Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2008; 3(3): 177-194
DOI: 10.1055/s-2008-1077373
Beckengürtel und untere Extremität

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Primäre Endoprothetik am Kniegelenk

S.  Kirschner1 , J.  Lützner1
  • 1Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. Juli 2008 (online)

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Der künstliche Ersatz des Kniegelenkes hat sich nach dem Hüftgelenkersatz ebenfalls zu einem erfolgreichen Standardverfahren entwickelt. Da die Inzidenz der Gonarthrose die der Koxarthrose mit zunehmendem Lebensalter deutlich übersteigt, ist mit weiter steigenden Implantationszahlen von Knieendprothesen zu rechnen.

In der Routineversorgung werden heute im Wesentlichen bikondyläre Oberflächenprothesen eingesetzt. Hiermit werden für gemischte Indikationsgruppen von Patienten gute Behandlungsergebnisse mit einer Standzeit der Prothese > 90 % im 10-Jahres-Zeitraum erreicht. Daneben kommt für einen Teil der Patienten mit umschriebenem Gelenkverschleiß (anteromedialer Arthrose) die Versorgung mit unikondylären Schlittenprothesen infrage (Aldinger et al. 2004). Bei Patienten mit hochgradigen Achsabweichungen und kontrakten Weichteilen kommen teilgekoppelte oder gekoppelte Knieprothesen mit intramedullärer Verankerung zum Einsatz.

Durch Anwendung von Navigationssystemen in der Knieendoprothetik kann die Implantationsgenauigkeit der Endoprothesen für die frontale Beinachse im Stand verbessert werden. Die Navigation wird vom überwiegenden Teil der Hersteller als bildfreie Lösung mit intraoperativer Registrierung der Landmarken und Ermittlung der notwendigen Achsen realisiert. Der zusätzliche Zeitbedarf bei navigierten Knieendoprothesenimplantationen beträgt zwischen 10 und 20 Minuten. Der langfristige Effekt navigationsunterstützter Knieprothesenimplantationen auf die Überlebensrate und das klinische Ergebnis ist Gegenstand der klinischen Forschung (Lüring et al. 2005).

Durch Weiterentwicklungen der chirurgischen Techniken und Verwendung von weniger invasiven Zugängen soll das chirurgische Ergebnis verbessert und die Rehabilitationsphase verkürzt werden. Neben positiven Berichten aus Fallserien zeigen die wenigen randomisierten Studien einen zeitlich begrenzten positiven Effekt auf die Rehabilitation. Eine abschließende Bewertung auf das langfristige Behandlungsergebnis muss mangels ausreichenden Datenmaterials gegenwärtig ausbleiben.

Die wesentlichen Versagensursachen von Knieendoprothesen stellen die Lockerung und der Polyethylenabrieb dar. Darüber hinaus spielen jedoch die Instabilität, die periprothetische Infektion, die Arthrofibrose, das Malalignement und periprothetische Frakturen eine relevante Rolle (Sharkey et al. 2002). Damit sind die möglichen Versagensursachen breiter gestreut als bei der Hüftendoprothetik und zeigen die notwendigen Entwicklungen für die eingesetzten Materialien und operativen Techniken sowie bei der Forschung der Erkrankungsverläufe an.

Literatur

Dr. med. Stephan Kirschner

Klinik und Poliklinik für Orthopädie
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Technische Universität Dresden

Fetscherstr. 74
01307 Dresden

Telefon: 0351/458–2613

Fax: 0351/458–4376

eMail: stephan.kirschner@uniklinikum-dresden.de