Balint Journal 2008; 9(3): 78-82
DOI: 10.1055/s-2008-1076817
Original

© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

Balintarbeit – Begründungen und Erfahrungen. Mit Lesefrüchten aus Philosophie, Psychologie und Biologie[1]

Teil 2: Eigene Erfahrungen in Balinttagungen, reflektiert mithilfe phänomenologischer und konstruktivistischer GedankenBalint-Work – Explanations and Experiences. With Lessons from Philosophy, Psychology and Biology.Part 2: Own Experiences in Balint-Conferences, Reflected with the Aid of Phenomenological and Constructivist ThinkingH. Egli
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Publication Date:
19 September 2008 (online)

Zusammenfassung

In Teil 1 in der letzten Ausgabe des Balint Journals bin ich davon ausgegangen, dass Balintarbeit als ein Empathietraining verstanden werden kann. Ich habe empirische Untersuchungen referiert, die darauf hinweisen, dass es mit dem Spiegel-Neuronen-System eine biologische Grundlage der Empathie gibt. Diese Untersuchungen lassen eine verkörperte Simulation verstehen als Grundlage sowohl der Fähigkeit, sich vorzustellen, was andere denken, wie der Empathie. Ich habe das auf Balintarbeit angewendet und habe eine solche Auffassung von Balintarbeit einer Auffassung gegenüber gesetzt, die mehr einer Theory theory of mind entspricht und die die intellektuelle Anstrengung betont, wie es W. König [1] macht. Ich bin dabei der phänomenologischen Analyse von Depraz, Varela und Vermersch im Buch: „On becoming aware” [2] gefolgt. In diesem zweiten Teil wende ich die Erkenntnisse aus „On becoming aware” auf eigene Erfahrungen an, und es zeigt sich dabei, wie intensiv vor allem in Balinttagungen der Prozess ist, der uns mitreißt, und wie sehr eine vor allem intellektuelle Anstrengung zum Verständnis zu kurz greift. Ich schildere zum Abschluss, wie ein konstruktivistisches Denken, z. B. dargestellt in B. Pörksen: „Die Gewissheit der Ungewissheit” [3], zu einer Distanzierung in solch intensiven Prozessen und zu einer Wertschätzung anderer Standpunkte verhelfen kann.

Abstract

In part 1 of my article published in the previous edition of the Balint Journal, I have proceeded from conceiving Balint-Work as a training of empathy. I have presented empirical studies that show the mirror-neuron system as a biological foundation of empathy. These studies let understand an embodied simulation as the foundation of a theory of mind and of empathy. I have applied these views on Balint-Work and have contrasted this conception of Balint-Work to a conception that belongs more to a theory theory of mind that stresses the intellectual effort. I have referred there to W. König [1]. My conception followed the phenomenological analysis of Depraz, Varela and Vermersch in their work: “On becoming aware” [2]. In this second part of the article, I apply the ideas from “On becoming aware” on my own experiences. I show that the processes especially in longer Balint-conferences are so intense that they carry us away, and that a foremost intellectual effort to understand does not suffice. I describe how a constructivist thinking as presented in “Die Gewissheit der Ungewissheit” by B. Pörksen [3] can help us to get more distance in such intense processes and to better esteem divergent standpoints.

1 Bearbeitung des Vortrags vor der Österreichischen Balint-Gesellschaft am 31.5.2007. Ich danke Herrn Dr. Edlhaimb für die Einladung und die Anregung, die Bedeutung der Spiegelneurone für die Balintarbeit zum Thema zu machen.

Literatur

  • 1 König W. Die Leitung von Balintgruppen. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2004
  • 2 Depraz N, Varela F J, Vermersch P. On Becoming Aware. A pragmatics of experiencing. John Benjamins Publishing Company, Amsterdam / Philadelphia 2002
  • 3 Pörksen B. Die Gewissheit der Ungewissheit. Carl-Auer-Systeme Verlag, Heidelberg 2002
  • 4 Kutter P. Ein psychoanalytischer Beitrag zur professionellen Sozialisation im Rahmen des Forschungsschwerpunktes Hochschul-Didaktik. Antrag an die Deutsche Forschungsgemeinschaft, Frankfurt 1979
  • 5 Blume, aus der Sicht von Insekten. Bildquellennachweis: bab.ch/mauritius images

1 Bearbeitung des Vortrags vor der Österreichischen Balint-Gesellschaft am 31.5.2007. Ich danke Herrn Dr. Edlhaimb für die Einladung und die Anregung, die Bedeutung der Spiegelneurone für die Balintarbeit zum Thema zu machen.

Dr. med. H. Egli

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