Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2008; 2(2): 151-170
DOI: 10.1055/s-2008-1038390
Notfallchirurgie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ileus

J. Köninger1 , C. N. Gutt1 , M. W. Büchler1
  • 1Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg
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Publication Date:
07 April 2008 (online)

Unter Ileus versteht man im weitesten Sinne eine Behinderung des Transports von Nahrung durch den Eingeweidetrakt. Prinzipiell wird die mechanische Behinderung der Magen-Darm-Passage (mechanischer Ileus) von Umständen unterschieden, im Rahmen derer eine Inaktivität von Magen und Darm den Weitertransport der Nahrung behindert (paralytischer Ileus). Das gemeinsame pathophysiologische Korrelat für alle Ileusformen ist der distendierte Darm. Durch die Überdehnung der Darmwand mit entsprechend erhöhter Wandspannung kommt es zu einer Minderdurchblutung der Darmwand mit entsprechender Hypoxie, Sequestrierung von Flüssigkeit im Darmlumen, Ödembildung der Darmwand und der Ausbildung von Aszites.

Die fehlende Darmpassage führt zu vermehrtem Bakterienwachstum und Endotoxinbildung im Darmlumen und, aufgrund einer gestörten Mukosabarriere, Übertritt der Toxine in die Blutbahn. Durch diesen Circulus vitiosus wird die Erkrankung weiter verstärkt. Die Endotoxineinschwemmung führt zum Vollbild der Ileuserkrankung mit dem klinischen Bild eines hypovolämisch septisch toxischen Schocks bis hin zum Multiorganversagen.

Die vordringliche Aufgabe des behandelnden Arztes ist es, eine derartige Eskalation der klinischen Problematik zu vermeiden. Die Kunst besteht in vielen Fällen darin, zu entscheiden, ob eine chirurgische Intervention im Einzelfall sinnvoll oder kontraproduktiv sein wird. Während es beim mechanischen Ileus durch ein standardisiertes Vorgehen recht einfach sein kann, im Sinne des Patienten zu entscheiden, stellt sich die Sache bei den unterschiedlichen Formen des paralytischen Ileus völlig anders dar.

Insbesondere die Behandlung und das Management des postoperativen Ileus stellt eine Herausforderung für den gastroenterologisch orientierten Chirurgen dar. Jede verfrüht durchgeführte Reexploration ist direkt kontraproduktiv und verschlechtert die klinische Situation des Patienten u. U. erheblich. Bei den anderen Formen der primären und sekundären intestinalen Paralyse oder Pseudoobstruktion steht die operative Intervention von vornherein im Hintergrund, wobei es durchaus Indikationen zur Stomaanlage gibt, wenn konservative Therapien nicht zum Erfolg führen.

Zum Weiterlesen und Vertiefen

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Priv.-Doz. Dr. med. Jörg Köninger

Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie
Chirurgische Universitätsklinik

Im Neuenheimer Feld 110

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