Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(3): 159
DOI: 10.1055/s-2008-1074793
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

5-ASA im neuen Multi Matrix System - Mit weniger Tabletten sicher in den Dickdarm

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Publikationsdatum:
03. April 2008 (online)

 
Inhaltsübersicht

Bei geringer und mäßiger Krankheitsaktivität stellen Aminosalicylate auch heute noch den ersten Schritt der medikamentösen Induktionstherapie akuter Schübe einer Colitis ulcerosa dar. Im Vergleich zu Sulfasalazin hat sich Mesalazin in den meisten Vergleichsstudien als überlegen erwiesen. Mesalazin ist außerdem wirksam in der remissionserhaltenden Langzeittherapie. Nach einer Praxiserhebung [1] bekommen etwa 70% der Patienten mit Colitis ulcerosa Mesalazin allein oder in Kombination mit Steroiden. Mesalazin behält seinen Stellenwert auch in Kombinationen mit Immunsuppressiva und TNF-alpha-Blockern bei schweren Erkrankungsformen, wie Dr. med. Stefanie Howaldt, niedergelassene Internistin mit Schwerpunkt "Chronisch entzündliche Darmerkrankungen" aus Hamburg, betonte.

Hohe Dosen von Mesalazin scheinen bezüglich Induktion und remissionserhaltender Therapie besser wirksam zu sein, erklärte Prof. Stefan Schreiber, Kiel. Für die Patienten bedeutete dies lange Zeit die Notwendigkeit einer Langzeiteinnahme von vielen Tabletten - verteilt auf morgens, mittags und abends.

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Die Basistherapie optimieren

Ist die Akutphase erst überstanden, lassen viele Patienten allerdings in der Therapietreue erheblich nach und gefährden damit einen anhaltenden Therapieerfolg. Wie Prof. Wolfgang Kruis, Köln, unterstrich, nehmen 50 bis 60% der Patienten Aminosalicylate unvollständig und bis zu 10% überhaupt nicht ein. In einer Vergleichsstudie [2] blieben Patienten, die 5-ASA korrekt einnahmen, zu 89% über 36 Monate in Remission, während dies nur für 39% der weniger zuverlässigen Patienten galt.

Zu dem Compliance-Problem durch die hohe Zahl von Tabletten kommt, dass die bisherigen Galeniken (Mikroverkapselung, pH-modifizierte Freisetzung) nicht sicherstellen konnten, dass der Wirkstoff im Dickdarm freigesetzt wird. Beide Nachteile konnten mit MMX-Mesalazin (Mezavant®) beseitigt werden, das seit dem 1. Februar 2008 in Deutschland erhältlich ist. Eine Tablette enthält die vergleichsweise hohe Menge von 1,2 g Mesalazin. Die gesamte Tagesdosis von 2,4 g kann mit zwei Tabletten einmal täglich appliziert werden. Außerdem wurde die gezielte Dickdarmapplikation optimiert. Der Wirkstoff befindet sich in einem Matrix-Polymer mit hydrophilen und lipophilen Anteilen, welches mit einem säurefesten Überzug ummantelt ist. Dieser löst sich erst bei einem pH-Wert von 7 auf, das heißt im terminalen Ileum. Die hydrophile Matrix saugt sich dann wie ein Schwamm voll und es bildet sich eine visköse Gelmasse. Aus dieser wird 5-ASA verzögert ins Dickdarmlumen freigesetzt. Während der weiteren Kolonpassage zerfällt die visköse Gelmasse allmählich in Fragmente, die sich an die Mukosa anlagern und den restlichen Wirkstoff abgeben. Die lipophile Matrix verlangsamt die wässrige Durchdringung und verzögert damit diesen Zerfalls- und Freisetzungsprozess (Abb. [1]). Für diese neue Formulierung erhielt die Firma Shire 2007 den H.G. Creutzfeldt-Innovationspreis.

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Abb. 1 Gezielte Dickdarmapplikation mittels Multi-Matrix-System (MMX)

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Einmalgabe vergleichbar effektiv

Das Präparat sei für die Patienten vergleichsweise angenehm zu schlucken, berichtete Howaldt aus ihrer Praxiserfahrung. Dem Arzt gebe 5-ASA MMX® die Sicherheit einer Wirkung im gesamten Dickdarm. Die Internistin erwartet sich davon auch, dass zusätzliche Applikationsformen für distale Befallsmuster wie Schäume und Zäpfchen eingespart werden können.

In zwei placebokontollierten Studien [3], [4] erreichten Patienten mit aktiver Colitis ulcerosa in acht Wochen mit 5-ASA MMX® signifikant häufiger eine klinische und endoskopische Remission als mit Placebo. Dabei gab es keine Unterschiede zwischen 1,2 g zweimal täglich und 4,8 g einmal täglich in der ersten sowie 2,4 g einmal täglich und 4,8 g einmal täglich in der zweiten Studie.

In einer offenen Extensionsstudie [5] erhielten 362 Patienten, die in den Induktionsstudien eine Remission erreicht hatten, eine Erhaltungstherapie mit einmal täglich 2,4 g oder zweimal täglich 1,2 g 5-ASA MMX® über zwölf Monate. Der Anteil von Patienten, die in dieser Zeit kein klinisches Rezidiv erlitten hatten, lag in beiden Gruppen bei rund 90%. Rund 70% der Patienten wiesen am Studienende noch eine klinische und endoskopische Remission auf. Auch in der Sicherheit gab es keine Unterschiede zwischen der Einmal- und der Zweimalgabe.

Dr. med. Angelika Bischoff, Planegg

Quelle: Einführungspressekonferenz "Mezavant® (Mesalazin) - Ein Meilenstein in der Therapie der Colitis ulcerosa durch MMX®-Technologie", Januar 2008 in Hamburg. Veranstalter: Shire Deutschland GmbH.

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Literatur

  • 01 Blumensstein I . et al . Z Gastroenterol. 2007;  45 731-900
  • 02 Kane SV . et al . Am J Med. 2003;  114 39-43
  • 03 Lichtenstein G . et al . Clin Gastroenterol Hepatol. 2007;  132 36-75
  • 04 Kamm MA . et al . Gastroenterology. 2007;  132 36-75
  • 05 Kamm MA . et al . Gastroenterology. 2007;  132 (Suppl 2) A 510
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Literatur

  • 01 Blumensstein I . et al . Z Gastroenterol. 2007;  45 731-900
  • 02 Kane SV . et al . Am J Med. 2003;  114 39-43
  • 03 Lichtenstein G . et al . Clin Gastroenterol Hepatol. 2007;  132 36-75
  • 04 Kamm MA . et al . Gastroenterology. 2007;  132 36-75
  • 05 Kamm MA . et al . Gastroenterology. 2007;  132 (Suppl 2) A 510
 
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Abb. 1 Gezielte Dickdarmapplikation mittels Multi-Matrix-System (MMX)