Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2008; 2(3): 193-212
DOI: 10.1055/s-2008-1038585
Notfallchirurgie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Arterielle und venöse Gefäßverletzungen

S. Roth 1 , S. Schulte 2 , S. Horsch 1
  • 1Abteilung für Gefäßchirurgie, Krankenhaus Porz, Köln
  • 2Praxis für Gefäßchirurgie, Mediapark Klinik, Köln
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Publication Date:
10 June 2008 (online)

Gefäßverletzungen können durch direkte und indirekte Gewalteinwirkung verursacht werden. Am häufigsten sind scharfe, penetrierende Verletzungen. Die untere Extremität ist häufiger betroffen als die obere. Das Leitsymptom der scharfen Gefäßverletzung ist die Blutung, während es bei stumpfen Verletzungen meist die periphere Ischämie ist. Bei den klinischen Symptomen gibt es starke und schwache Hinweise für eine Gefäßverletzung. Das Therapieziel ist die Abwendung des Verblutungstodes durch provisorische Blutstillung und Schockbehandlung sowie die anschließende Rekonstruktion des zerstörten Gefäßes zum Extremitätenerhalt. Die Ligatur eines Gefäßes ist nur in Ausnahmefällen zulässig, da bei vaskulär gesunden Patienten eine abrupte Unterbrechung der Blutversorgung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Extremitäten- bzw. Organischämie führt. Der Extremitätenerhalt hängt nicht allein von der Ischämiedauer ab, sondern auch vom Ausmaß der Begleitverletzungen (Weichteile, Knochen, Nerven) sowie von der Effizienz der Kollateralversorgung. Ein wichtiger Bestandteil der Therapie einer Arterienverletzung ist die rechtzeitige Fasziotomie. Bei der akuten Aortenruptur und bei posttraumatischen Aneurysmen der thorakalen Aorta ist heute die endovaskuläre Versorgung die Therapie der Wahl. Verschlüsse der proximalen Armarterien inkl. der A. subclavia können aufgrund der bereits natürlich angelegten Kollateralisation klinisch eine geringe Symptomatik verursachen und dadurch besonders bei Kindern leicht übersehen werden. Bei kindlichen Gefäßverletzungen ist das weitere Längenwachstum zu berücksichtigen. Die Gefäßrekonstruktion muss dann so angelegt werden, dass ein Mitwachsen ermöglicht wird. Die Gefäßnaht erfolgt daher nicht fortlaufend, sondern in Einzelknopftechnik. Der Faden besteht aus langfristig resorbierbarem Material, und als Transplantat ist immer die autologe Vene zu verwenden. Die Rekonstruktion komplexer venöser Gefäßverletzungen ist zeitaufwendig und geht mit schlechten Offenheitsraten einher. Daher sollte eine Venenrekonstruktion nur dann angestrebt werden, wenn sie durch eine einfache Rekonstruktionstechnik möglich ist, ansonsten ist eine Ligatur gerechtfertigt.

Quellenangaben

  • q1 Hirner A, Weise K. Chirurgie - Schritt für Schritt. Stuttgart; Thieme 2004
  • q2 Vollmar J. Rekonstruktive Chirurgie der Arterien. Stuttgart; Thieme 1996
  • q3 Abb. 1, 2: aus Hirner u. Weise 2004, nach Vollmar 1996. 
  • q4 Abb. 3 b, 4 a, 7 a - e: aus Hirner u. Weise 2004, nach Vollmar 1996. 

Zum Weiterlesen und Vertiefen

  • 1 Lazarides M, Georgiadis G, Papas T, Gardikis S, Maltezos C. Operative and nonoperative management of children aged 13 years or younger with arterial trauma of the extremities.  J Vasc Surg. 2006;  43 72-76
  • 2 Hafez H M, Woolgar J, Robbs J V. Lower extremity arterial injury: Results of 550 cases and review of risk factors associated with limb loss.  J Vasc Surg. 2001;  33 1212-1219
  • 3 Nanobashvilli J, Kopadze T, Tvaladze M, Buachidze T, Nazvlishvili G. War injuries of major extremity arteries.  World J Surg. 2003;  27 134-139
  • 4 Pappas P, Haser B, Teehan E, Noel A, Silva M, Jamil Z, Swan K, Padberg F, Hobson R W. Outcome of complex venous reconstructions in patients with trauma.  J Vasc Surg. 1997;  25 398-404

Dr. med. Sebastian Roth

Abteilung für Gefäßchirurgie
Krankenhaus Porz am Rhein

Urbacher Weg 19

51149 Köln

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