Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212(1): 22-26
DOI: 10.1055/s-2007-990474
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Malassezia furfur im Trachealsekret beatmeter Frühgeborener[1]

Malassezia furfur Colonising the Respiratory Tract of Mechanically Ventilated NeonatesA. W. Flemmer1 , 2 , E. Yilmaz1 , R. Mittal2 , B. Müller-Edenborn1 , A. Haas3 , A. Holzinger2 , A. Schulze1
  • 1Neonatologie der Kinderklinik am Perinatalzentrum Großhadern, Ludwig-Maximilian-Universität München
  • 2Forschungskubus der Universitäts-Kinderklinik der Ludwig-Maximilian-Universität München
  • 3Max v. Pettenkofer Institut, Ludwig-Maximilian-Universität München
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Publikationsverlauf

2007

2007

Publikationsdatum:
22. Februar 2008 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund und Fragestellung: Beatmete Neu- und Frühgeborene sind besonders gefährdet, im Verlauf der Beatmung eine Ventilator-assoziierte Pneumonie zu aquirieren (VAP). Es ist deshalb notwendig, frühzeitig eine pulmonale Kolonisation mit potenziell pathogenen Keimen zu entdecken. Neben Bakterien können auch Pilze VAP auslösen. Eine systematische, prospektive Untersuchung des Trachealsekrets beatmeter Neu- und Frühgeborener auf die Besiedelung mit Pilzen existiert jedoch nicht. Ziel dieser Studie war deshalb, die Pilzbesiedelung beatmeter Früh- und Neugeborener im Verlauf der mechanischen Beatmung prospektiv, longitudinal zu untersuchen.

Patient / innen und Methoden: 187 tracheale Aspirate (TA) von 29 beatmeten Neugeborenen (23-35 SSW) wurden untersucht. TAs wurden mikroskopisch und mithilfe von Standard-Kulturen ausgewertet. Diese Ergebnisse wurden klinischen Zeichen einer VAP oder Sepsis gegenüber gestellt.

Ergebnisse: In keiner der Proben konnten Candida-Spezies nachgewiesen werden. Im Gegensatz dazu wurde Malassezia furfur (Mf), ein lipophiler Pilz ab dem 10., 21. und 31. postnatalen Tag im TA von 3 von 17 extremen Frühgeborenen (ELBWI) über einen längeren Zeitraum nachgewiesen. Der Nachweis von Mf war mit klinischen Zeichen einer Infektion assoziiert. Mf-positive Kindern erhielten häufiger topische Steroide (p = 0,03). In vitro konnte außerdem gezeigt werden, dass natürlicher Surfactant von Mf als Substrat genutzt werden kann.

Schlussfolgerung und Diskussion: Der Saprophyt Malssezia furfur kann bei beatmeten ELBWI zu einer pulmonalen Kolonisation mit klinischer Relevanz führen. Da Mf normalerweise nicht kulturell, wohl aber mikroskopisch identifiziert werden kann, muss bei der Differenzialdiagnose der VAP bei ELBWI, insbesondere bei topischer Steroidgabe und nach Surfactantgabe, an diesen Keim gedacht werden.

Abstract

Background: Ventilated neonates are prone to acquire ventilator-associated pneumonia (VAP). Consequently early diagnosis of pneumonia is required. Beside bacteria, fungi are suspected as a cause of VAP. However, fungal colonisation and infection of the lung have not been studied systematically. The purpose of this study was to evaluate pulmonary fungal colonisation in ventilated neonates and premature infants.

Materials and Methods: 187 tracheal aspirates (TA) from 29 ventilated neonates (23-35 weeks gestational age) were investigated. TAs were evaluated microscopically and by culture. Data were matched with clinical signs of VAP or sepsis.

Results: Candida species were not detected in TA or culture. In contrast, Malassezia furfur (Mf), a lipophilic fungus, was detected from the 10th, 21st and 31st postnatal days onwards in TAs of 3 out of 17 extremely prematures (gestational age at birth < 25 weeks). The presence of Mf was associated with clinical deterioration either immediately or a few days after the first positive Mf smear. Topic steroids were more frequently applied to Mf-positive ELBW infants (p = 0.03). In vitro, natural surfactant was demonstrated to be a sufficient substrate for Mf in culture.

Conclusion and Discussion: This is the first report on Mf lung colonisation of ELBWI during mechanical ventilation. Because Mf is generally not detected in standard cultures it appears to be an overlooked, potentially pathogenic fungus in prematures. Mf must be considered in the differential diagnosis of VAP in ELBWI exposed to topical steroids, especially when natural surfactant was administered.

1 Dr. Andreas W. Flemmer und Frau Dr. Ebru Yilmaz haben in gleicher Weise zu dieser Arbeit beigetragen.

Literatur

1 Dr. Andreas W. Flemmer und Frau Dr. Ebru Yilmaz haben in gleicher Weise zu dieser Arbeit beigetragen.

A. W. Flemmer

Neonatologie der Kinderklinik am Perinatalzentrum Großhadern · Ludwig-Maximilian-Universität München

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