ZFA (Stuttgart) 2008; 84(3): 116-119
DOI: 10.1055/s-2008-1046792
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Sturzprävention bei älteren Menschen - eine Übersicht

Prevention of Falls in the ElderlyM. Gulich 1
  • 1Institut für Allgemeinmedizin, Universität Ulm
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Publikationsverlauf

eingereicht: 14.12.2007

akzeptiert: 24.1.2008

Publikationsdatum:
20. März 2008 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Stürze sind im Alter sehr häufig und eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit. Stürze sind in der Regel komplexe Ereignisse und die Sturzprävention ist eine Herausforderung für das Gesundheitswesen. Prävention durch einzelne Interventionen sind weniger effektiv, aber leichter durchzuführen und einfacher zu evaluieren.

Methode: Pragmatische Literaturübersicht 2002-2007

Ergebnisse: Kraft- und Balancetraining sind das effektivste Mittel, bei zu Hause lebenden alten Menschen die Häufigkeit von Stürzen zu reduzieren. Auf eine ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D ist zu achten, um Stürze und Frakturen zu vermeiden. Gegebenenfalls ist es effektiv eine Visuseinschränkung zu korrigieren und eine Medikation mit psychotropen Medikamenten anzupassen. Die intensivierte Behandlung vorbestehender Grunderkrankungen ist wahrscheinlich auch zur Reduzierung der Sturzgefährdung effektiv und als ein Argument in gesundheitsbezogene Entscheidungen einzubeziehen. Gezielte präventive Hausbesuche können im Gegensatz zu opportunistischen Hausbesuchen geeignet sein, Sturzgefährdung zu reduzieren. Interventionen mit mehreren Ansatzpunkten sind in ihrer Effektivität stark von der Zielgruppe und dem Design der Intervention abhängig. Generell sind derartige Interventionen im ambulanten Sektor eher als effektiv anzusehen, als bei Heimbewohnern oder in der stationären Pflege. Hüftprotektoren zur Vermeidung von sturzbedingten Hüftfrakturen sind nach einer anfänglichen Euphorie in ihrer Effektivität zurückhaltender zu beurteilen. Ihre Wirksamkeit ist stark vom Wirkprinzip (Energieabsorption oder -ableitung), von der Zielgruppe (hohes, mittleres oder niedriges Sturzrisiko) und von flankierenden Maßnahmen abhängig.

Abstract

Background: Accidental falls are common in elderly people and a major public health concern. Falls usually are complex and prevention of falls a serious challenge for health service. Prevention of falls by single interventions is less effective, but more feasible and more suitable for evaluation.

Method: Pragmatic literature review 2002-2007.

Results: Strength and balance training are most effective in preventing falls in community dwelling elderly. Adequate supply with calcium and vitamin D is important to prevent falls and fractures. If applicable, correction of a visual impairment and gradual withdrawal of psychotropic medication can reduce the risk of falling. Intensified therapy of preexisting comorbidity also might be a fall-preventive measure, but falls’ prevention is one of many arguments in health related decision making. Specific home visits for hazard assessment and modification seem to be effective in contrast to “opportunistic” home visits. Interventions aimed at multiple risk factors simultaneously are very dependent on the target population and the adequate design of the preventive program. Generally, they seem to be more effective in community dwelling persons then in institutional care or inpatient settings. Enthusiasm about hip protectors is slowly fading. Their protective effect depends on the kind of protector (energy absorbing vs. protective) and the target population (high vs. medium vs. low risk) and supportive measures.

Literatur

Korrespondenzadresse

Dr. M. GulichMSc 

Universität Ulm

Institut für Allgemeinmedizin

Helmholtzstraße 20

89069 Ulm

eMail: markus.gulich@uni-ulm.de