Intensivmedizin up2date 2008; 4(2): 97-112
DOI: 10.1055/s-2007-995500
Allgemeine Prinzipien der Intensivmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Optimierung des Sauerstofftransports

Jens  Meier, Oliver  Habler, Martin  Welte
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Publication Date:
12 March 2008 (online)

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Kernaussagen

Für den Intensivmediziner gibt es grundsätzlich 4 Möglichkeiten, das O2-Angebot zu erhöhen: Entweder wird der arterielle O2-Gehalt durch die Transfusion von Erythrozyten oder die Beatmung mit reinem Sauerstoff angehoben - oder das Herzzeitvolumen wird durch die Gabe von Kristalloiden und Kolloiden oder durch die Gabe von Vasopressoren und/oder Inotropika erhöht. Alle 4 Möglichkeiten sind mit typischen Nebenwirkungen verbunden, die dazu führen, dass der erwünschte positive Effekt auf das O2-Angebot nicht unbedingt mit einer Verbesserung der Prognose quoad vitam einhergeht.

Die Transfusion von Erythrozyten erhöht zwar unmittelbar den arteriellen O2-Gehalt und damit in den meisten Fällen auch das O2-Angebot, der Nutzen dieser Maßnahme muss aber gegenüber den Risiken der Gabe von Fremdblut abgewogen werden. Eine verfrühte Transfusion gefährdet unter Umständen den Patienten, ohne zu einem klinischen Nutzen zu führen. Dementsprechend steht der optimale Zeitpunkt für eine Transfusion auch weiterhin im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses.

Bei einer akuten Anämie ist die Beatmung mit reinem Sauerstoff eine einfache und effektive Maßnahme, um den arteriellen O2-Gehalt zu erhöhen und damit die Gewebeoxygenierung zu verbessern. Eine langfristige Anwendung ist aber nicht möglich.

Die Gabe von Volumenersatzlösungen erhöht das Herzzeitvolumen und damit das O2-Angebot. In bestimmten klinischen Situationen wirkt sich aber ein zu liberales Substitutionsregime unter Umständen negativ auf das Outcome aus. Die Bedeutung entsprechender Studien für die Intensivmedizin ist allerdings noch nicht abschließend geklärt.

Durch die Gabe von Vasopressoren und/oder Inotropika kann bei den meisten klinischen Schockformen das O2-Angebot angehoben werden. Allerdings führt ihr Einsatz zu einem Anstieg des O2-Verbrauchs und zu einer Minderperfusion bestimmter Organe und Gewebe. Folge kann eine Verschlechterung der Organfunktion sein. In welchen Situationen der Einsatz des einen oder des anderen Regimes den meisten Erfolg verspricht, muss in Zukunft noch im Rahmen kontrollierter Studien überprüft werden.

Literatur

Dr. med. Jens Meier

Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie

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