Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrift 2008; 3(2): 25
DOI: 10.1055/s-2008-1077183
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Anatomie: Das limbische System - Koordination von Trieb und Intellekt

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Publication Date:
06 May 2008 (online)

Das limbische System beteiligt sich an der Regulation von Emotionen, des Trieb- und Affektverhaltens, steuert somit Aggressionen und Sexualverhalten und ist für Lernen und Gedächtnis von entscheidender Bedeutung. Deshalb wird alles leichter behalten, das Gefühle auslöst. Es werden Botenstoffe ausgeschüttet, die sogenannten Neuropeptide. Diese Transmittersubstanzen sind für unsere Gefühle verantwortlich. So werden beispielsweise bei Freude und übermäßiger sportlicher Anstrengung Endorphine ausgeschüttet. Die Entdeckung, dass sich an der Oberfläche von Zellen des Immunsystems Rezeptoren befinden, die gleichfalls auf Neuropeptide reagieren, spricht dafür, dass über das limbische System Gefühle das Immunsystem anregen oder hemmen können.

Der Begriff „limbisches System” (Limbus: lat. Saum, Kante) geht auf den französischen Arzt und Anthropologen Pierre Paul Broca (1878) zurück, der die Hirnwindungen um Balken, Zwischenhirn und Basalkernen zu einem „grand lobe limbique” zusammenfasste. Zum limbischen System gehören die entwicklungsgeschichtlich verschieden alten neo-, archi- und palaeokortikalen Bezirke sowie subkortikalen Kerngebiete. Aufgrund dieser Ausdehnung können Informationen zwischen Telencephalon (Hirnrinde), Diencephalon und Mesencephalon ausgetauscht und integriert werden. An der medialen Hemisphäre kann man einen inneren und einen äußeren Bogen des limbischen Systems unterscheiden ([Abb. 1]).

Abb. 1 Limbisches System im teilweise durchscheinend dargestellten Cortex. Ansicht von medial auf die rechte Hirnhälfte. Quelle: [[1]]

Der äußere Bogen wird gebildet von: Gyrus parahippocampalis, Gyrus cinguli (auch Gyrus limbicus genannt, Namensgeber), Area subcallosa (Area parolfactoria) und Indusium griseum. Der innere Bogen wird gebildet von: Hippocampusformation, Fornix, Area septalis (kurz Septum[region]), diagonales Band nach Broca (in dieser Ansicht nicht sichtbar) und Gyrus paraterminalis.

Zum limbischen System zählen außerdem: Corpus amygdaloideum und Corpus mammillare, Nucleus anterior thalami, Nucleus habenularis, Nucleus tegmentalis dorsalis und Nucleus interpeduncularis.

Das limbische System ist v. a. an emotionalen, triebhaften und auch intellektuellen Leistungen des Menschen beteiligt. Es ist aber nicht der einzige Ort des Gehirns, an dem diese Leistungen erzeugt werden.

Neuronenkreis nach Papez

Einige Kerngebiete des limbischen Systems werden durch einen Neuronenkreis miteinander verbunden. Durch diesen Neuronenkreis werden die Bezirke des limbischen Systems miteinander verknüpft. So können im Unbewussten (subkortikale Areale) gespeicherte Informationen (das „Es” im Sinne Freuds) mit bewussten Handlungen verknüpft werden.

Aufgeführt sind jeweils die Kerngebiete (normal gedruckt) sowie die Bahnen (fett gedruckt), die zur nächsten Station des Neuronenkreises führen ([Abb. 2]):

Abb. 2 Sicht auf die Medianfläche des rechten Gehirns. Quelle: [1]

Hippocampus, Fornix, Corpus mammillare, Tractus mammillothalamicus (Vicq-d’Azyr-Bündel), Nuclei anteriores thalami, Tractus (Radiatio) thalamocingularis, Gyrus cinguli, zingulohippokampale Fasern, Hippocampus.

Corpus amygdaloideum (Mandelkern)

Der Mandelkern ist Teil des limbischen Systems und dient vor allem der Speicherung von Gedächtnisinhalten, die den Menschen emotional sehr bewegt haben. Er kann ebenfalls vegetative und sexuelle Funktionen beeinflussen.

Einige Krankheiten lassen sich auf Störungen des limbischen Systems oder der Amygdala zurückführen: Posttraumatische Belastungsstörungen, Narkolepsie, Depressionen, Autismus.

  • 1 Schünke M. Prometheus. Lernatlas der Anatomie. Kopf und Neuroanatomie.  Stuttgart: Thieme. 2005;  Abb.: Markus Voll, Karl Wesker 
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