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DOI: 10.1055/s-2008-1063028
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Allergische Sofortreaktionen - Erste Ergebnisse des Anaphylaxie-Registers
Publication History
Publication Date:
10 March 2008 (online)
Jährlich sterben schätzungsweise bis zu 250 Menschen an einem anaphylaktischen Schock, der Maximalvariante einer allergischen Sofortreaktion. Da Anaphylaxien vermutlich in vielen Fällen gar nicht als solche erkannt und entsprechend behandelt werden, ist sogar von einer wesentlich höheren Dunkelziffer auszugehen. Deshalb hat die interdisziplinäre Arbeitsgruppe "Anaphylaxie" des Allergie-Centrums-Charité in Berlin vor einem Jahr das Anaphylaxie-Register zur Erhebung der im deutschsprachigen Raum aufgetretenen anaphylaktischen Reaktionen entwickelt. Die Daten bilden eine Grundlage für Verbesserungen in der Diagnostik, Behandlung und Prävention von Anaphylaxien. An der Datenerhebung nehmen bislang 46 allergologische Kliniken und Zentren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teil. Die Erfassung erfolgt über die Homepage www.anaphylaxie.net in einem Passwort-geschützten Bereich. Zukünftig sollen auch niedergelassene Ärzte und Notfallpraxen Eingaben machen können.
#Ein-Jahres-Ergebnisse: Datenauswertung
Von Juli 2006 bis Juli 2007 wurden 236 Anaphylaxien, bei denen pulmonale Symptome und ein kardiovaskulärer Kollaps auftraten, gemeldet. Häufigste Auslöser waren Insektenstiche (39,4%, davon 57,6% Wespengift) gefolgt von Lebensmitteln (26,3%) und Medikamenten (22,5%) (Abb. 1). Bei den Nahrungsmitteln führten vor allem Hülsenfrüchte (Erdnuss, Sojabohne) und tierische Eiweiße zu anaphylaktischen Reaktionen. Bei den Medikamenten waren Schmerzmittel (11,4%) und Antibiotika (5,9%) die häufigsten Auslöser. Die gemeldeten Fälle waren überwiegend schwere Anaphylaxien (Grad III und Grad IV mit Luftnot und Herz-Kreislauf-Reaktionen). Über die Hälfte der im Anaphylaxie-Register dokumentierten Reaktionen traten erstmalig auf und ereigneten sich überwiegend zu Hause. Die Erstbehandlung erfolgte in fast 50% der Fälle durch den Notarzt. Auffallend gering ist die Zahl der Patienten, die mit einem Notfallset (3,4%) ausgestattet waren, und das, obwohl die Anaphylaxie bei etwa 30% zum wiederholten Male auftrat.
#Auslöser von Allergien im Kindesalter
Bei Kindern sind Nahrungsmittel einer der häufigsten Auslöser von anaphylaktischen Reaktionen. Allein durch Erdnüsse und Nüsse werden etwa 40% der nahrungsmittelbedingten Anaphylaxien verursacht. Trotz Allergenkarenz kommt es jedoch immer wieder zu Situationen, in denen das allergene Nahrungsmittel versehentlich aufgenommen wird. Deshalb ist eine intensive Schulung der Patienten, Eltern, Kindergärtner und Lehrer zur Vermeidung allergener Nahrungsmittel und zum Verhalten im Notfall wichtig. Eine intensive Ernährungsberatung und ein Allergiepass sind gute Hilfestellungen, die Betroffenen zu sensibilisieren und dem sozialen Umfeld den adäquaten Umgang mit der Allergie zu erleichtern.

Abb. 1 Auslöser anaphylaktischer Reaktionen
Quelle: Pressemitteilung des Allergie-Centrum Charité, Berlin

Abb. 1 Auslöser anaphylaktischer Reaktionen