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DOI: 10.1055/s-2007-981320
© Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG
Die Fachklinik für Amputationsmedizin Osterhofen
Publication History
Publication Date:
09 October 2007 (online)

Am 01.07.1999 öffnete mit der Fachklinik für Amputationsmedizin in Osterhofen (Niederbayern) eine Spezialklinik ihre Pforten, wie sie bisher einzigartig in Deutschland ist (Abb. [1]). Seitdem steht hier arm- und beinamputierten Menschen ein modernes und spezialisiertes Versorgungszentrum zur Verfügung. Die Behandlung der Patienten erfolgt ganzheitlich und berücksichtigt neueste wissenschaftliche Erkenntnisse.
Abb. 1 Die Fachklinik für Amputationsmedizin in Osterhofen ist einzigartig in Deutschland.
Das Konzept der Klinik wurde gestaltet vom Chefarzt und Ärztlichen Direktor Dr. med. Fritz Haas. Der Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie eignete sich seine Fachkompetenz und umfangreiche Erfahrung durch die langjährige stationäre und ambulante Behandlung von Amputationspatienten an. Selbst oberschenkelamputiert beschäftigt er sich intensiv mit technischen Weiterentwicklungen in der Versorgung mit Prothesen und anderen orthopädietechnischen Hilfsmitteln.
Die Klinik umfasst 35 Akutbetten und 35 Betten für die stationäre Rehabilitation. Darüber hinaus besteht eine Zulassung für die ambulante Behandlung von Patienten, sodass die Möglichkeit der ambulanten Nachsorge nach Beendigung eines stationären Aufenthalts gegeben ist, die auch in hohem Maße in Anspruch genommen wird. In der Fachklinik arbeiten Spezialisten verschiedener Disziplinen und Fachgebiete zusammen, sodass den Patienten von der Operation bis hin zu Versorgung und Mobilisierung mit der Prothese eine umfassende Behandlung auf hohem Niveau angeboten werden kann. Das Team besteht u. a. aus:
Oberarzt für Chirurgie Oberarzt für innere Erkrankungen Physiotherapeuten Sporttherapeuten Masseur Ernährungs- und Diabetesberater Psychologe Sozialpädagoge Gestaltungstherapeut
Eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem Leistungszentrum für Orthopädietechnik, das sich gleich neben der Klinik befindet, garantiert den Patienten eine schnelle und optimale Versorgung mit einer Prothese.
Das oberste Ziel aller therapeutischen Maßnahmen besteht darin, die maximale Mobilität des Patienten unter Beachtung seiner individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse wiederherzustellen. Dazu tragen die unterschiedlichen Therapieangebote bei, die z. T. schon sehr früh nach der Amputation zur Anwendung kommen und den Patienten durch den gesamten Aufenthalt in der Fachklinik begleiten. Im Einzelnen gehören dazu:
Gangschulung / Ganganalyse Koordinationstraining mit Prothese Physiotherapie Physikalische Therapie (Massagetechniken) Sporttherapie Hippotherapie Funktionstest von Prothesen (PFT) Gestaltungstherapie
Die Sporttherapie unterstützt und ergänzt die übrigen therapeutischen Prozesse. Dabei geht es nicht vorrangig um Streben nach Leistung. Die Sporttherapie soll v. a. Spaß machen, Zerstreuung und Ablenkung bieten und - als wichtigster Aspekt - die Gesundheit erhalten bzw. verbessern. Ein wichtiges Ziel ist es, die Selbstsicherheit der Patienten zu steigern, ein realistisches Konzept für jeden Einzelnen zu entwickeln und die Patienten möglichst frühzeitig an den Umgang mit einer Prothese zu gewöhnen. Geeignete Maßnahmen im Sport regen auch die soziale Interaktion an, sie steigern die körperliche Leistungsfähigkeit und helfen mit, amputierte Menschen frühzeitig zu mobilisieren.
Im Rahmen der Sporttherapie finden u. a. statt:
Ergometertraining (Fahrrad-, Handkurbel-, Ruder-, Laufbandergometer) Medizinische Trainingstherapie (MTT) Wassergymnastik / Schwimmen Sportgruppen im Gymnastikraum Fitness-Gymnastik verschiedene Mannschaftsspiele Rückschlagspiele (z. B. Tischtennis, Badminton) Kegeln Bogenschießen Fahrradfahren (im Sommer) Walking bzw. Nordic Walking
Heutzutage haben Freizeitaktivitäten und Hobbys einen hohen Stellenwert. Vereine, Sport, Reisen, gemeinsame Aktivitäten mit der Familie oder Freunden sind unverzichtbare Bestandteile des gesellschaftlichen Lebens. Amputationsbedingt nicht mehr daran teilhaben zu können, bedeutet soziale Isolation. Es gehört daher zur Aufgabe der Sporttherapie, den Patienten in jeglicher Form zu unterstützen und ihm Mut zu machen, seine gewohnten Freizeitbeschäftigungen wieder ausüben zu können. Teilweise müssen modifizierte Möglichkeiten aufgezeigt und erprobt werden. Darum werden auch sog. Aktiv-Wochenenden angeboten, an denen der Patient mit seiner Familie teilnehmen kann. In diesem Angebot finden sich Sportarten wie z. B. Golf, Kajak, Segeln, Mountainbiking, Skifahren, Langlauf und Snowboard.
Die in der Klinik gewonnenen Erkenntnisse möchten die beiden Sporttherapeuten Matthias Lex und Thomas Moser gern in dem Kurs „Sporttherapie mit Amputierten”, der über den DVGS angeboten wird, weitergeben. Nächster geplanter Termin: Frühjahr 2008.
Korrespondenzadresse
M. L.Sporttherapeut
Fachklinik für Amputationsmedizin
Plattlingerstraße 29
94486 Osterhofen
Phone: 0 99 32 / 3 90
Email: therapie@fachklinik-osterhofen.de
URL: http://www.fachklinik-osterhofen.de