Notfall & Hausarztmedizin 2007; 33(10): 496
DOI: 10.1055/s-2007-992864
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Lipidsenkung bei kardiovaskulären Hochrisikopatienten - Lipidziele durch duale Hemmung erreichen

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05 November 2007 (online)

 
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Die meisten kardiovaskulären Hochrisikopatienten haben das Therapieziel einer adäquaten Lipidsenkung bislang nicht erreicht. Das jedenfalls lässt sich aus einer Befragung von 375 Diabetologen und 375 Kardiologen in Europa schließen. Drei von vier Mediziner kennen demnach auch den Grund für diesen Missstand. Sie glauben, dass die derzeit gültigen Leitlinien nicht adäquat umgesetzt werden. Die Mehrheit der befragten Fachärzte weiß, dass für eine starke LDL-Senkung ein duales Vorgehen notwendig ist, was aber noch zu selten tatsächlich durchgeführt wird.

Als wichtigste Ursache für das Ausbleiben einer optimalen Lipidtherapie nannte Prof. Dr. Guy De Backer, Ghent (Belgien), die Unterschätzung des Gesamtrisikos. So sei vielen Ärzten nicht klar, dass selbst leicht erhöhte LDL-Werte im Kontext mit anderen Risikofaktoren zu einem kardiovaskulären Risiko führen. Diese Fehleinschätzung korrespondiert mit überzogenen Erwartungen an eine Statin-Monotherapie. Gerade einmal der Hälfte der befragten Ärzte war bekannt, dass jede Dosisverdopplung des Statins zu einer weiteren LDL-Absenkung um lediglich 6% führen kann.

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Lücke zwischen Leitlinien und tatsächlicher Therapie schließen

Zugleich sind aber auch zwei Drittel der Ärzte zurückhaltend, was eine Dosiserhöhung anbelangt. Zu Recht befürchten sie vermehrt unerwünschte Arzneimittelwirkungen, ergänzte Dr. Michel Farnier, Dijon (Frankreich). Um die Lücke zwischen Behandlungsleitlinien und tatsächlichen Therapieergebnissen zu schließen, sind neue Ansätze dringend geboten, forderte der Endokrinologe. Hierfür bezeichnete er eine kombinierte Therapie als einen gangbaren Weg. So verspricht eine gleichzeitige Hemmung der Cholesterinsynthese in der Leber und der Cholesterinresorption aus dem Darm eine deutlich verbesserte Cholesterinsenkung. Die duale Cholesterin-Hemmung mit Simvastatin und Ezetimib führt initial zu einer ebenso starken Senkung des LDL-Cholesterins wie drei aufwendige Titrationsschritte in der Statin-Monotherapie. So bringt eine zusätzliche Gabe von Ezetimib 10 mg eine LDL-Minderung um 25%, rechnete Farnier und betonte, dass die unerwünschten Wirkungen einer Statin-Hochdosistherapie auf diese Weise vermieden werden können.

Martin Wiehl, Königstein-Falkenstein

Quelle: Pressekonferenz "Challenging Perceptions in LDL-Management", September 2007 anlässlich des ESC(European Society of Cardiology)-Kongresses in Wien. Veranstalter: MSD/essex