Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2007-990759
Das Mammakarzinom befällt immer jüngere Frauen
Publication History
Publication Date:
26 September 2007 (online)
Dr. Jean-Francois Delaloye
In einem kürzlich publizierten Artikel haben Bouchardy und Mitarbeiter eine dramatische Zunahme der in Genf zwischen den Jahren 1995-1997 und 2002-2004 diagnostizierten Mammakarzinome bei jungen Frauen im Alter von 25-39 Jahren beschrieben (Bouchardy C et al. Br J Cancer 2007; 96: 1743-1746). Von 22,6 pro 100 000 Frauen/Jahr für die erste Periode ist die Inzidenzrate auf 46,5 pro 100 000 Frauen/Jahr für die zweite Periode gestiegen. Die spezifische Inzidenzrate hat signifikant um nahezu 10% pro Jahr zugenommen.
Die Autoren fragen sich nun, ob es sich hierbei um einen Zufallsbefund handelt, zumal aus der Datenbasis der Surveillance Epidemiology and End Results (SEER) diese Zunahme für das Jahr 2003 nicht in dieser Form abzusehen ist (http://seer.cancer.gov/). Ohne auf die Publikation der Zahlen anderer Tumorregister zu warten, muss man nach der Ursachen dieses beunruhigenden Phänomens suchen. Die Selbstabtastung, die Teil der zur Zeit etablierten Früherkennungsprogramme ist, sollte ab dem 25. Lebensjahr begonnen und möglichst am 4.-6. Zyklustag durchgeführt werden. Eine klinische Untersuchung sollte ab dem 30. Lebensjahr jährlich durchgeführt werden. Die Tastuntersuchung kann in der jungen Brust vor allem auch für junge Frauen eine wertvolle Maßnahme darstellen (Lux MP et al. Senologie 2005; 2: R1-R16), zumal die Mammografie, die ihre Bedeutung in der Diagnose präinvasiver Vorstufen und kleiner Mammakarzinome hat, aufgrund der hohen Röntgendichte bei jüngeren Frauen, eine deutlich schlechtere Sensitivität und Spezifität aufweist (Schultz-Wendtland R et al. Senologie 2005; 2: R17-R40). Die Mammasonografie ist allenfalls als Ergänzungsmethode zur Mammografie zu werten. Dagegen scheint die Magnetresonanztomografie (MRT), die das sensitivste Verfahren in der Mammadiagnostik bei jedoch nur mäßiger Spezifität ist, sinnvoll bei Hochrisiko-Patientinnen ab dem 30. Lebensjahr (Schultz-Wendtland R et al. Senologie 2005; 2: R17).
Dieses Jahr haben Forscher sechs neue DNA-Veränderungen gefunden, die das Risiko für ein Mammakarzinom erhöhen können. Gene wie BRCA1 und BRCA2, die ein hohes Karzinomrisiko bergen, kommen glücklicherweise in der Allgemeinbevölkerung selten vor. Die neuen DNA-Veränderungen sind dagegen weitaus häufiger, tragen aber ein geringeres Risiko. Auf der Basis der Statistiken wird nun vermutet, dass diese Stellen der DNA-Veränderungen mit der Krankheit assoziiert sein könnten (Easton DF et al. Nature 2007 May 27; Hunter DJ et al. Nat Genet 2007 May 27). Die Befunde sind jedoch noch preliminär, um als Basis eines diagnostischen Testes zu dienen. Diese und vielleicht andere Mutationen bei jungen Frauen gezielt zu suchen mag uns ein MRT-Sreening in greifbare Nähe bringen.
Dr. Jean-François Delaloye, PD MER,
Past President der Schweizerischen Gesellschaft für Senologie 2007
Département de Gynécologie-Obstétrique Centre Hospitalier Universitaire Vaudois, Lausanne, Suisse