Balint Journal 2008; 9(4): 112-113
DOI: 10.1055/s-2008-1076819
Memento

© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

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A Fine TreasureE. R. Petzold
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Publication Date:
29 December 2008 (online)

Zu den Nachbardisziplinen der Anthropologischen Medizin / Balintarbeit zählen Philosophie und Theologie. Die Nähe zur Theologie ergibt sich aus den sehr verwandten Aufgaben der Seelsorge bzw. der Psychotherapie.

Beispielhaft für den vergleichbaren Denkansatz mag die hoch aktuelle und fast gleichzeitige Vorstellung eines wissenschaftlichen Gemeinschaftsprojektes der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Tübingen (7.4.2008) und der päpstlichen Lateran Universität in Rom (9.4.2008) sein; ein Projekt, in dem Grund und Gegenstand des Glaubens nach römisch-katholischer und evangelisch-lutherischer Lehre so untersucht wurde, dass dabei katholische Wissenschaftler lutherische Grundsatztexte auslegen und evangelische Theologen katholische Dokumente. Dies Projekt der Gegenseitigkeit mag geeignet erscheinen, die ökumenische Stagnation zu überwinden und den Schatz der gemeinsamen Glaubensgrundlagen wieder zu finden, um eine Überlegung des Ratsvorsitzenden der evangelischen Kirche Deutschlands Bischof Wolfgang Huber aufzugreifen.

Philosophie und Medizin waren in früheren Zeiten aufs Engste miteinander verbunden, aber bei dem „Übergang aus dem philosophischen in das naturwissenschaftliche Zeitalter … warf die ‚wissenschaftliche Medizin’ bereitwillig eine mehr als 2000 Jahre alte Heil-Kunst über Bord” (so R. Virchow zitiert v. A. Labisch 1999). Dies entsprach nicht der kritischen Einstellung von Weizsäcker, Siebeck und Christian. Dies entspricht auch nicht dem, was wir wollen. Notwendig ist ein Gegengewicht zu einer zweidimensionalen Medizin (verstärkt durch Ökonomie und Politik), die Defizite (z. B. der Kommunikation) und Ressourcen (wie die der menschlichen Seele) verdrängt und bewusst die Risiken der linearen Kausalität eingeht.

Wir möchten diese Überlegungen mithilfe einer Erinnerung von Martin Buber in unser gemeinsames Gedächtnis zurückrufen: In der Rhein-Neckar-Zeitung, der Osterausgabe von 1974 fand sich zufällig ein Beitrag von Martin Buber (1878–1965), aus dem wir einige Abschnitte wiedergeben wollen.

E. R. Petzold

Goethestr. 5

72127 Kusterdingen

Email: erpetzold@gmx.de

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