Notfall & Hausarztmedizin 2007; 33(6): 337
DOI: 10.1055/s-2007-985004
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Intelligente Schmerztherapie - Analgesie und Schutz vor Opioidbedingter Obstipation von Anfang an

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Publikationsdatum:
13. Juli 2007 (online)

 
Inhaltsübersicht

"15 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter chronischen Schmerzen", eröffnete Dr. Bernd Brüggenjürgen, Berlin, den 2. Deutschen Schmerzgipfel in Köln, der vom Unternehmen Mundipharma initiiert wurde. Doch nur ein Bruchteil aller behandlungsbedürftigen Schmerzpatienten werden tatsächlich adäquat behandelt.

Defizite sieht Dr. Thomas Nolte, Wiesbaden, unter anderem in der Wahl der Medikation. Hier wünscht sich der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie e. V. eine bessere Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Insbesondere gelte es zwischen akutem und chronischem Schmerz zu unterscheiden und die Therapie individuell zu gestalten. Das Festhalten an dem WHO-Stufenschema zur Schmerztherapie ist, so Nolte, "aus der Sicht des Patienten eine Katastrophe." Viele chronische Schmerzpatienten werden häufig zu spät auf Opioide umgestellt, womit die Chronifizierung des Schmerzes "nicht therapiert, sondern kultiviert" wird. Nolte plädierte daher für eine flexible Schmerztherapie, wie sie bei anderen Indikationen bereits etabliert ist.

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Obstipation durch Schmerztherapie

Opioide gelten heute als Goldstandard bei der Behandlung starker Schmerzen, z.B. bei postoperativen und neuropathischen Schmerzen, bei Schmerzen des Bewegungsapparats und Tumorschmerzen.

Der guten analgetischen Wirkung von Opioiden stehen aber unerwünschte Wirkungen, vor allem die Opioid-induzierte Obstipation entgegen, da Opioide nicht nur die Opioid-Rezeptoren im ZNS, sondern auch die im Darm besetzen. "Wir nehmen dem Patienten den Schmerz und führen ihm eine neue Qualität von Leiden zu", sagte PD Dr. Michael Überall aus Nürnberg. Da die Nebenwirkungen der Opiate untrennbar mit dem schmerzhemmenden Wirkmechanismus verbunden sind, unterscheiden sich die Opioide bezüglich der Nebenwirkungen nicht voneinander, unabhängig vom Wirkstoff oder der Applikationsart.

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Kombination aus retardiertem Oxycodon und Naloxon schafft Abhilfe

Eine wirksame Alternative zu herkömmlichen Opioiden ist die Fixkombination aus retardiertem Oxycodon und retardiertem Naloxon (Verhältnis 2:1), die Mundipharma als Targin® in zwei Dosierungen anbietet.

Nach oraler Gabe verdrängt retardiertes Naloxon Oxycodon von den Opioid-Rezeptoren im Darm und wirkt damit ursächlich gegen die Opioid-induzierte Obstipation. Dabei wird die starke systemisch-analgetische Wirkung des Opioids nicht beeinträchtigt, da Naloxon nicht in das periphere oder zentrale Nervensystem außerhalb des Magen-Darm-Traktes gelangt. Es wird über die Pfortader in die Leber transportiert und dort nahezu vollständig abgebaut. Mit der Kombination kann somit das Entstehen einer Opioid-bedingten Obstipation bereits von Beginn der Behandlung verhindert beziehungsweise reduziert werden. Die neue Fixkombination wirkt rasch innerhalb einer Stunde, die Wirkung des Retardpräparats hält für zwölf Stunden an. Das BfArM erteilte Targin® die Fast-Track-Zulassung nach § 28.3 AMG. Geeignet ist das Medikament besonders bei Opioid-naiven Patienten, bei unzureichender Analgesie sowie bei Obstipation unter bisheriger Opioidtherapie.

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Obstipation gefährdet Therapieerfolg

Schmerzpatienten werden meist nur zu ihren Schmerzen befragt, nicht zu Nebenwirkungen. Besonders die Auswirkung der Obstipation wird als Belastung für den Patienten häufig unterschätzt. Ärzte sollten über dieses Thema offen mit Patienten reden und entsprechende therapeutische Alternativen von Anfang an anbieten. Obwohl die meisten Ärzte um diese Nebenwirkung - die je nach Grunderkrankung und Behandlungsdauer bei bis zu 90% der Patienten vorkommt - wissen, werden nur bei rund einem Drittel der verordneten starken Opioide auch Laxanzien rezeptiert. Aber auch eine Laxanzientherapie kann die Obstipation nur bedingt bessern, da sie nur symptomatisch angreift, so Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Leiter des Schmerz- und Palliativzentrums in Göppingen. Zudem verursachen Laxanzien ihrerseits erhebliche Nebenwirkungen wie Darmspasmen, Krämpfe, Blähungen und unkontrollierbare Stuhlentleerungen - meist wird der Therapieerfolg so zunichte gemacht.

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Abb. 1 Wirkweise der Oxycodon-Naloxon-Fixkombination

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Fixkombination als Basisopioid

Die neue Fixkombination deckt mit den derzeit verfügbaren Dosierungen von 10 und 20 mg etwa 80% der in Deutschland üblichen Verordnungen ab. Bei Patienten, die unabhängig von einer Opioidtherapie unter Obstipation leiden, beugt die Kombination einer Verschlechterung vor. Bei Patienten, die wegen der Einnahme eines anderen Opioids unter Obstipation litten, gehen diese Beschwerden bei einem Wechsel auf das Kombinationspräparat zurück oder verschwinden ganz. Die Fixkombination sei jedoch als Basisopioid insbesondere für neu einzustellende, also Opioid-naive Patienten einzusetzen, plädierte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie, Dr. Müller-Schwefe.

Daniel Bomar, Linkenheim

Quelle: 2. Deutscher Schmerzgipfel "Was Patienten wirklich wollen", 10. Mai 2007 in Köln. Veranstalter: Mundipharma GmbH, Limburg/Lahn.

Mit freundlicher Unterstützung der Mundipharma GmbH.

 
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Abb. 1 Wirkweise der Oxycodon-Naloxon-Fixkombination