Es scheint ganz einfach: Wer Stimmen hört, die andere nicht wahrnehmen, leidet unter
einem psychopathologischen Symptom („akustische Halluzination”). Therapeutisches Ziel:
Die Stimmen im Kopf zum Verschwinden bringen. Der Spur der „Normalität” folgend, endet
hier bereits das Verständnis Nicht-Betroffener - die Konfrontation mit der Wahrhaftigkeit
des Erlebten reicht nicht über eine banale Psycho-Diagnose hinaus. Doch wer sich -
wenigstens vorübergehend - auf das Phänomen einlässt, begegnet auch sich selbst: Sei
es in Form der Stimme des eigenen Gewissens, sei es in den Einflüsterungen politischer
Verschwörungen, sei es in dem spirituellen Kontakt mit Gott oder hinsichtlich von
künstlerischen Inspirationen (die ja bei Ärzten überdurchschnittlich häufig sind).
In überzeugender Weise hat das „Netzwerk Stimmenhören” mit der Website www.stimmenhoeren.de die Komplexität des Phänomens aus Betroffenensicht eingefangen und dargestellt. Interaktive
Elemente (Forum, Gästebuch), aber auch vielfältige Schilderungen von Betroffenen oder
ausgesuchte Weblinks zu Selbsthilfegruppen, Netzwerken oder Fachinformationen runden
die Website ab. Resümee: Einfach und beispielhaft. Übrigens: Je nach Methodik zeigen
epidemiologische Studien eine Häufigkeit von Stimmenhören über längere Zeit von mehr
als 10 %.
Synästhesie
Nur wenig von der Psychiatrie vereinnahmt ist das nicht weniger erstaunliche Symptom
der „Synästhesie” - also der Kopplung verschiedener Wahrnehmungsbereiche bei nur einem
Reiz („verschmolzene Wahrnehmung”). Synästhetiker können beispielsweise Geräusche
nicht nur hören, sondern auch Formen und vor allem Farben dazu sehen (audition colorée).
Wie viele Menschen solche Fähigkeiten (sic - nicht Symptom!) haben, ist unbekannt,
da die individuelle Normalität der Synästhesie kaum auffällt. Klar ist nur, dass viele
Künstler Synästhetiker waren oder sind. Die Zahl der Informations-Websites zum Thema
ist erstaunlich hoch. Hier nur eine kleine Auswahl von Internetauftritten, die unterschiedliche
Aspekte des Phänomens vorstellen:
-
www.synaesthesie.info - eine virtuelle Ausstellung zum „lauten Staunen” oder „zarten Hinhören”, wie es
gerade ge-fällt.
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www.synaesthesieforum.de - eine Mailingliste mit gehaltvollen Add-Ons.Lassen Sie sich weder die Galerie mitden
vielen Beispielen noch die Link-liste entgehen.
-
www.sensequence.de - hier finden SieAntworten aufFragen wie „wieschmeckt der Montag?”, „welche Formhat
das Jahr?” oder „welche Tage sindam größten?”
.Hinweis: Eine häufige Frage von Nicht-Synästhetikern ist - ganz anders alsbeim Stimmenhören:
„Kann ich dasauch erlernen?”