Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2007; 2(6): 459-476
DOI: 10.1055/s-2007-995413
Grundlagen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Medikamentöse Schmerztherapie von Erkrankungen des Bewegungsapparates

K.  Brune1 , J.  Zacher2
  • 1Doerenkamp-Lehrstuhl für Innovationen im Tier- und Verbraucherschutz, Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • 2Klinik für Orthopädie und Orthopädische Rheumatologie, HELIOS-Klinikum Berlin Buch
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Publication Date:
09 May 2008 (online)

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Das Behandlungskonzept muskuloskelettaler Schmerzen, v. a. der Arthrose, ist multimodal, symptomorientiert und abgestuft (Zacher 2006). Neben der Aufklärung des Patienten über sein Krankheitsbild sowie dessen natürlichen Verlauf und Beeinflussbarkeit durch Verhalten und Therapie kommen vor allem physikalische Maßnahmen wie die Anwendung lokaler Kälte (eher bei akuten Problemen), Wärme (eher bei subakuten und chronischen Problemen) und aktivierende Bewegungstherapie zum Einsatz. Schonung und Ruhigstellung haben ihren Platz insbesondere bei akuten Verletzungen. Bei länger anhaltenden oder stärker ausgeprägten Schmerzen ist die medikamentöse Therapie

  • mit analgetischen Wirkstoffen,

  • mit krankheitsmodulierenden Arzneimitteln

das Behandlungskonzept der Wahl. Auch alternative Methoden wie die Akupunktur werden eingesetzt.

Insbesondere für die Behandlung der Arthrose großer Gelenke liegen aktuelle internationale Leitlinien vor (Zhang et al. 2007).

Aufgrund ihres Wirkungsmechanismus werden bei akuten Schmerzen des Bewegungsapparates sog. Zyklooxygenasehemmer, inkl. Paracetamol und Phenazonderivate, eingesetzt. Beim Bestehen klarer Kontraindikationen für Zyklooxygenasehemmer können Analgetika vom Opioidtyp verwendet werden. Eine Kombination beider Wirkstoffe kann versucht werden. Versuche, durch die langfristige Gabe von Medikamenten die Progredienz von chronisch-degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates aufzuhalten oder gar den Normalzustand wiederherzustellen, sind - wenn überhaupt - nur von begrenztem Erfolg gekrönt. Dazu gehören die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln bzw. die Injektionen von Hyaluronsäure und die Einnahme früher als „Chondroprotektiva” bezeichneter Substanzen (SYSADOA - Slow Acting Drugs in Osteoarthritis). Die Studienlage ist nicht ausreichend, wenngleich Metaanalysen der aktuellen Studien einen geringen therapeutischen Effekt wahrscheinlich erscheinen lassen (Dougados 2006). Methodisch saubere Studien vor allem zur Identifizierung von Patienten, die von diesen Therapieverfahren profitieren können, stehen aus. Vitamine, Calcium und vieles andere finden ebenfalls Anwendung; die berichteten Erfolge halten aber einer kritischen Überprüfung in großen kontrollierten Studien nicht stand.

So steht im Vordergrund der Behandlung akuter Schmerzen des Bewegungsapparates auch weiterhin die Hemmung der Zyklooxygenasen durch selektive und nichtselektive Hemmer dieser Enzyme. Die verwendeten Wirkstoffe unterscheiden sich sowohl in ihrer Enzymselektivität als auch in ihren pharmakokinetischen Eigenschaften und - im begrenzten Umfang - auch hinsichtlich ihrer (substanztypischen) unerwünschten Eigenschaften, z. B. Arzneimittelinteraktionen. Aus der Kenntnis dieser unterschiedlichen Charakteristika ergeben sich Möglichkeiten zur individualisierten Therapie bestimmter Patienten oder Patientengruppen.

Literatur

Prof. Dr. Dr. h. c. Kay Brune

Doerenkamp-Lehrstuhl für Innovationen im Tier- und Verbraucherschutz

Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Fahrstr. 17

91054 Erlangen

Phone: 09131/8522293

Fax: 09131/206119

Email: brune@pharmakologie.uni-erlangen.de