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DOI: 10.1055/s-2008-1077166
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Genexpression - Wahrscheinlichkeit einer BRCA-Mutation bei früh auftretendem Brustkrebs
Publication History
Publication Date:
07 May 2008 (online)
Seitdem die Zusammenhänge zwischen BRCA-Mutation und dem Auftreten von Mammakarzinomen nachgewiesen sind, stellt sich die Frage, welchen Frauen die aufwendige genetische Untersuchung angeboten werden soll. Eine Risikoberechnung zur Entscheidungshilfe im konkreten Fall erfolgt bislang anhand von Vorhersagemodellen, welche die familiäre Belastung berücksichtigen, wobei gleichermaßen die männliche Linie Beachtung finden muss. Die vorliegende Studie prüfte, inwieweit bei kleinen Stammbäumen oder wegen nicht erfassbarer Familienmitglieder die Berechnung der Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer BRCA-Mutation beeinflusst werden kann. JAMA 2007; 297: 2587-2595
J. N. Weitzel et al. erfassten von April 1997 bis Februar 2007 prospektiv 306 Frauen mit einem Mammakarzinom vor dem 50. Lebensjahr, bei denen keine Verwandte 1. oder 2. Grades mit einem Mamma- oder Ovarialkarzinom nachweisbar waren. In jeweils der Hälfte der Fälle waren die Informationen zur Familienanamnese ausreichend bzw. nicht ausreichend (letztere definiert als weniger als 2 über 45 Jahre alte weibliche Verwandte 1. oder 2. Grades in einer oder beiden Abstammungslinien). Die Berechnung der Wahrscheinlichkeit einer BRCA-Mutation erfolgte mittels dreier Vorhersagemodelle (Myriad, Couch, BRCAPRO), die auch den Parameter jüdische Abstammung (19,9%) berücksichtigten.
Die aufgrund der 3 Vorhersagemodelle für das Gesamtkollektiv (n = 306) berechnete Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer BRCA-Mutation lag zwischen 7,33 und 20,37%. Die genetische Untersuchung zeigte bei 29 Patientinnen (9,5% des Gesamtkollektivs), dass tatsächlich eine solche Mutation vorlag. Diese positiven Resultate verteilten sich auf 21 Frauen aus der Gruppe mit eingeschränkter Information zur Familie (13,7% von 153 Fällen) und 8 Frauen aus der Gruppe mit ausreichender Information zur Familie (5,2% von 153 Fällen). Damit ergibt sich eine statistisch signifikante Abhängigkeit der Mutationsrate von der Familienanamnese dergestalt, dass eine mangelhafte Information eine 2,8-mal höhere Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer BRCA-Mutation erwarten lässt, in erster Linie aufgrund eingeschränkter Informationen zur väterlichen Linie (vgl. Tab. [1]).
Tab. 1 Abhängigkeit des Vorliegens einer BRCA-Mutation bei Frauen mit Mammakarzinom vor dem 50. Lebensjahr (n = 306) vom Ausmaß der Information zur Familienanamnese.
Der Vergleich mit der Sensitivität und Spezifität der bisherigen Vorhersagemodelle ergab, dass über die Information zur Familie (eingeschränkt versus ausreichend) mit 66,7% Sensitivität und 53,6% Spezifität das ausgeglichenste Verhältnis für die größere Gruppe der nichtjüdischen Frauen des Kollektivs (n = 245) erreicht wurde. Für das weitere Vorgehen wird vorgeschlagen, das Vorhersagemodell BRCAPRO durch einen Korrekturfaktor aufgrund der Familienanamnese zu modifizieren. Hieraus resultiert für die einzelnen Gruppen ein korrigierter Wahrscheinlichkeitsindex, der die beste Vorhersage zulässt.