Bei etwa 20% der Patienten, die in der Hofheimer Schlafambulanz wegen chronischer
Schlafstörungen untersucht werden, finden sich dafür organische Ursachen. Dabei spiele
der Diabetes mellitus, vor allem vom Typ 1, eine wichtige Rolle, so Prof. Stephan
Volk, Hofheim am Taunus, beim DDG-Kongress in Hamburg. Häufig verursachen nächtliche
Hyper- oder Hypoglykämien sowie schmerzhafte Zustände bei diabetischer Polyneuropathie
Schlafstörungen. Daher plädierte Volk, den Blutzuckerspiegel der Patienten stabil
einzustellen. Laut Volk sollte die Therapie chronischer Ein- und Durchschlafstörungen
zunächst einen nichtmedikamentösen Ansatz verfolgen. Dazu müssen dem Patienten die
physiologischen Grundlagen des Schlafes und ein individuelles Störungsmodell vermittelt
werden. Zudem rät er Betroffenen, ein Entspannungsverfahren zu erlernen. Volk berichtete
über besonders gute Erfahrungen mit der progressiven Muskelrelaxation. Auch verhaltenstherapeutische
Methoden könnten sinnvoll sein. In vielen Fällen sei aber trotzdem eine unterstützende
medikamentöse Behandlung notwendig.
"Interessante moderne Substanz" ohne Abhängigkeitspotenzial
In der Hofheimer Klinik werden diesbezüglich Hypnotika eingesetzt, ggf. kombiniert
mit Antidepressiva. "Wird ein zeitlich befristeter Einsatz von Hypnotika notwendig,
so empfiehlt es sich, den Patienten vorab darüber aufzuklären, dass es sich um keine
Dauermedikation handelt", betont Volk. Diese Therapie dient lediglich dazu, den Teufelskreis
aus Nichtschlafen, schlechter Schlafqualität und eingeschränkter Leistungsfähigkeit
am Tag zu durchbrechen. Die Medikamente sollten möglichst wenig Wirkung am nächsten
Morgen haben, und gezielt das Ein- oder Durchschlafen verbessern.
Volk verwies in diesem Zusammenhang auf eine "interessante moderne Substanz": das
Antiepileptikum Pregabalin. Das Medikament verbessere die Schlafeffizienz, vermehre
Tiefschlafstadien und reduziere die Einschlaflatenz. Untersuchungen zu den Auswirkungen
gestörten Schlafs bei postherpetischer Neuralgie sowie bei diabetischen Neuropathien
hätten eindeutig einen Rückgang der nächtlichen Schlafunterbrechungen gezeigt (siehe
Kasten). Nach Auffassung von Volk wird das Antikonvulsivum Pregabalin mit seiner antineuropathischen
und anxiolytischen Wirkung bei der Therapie von Patienten diabetischer Polyneuropathie
und gleichzeitigen Schlafstörungen "aufgrund des fehlenden Abhängigkeitspotenzials
in Zukunft eine größere Bedeutung erlangen".
Jürgen W. Setton, Chemnitz
Quelle: Satellitensymposium "Was stört den Schlaf des Diabetikers?" im Rahmen der
42. Jahrestagung der DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft), 16. Mai 2007 in Hamburg.
Veranstalter: Pfizer GmbH, Karlsruhe