Klin Monbl Augenheilkd 1994; 204(3): 155-161
DOI: 10.1055/s-2008-1035513
© 1994 F. Enke Verlag Stuttgart

Autologe Nasenschleimhauttransplantation nach schwersten Verätzungen und Verbrennungen

Autologous Nasal Mucosa Transplantation After Severe Chemical and Thermal Eye BurnsRalf Kuckelkorn, Martin Wenzel, Jürgen Lamprecht1 , Bärbel Böcking, Martin Reim
  • Augenklinik der RWTH Aachen (Dir.: Prof. Dr. med. M. Reim)
  • 1Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und plastische Gesichts- und Halschirurgie (Dir.: Prof. Dr. med. G. Schlöndorff)
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Publication History

Manuskript erstmalig eingereicht am 3.1.94

in der vorliegenden Form angenommen am 10.1.94

Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Nach schweren Verätzungen und Verbrennungen der Augen entstehen im chronischen Stadium oftmals ausgedehnte Vernarbungen der Konjunktiva. Zur Rehabilitation dieser Augen steht selten genug autologe Bindehaut zur Verfügung, so dass auf Ersatzgewebe zurückgegriffen werden muß.

Patienten und Methode Im Zeitraum von Februar 1992 bis März 1993 wurden bei 13 Patienten freie autologe Transplantate aus der unteren Nasenmuschel gewonnen, um nach Exzision der konjunktivalen Narbengewebe die bulbäre und tarsale Schleimhautfläche wiederherzustellen. Die neugebildeten Fornizes wurden mit Hilfe von Silikonplomben atraumatisch entfaltet. Bei 3 Patienten wurde zusätzlich eine Illigschale eingesetzt. An die chirurgische Versorgung schloß sich eine intensive lokale antientzündliche Therapie mit kortikosteroidhaltigen Augentropfen an.

Ergebnisse Die Nachbeobachtung betrug zwischen 7 und 18 Monaten, das Intervall vom Unfall bis zur Transplantation 2-26 Monate. Bei 10 Patienten konnte eine Wiedereröffnung der Fornizes erreicht werden. Bei allen bildeten sich wieder zarte Vernarbungen aus, die allerdings ohne funktionelle Bedeutung waren. Postoperativ zeigte sich eine deutliche Verbesserung bzw. Normalisierung der Tränensekretion im Schirmer-Test. Bei sieben Patienten wird daher langfristig eine Keratoplastik angestrebt. Bei 3 Patienten traten rasch Rezidive in den ersten 2 Monaten nach der Transplantation auf.

Schlußfolgerung Bei ausgedehnten Vernarbungen der Bindehaut ist die Nasenschleimhaut ein hervorragendes Transplantatmaterial. Die Vorteile bestehen in der großen Schleimhautfläche, die zur Verfügung steht, sowie in der Transplantation von intraepithelialen Becherzellen, die langfristig die Benetzungsprobleme solcher Patienten verbessern helfen.

Summary

Background Extensive conjunctival scarring is common after severe chemical and thermal eye burns. There is often not enough healthy conjunctiva from the other eye available to correct the Symblepharons, therefore other autologous tissues have to be transplanted.

Patients and methods From February 1992 until March 1993 13 patients were treated with free nasal mucosal grafts from the inferior turbinates for reconstruction of the fornices. The newly created deep fornices were secured by a silikone band. In 3 patients an Illig plastic shell was used additionally. The surgical treatment was supplemented with an intensive treatment with topical corticosteroids to decrease the inflammatory reaction.

Results The patients were followed for an average of 7-18 months. The Intervall between the accident and the transplantation ranged from 2-26 months. In 10 patients a reconstruction of the fornices was achieved. In all patients, however, some slight scares could be observed. Postoperative Schirmertest was markedly improved. These results encourage us to plan a penetrating keratoplasty in 7 cases. 3 patients showed a recurrence of the Symblepharon 2 months after the transplantation.

Conclusion The nasal mucosa graft material is best suited for repair of extensive Symblepharon. The advantages of this tissue are the availability of large pieces of mucosa and the transplantation of intraepithelial goblet-cells. Long-term effects are the improvement and stabilisation of the tear film.