient wenige Minuten früher oder später aus der Narkose erwacht.

  • nte bisher nicht nachgewiesen werden, dass der Einsatz bestimmter Anästhesieverfahren einen Einfluss auf die Inzidenz postoperativer kognitiver Defizite hat.

  • tenorientierte Fragebögen, die die Inzidenz von körperlichen Beschwerden in der postoperativen Phase erfassen und die postanästhesiologische Erholung quantifizieren, sind geeignete Methoden zur Erfassung der Ergebnisqualität in der Anästhesie.

Literatur

Dr. med. Alexander Schellhaaß
Prof. Dr. med. Joachim Boldt